Blondes Haar. In wilden Locken. Ein Kindergesicht. Die Arme und Beinchen rundlich.
Ein wirklich liebes Kind. Ein Mäderl. Geschätzte drei Jahre jung.
Die Farbe der Augen jenes Kindes? Ich konnte diese nicht erkennen.
Die Gesichtszüge des Kindes? Ich konnte diese nicht sehen.
Das Kind saß auf den Schultern eines Mannes. Er stand an meiner linken Seite. Sehr nahe. So auch das Mäderl mit den lustigen, wilden blonden Locken.
Wir warteten auf die Verkäuferin. Allesamt. Heute.
"Damals".
Wann war dieses "damals" eigentlich?
"Damals" hätte ich die Augen des Kindes gesehen. Mit drei Jahren fühlen Kinder noch sehr gut, wenn man sie ansieht.
Damals. Jedenfalls.
Damals konnte man noch oft ein Lächeln austauschen. Mit Kindern.
Damals konnte man noch Grimassen ziehen. In fröhlichen Wettkampf traten wir, die großen und die kleinen Kinder.
Damals.... Damals resümierte ich abends. "Was war mein heutiges Highlight?" Meistens war es diese Nähe, welche mit einem fremden Kind, irgendwo in einem Geschäft, auf der Straße oder einem anderen öffentlichen Ort, entstand. Es waren diese nonverbalen Dialoge. Es genau "diese" Gespräche. Von Herz zu Herz. Geführt mit den Augen. Damals.... ließen mich diese Kinderaugen zufrieden und dankbar einschlafen. Es war wiedereinmal ein guter Tag...
Heute.
Heute sah ich ein Kind. Mit wilden blonden Locken.
Das Kind konnte niemand sehen. Das Kind konnte das Umfeld nicht wahrnehmen. Keinen Menschen. Kein Geschehniss.
Dieses Kind saß auf den Schultern eines Mannes...
...und hatte ein Mobiltelefon in den Händen.
Mit seinen kleinen Fingerchen hielt es das Telefon fest und starrte auf den Display. Ich sah, wie es einen Film ansah.
Der "Film des Lebens" war für dieses kleine Mädchen nicht mehr wahrnehmbar....
...Heute, bevor ich einschlafe, rufe ich diese Bilder in meinem Gehirn ab. Wenn ich den Tag reflektiere. Heute werde ich ein klein wenig traurig einschlafen.
Ich wäre so gerne dem kleinen Kinderherz begegnet. Von Herz zu Herz. Von Blick zu Blick...