"Herr Bürgermeister ade - in Eile"

Neulich - nun ja, es war im Oktober des vorigen Jahres - begab es sich, dass ich an einem Samstagvormittag meiner Einkaufstour nachging. Einige von uns kennen das... Meist mit einer Liste in der Tasche. Oder ohne List - weil: daheim vergessen.

An der Kassa. Also. Vielmehr auf den letzten Metern zu eben jener ging "es" los. Anstellen. Sich still fragend:" warum kostet das alles beinahe doppelt so viel, wie einst? Als den Schilling noch gab.." Um dann ebenso still, allerdings ein wenig emotioneller in sich hinein zu seufzen.

Zwei Kassen waren geöffnet und wir Kunden schoben brav unsere Einkaufswägen in besagte Richtung.

Da kam Herr Bürgermeister "ade". Einst selbst Kaufmann und seinerzeit "Gemeindeoberhaupt". "Häuptling" eines Nachbarorts sozusagen. Mittlerweile "Pensionär".

In seinem "Wägelchen", welches er zielstrebig kutschierte, befanden sich "Weinfläschlchen". In beachtlicher Menge. Einkaufsorder der Ehefrau? Für das abendliche Fest? "Herr Bürgermeister ade" hatte es sehr eillig. In dieser, offensichtlich unter Zeitdruck stehenden, Situation preschte Besagter nun vor. Der Endspurt startete rund vier Meter vor dem "schwarzen Gummiband", welches still und flott Richtung Kassiererin bewegte. ("Weshalb sieht man kaum Männer auf den Stühlen an den unzähligen Kassen der Verkaufsläden?" frage ich mich.)

Herr Bürgermeister düste also an uns vorbei. Wir, die wir uns bereits - so meinten wir - brav vor ihm in "Reih und Glied" angestellt hatten. Da kanntr er nichts. Mutierte zu einem skrupellosen Ellbogenrowdy in Sachen Rennen zur Kassa.

Er hatte gewonnen. "Sieger". "Erster"! Ohne jegliche Regung - was uns betraf - die wir fassungslos "überholt" wurden, wickelte er sein Kaufgeschäft ab. Und, schob sein promille haltiges Wägelchen gen Ausgang.

Weg war er.

Was blieb, waren jene - meine - Gedanken. "Ein-Drücke", die ihn meinerseits begleiteten: "Herr Bürgermeister. Damals - noch nicht ade - schüttelten Sie unzählige Hände, ließen sich hoffieren, orderten den Bau eines großen Gemeindezentrums. Nun, etwas unbescheiden - schon damals - wurde dieses bzw. jene bauliche Örtlichkeit, mit Ihrem Namen getauft. Nicht nur dort, sondern auch mittels vieler, vieler Fotos wurden Sie verewigt. Charmant und nicht nur händchendrückend, sondern auch mit vielen "Handibussis" verteilend, haben Sie sich, stets in der Bekundung, wie lieb Sie doch ihre Mitmenschen haben, durch Ihre kommunale Politikerkarriere chauffiert.

Heute chauffieren Sie Ihren Einkaufswagen in einem Geschäft des Nachbarorts, wie ein - ich sage es nochmals und in aller Deutlichkeit - wie ein "Ellbogenrowdy". Wortlos. Grußlos. Ohne jegliches Gemeinschaftsgefühl. Man hätte bitten können, vorgelassen zu werden. Oder.Ein ehrliches Lächeln oder dieses Wort "danke" oder "entschuldigung" hätte man den verdutzten Überrundeten zukommen lassen... können...

Ob Sie je ein "Menschenfreund" waren? Respektvoll? Achtsam?

Diese Frage stelle ich mir immer noch.... Und gerade - vor diesem Wahlsonntag in Niederösterreich - erinnerte ich mich an jene Begebenheit......

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fischundfleisch

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Silvia Jelincic

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