Dr. Rudolf Gehring
Nicht alle Tage führt man in einem traditionellen Kaffeehaus auf der Wiener Mariahilferstraße ein Gespräch mit einem ehemaligen Präsidentschaftskandidaten. Damals, 2010 wurde – wir erinnern uns – Heinz Fischer von den Österreichern zum Bundespräsident gewählt. Rudolf Gehring rangierte hinter Barbara Rosenkranz an dritter Stelle. Ein beachtlicher Erfolg für diesen freundlichen, ruhig wirkenden Herrn.
Die Tradition ist auch für Gehring ein wesentlicher Bestandteil seiner Lebensgestaltung. Als praktizierender Christ und mehr als 30 Jahre aktiv Tätiger in der ÖVP – Gehring war etliche Jahre Sekretär des einstigen NÖ-Landeshauptmanns Siegfried Ludwig – legt dieser Mensch größten Wert auf seine eigene Familie und die Bewahrung der Familie in unserer Gesellschaft.
„Herr Doktor Gehring. Meine Frage zur Gesellschaft lautet: was meinen Sie treibt einen Mensch dazu, andere Lebewesen zu verletzen, zu missbrauchen? Und, was würden Sie unternehmen, hörten Sie von so einem Fall in ihrem Umfeld?“
„Der Ansatz ist in der Gesellschaft zu finden. Die Frage also lautet: was tun? Es sind oft Fehler Einzelner, welche zu derartigen Gewaltexzessen führen. Ich sehe auch im Atheismus eine der Hauptursachen. Das Bewusstsein von Schuld und Sünde ist heute nicht mehr so ausgeprägt. Es gibt ein bedeutendes Erziehungsdefizit. Die Würde des Anderen wird nicht geachtet. Die Christliche Partei Österreichs ist, das möchte ich hier sagen, gegen Euthanasie, auch gegen die Abtreibung. Das Tötungsverbot ist ein Bestandteil unseres Rechts. Die Fristenlösung ist zwar geltendes Recht, widerspricht aber klar dem Naturrecht / Recht aller Menschen auf Leben. Die CPÖ wird von den christlichen Kirchen großteils negiert. Weil diese etwas grantig auf uns sind. Es kam bereits vor, dass Pfarrgemeinderäte öffentlich gegen die CPÖ auftraten bzw. auftreten. Wir möchten jenen aber einen Spiegel vorhalten. Einen Spiegel, der erinnern soll, dass da etwas verloren ging. Um auf die gestellte Frage zurückzukommen, möchte ich auf „Katechismus der katholischen Kirche“ verweisen. Diesbezüglich merke ich an, dass die kath. Kirche seit einiger Zeit so ihre Probleme mit der CPÖ hat. Wir sind nicht einer Meinung, was den Lebensschutz betrifft. Die kath. Kirche, die Priesterschaft weist zu wenig auf die Wichtigkeit, den Wert der Familie, des Familienlebens hin. Für uns ist Familie ein Fundament für die Menschen.“
„Herr Doktor Gehring. Brauchen wir Menschen einen Glauben an eine höher geordnete Macht, welche über das Irdische hinausgeht?“
„Ein Energiebündel brauchen wir nicht. Der personale Gott ist ein sehr guter Zugang. Gott dokumentierte sich durch Jesus Christus. Das Christentum hat einen großen Vorteil. Es ist die einzige Religion der Liebe und des Friedens.“
„Herr Doktor Gehring, viele Bürger sind der Meinung, dass die Politiker Marionetten der Wirtschaftsbosse und der Banken sind. Was sagen sie bitte dazu?“
„Das lässt sich nicht verallgemeinern. Politiker laufen Gefahr, sich von Interessensgruppen diktieren zu lassen. Der tiefere Sinn des Regierens ist der Dienst an der Allgemeinheit. Also, erstens: das Wohl der Allgemeinheit, das Gemeinwohl sohin. Und zweitens, die Interessen der Gemeinschaft. Soziali: was heißt sozial? Das Wohl der Allgemeinheit und das Wohl des Nächsten im Auge haben. ZBsp.: Das Wort Sozialtarife ist ein dummer Ausdruck. Sozial sein, ist keine Erfindung des Karl Marx oder der Sozialisten, sondern ein urchristliches Gedankengut. Nämlich im Sinne von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit (Nächstenliebe)!“
„Kommen wir nun zu der ersten der fünf Fragen aus der Bevölkerung an einen Politiker: Wären sie bereit, sich im Rahmen des Tierschutzes für eine Erweiterung dessen Grenzen einzusetzen? Wie etwa für eine größere Nutzungsfläche pro Tier?“
Gehring: „Der Tierschutz hat bei uns in der CPÖ seinen Stellenwert. Dies können sie unserer Homepage entnehmen. Wir treten für die Bewahrung der Schöpfung, wozu auch die Tiere gehören, und deren respektvolle Behandlung ein. Selbstverständlich. Denn, wir sind für die Bewahrung aller Lebewesen. Was nichtgerechte Tierhaltung, wie etwa durch Ketten oder zu kleinen Ställen, usw. betrifft, halte ich zusätzliche gesetzliche Regelungen für unnötig. Jeder Tierhalter, der Respekt und Achtung vor den Tieren hat, der mit oder durch diese lebt, hält seine Tiere artgerecht. Außer, es handelt sich um menschliche Ausnahmen! Niemand kann die Legehuhnfabriken befürworten. Dies ist nicht Tierhaltung, so wie es die CPÖ versteht. Wir sind generell für die Kleinhaltung von Tieren.“
„Hr. Dr. Gehring, eine Frau meinte: weil so viel von Fairness die Rede ist. Sind das Gehalt eines Politikers und die sonstigen Annehmlichkeiten – wie Dienstwohnung, Trennungszulage etc. – im Vergleich zum Verdienst des Durchschnittsösterreichers wirklich fair? Wissen sie, wie hoch das Durchschnittsgehalt in Österreich ist? Der Journalist Eugen Freud dachte an € 3.500,00 pro Monat.“
„Ich finde, da hat man Hr. Freud etwas unrecht getan. Ich denke, dass es sich hier um ein Missverständnis handelt. Bei der Durchschnittsverdienstthematik muss man aufpassen.
Es geht um das mediane Einkommen. Gemessen daran sind die Politikergehälter zu hoch! Das ist unfair! Auch die Gelder für die Parteien (denken sie nun an die Wahlen und deren Kosten) sind zu hoch. Da wird zu viel Geld aus dem Steuertopf genommen. Nicht nur die Gehälter, Büros, Angestellte, Sekretär(Innen) usw. der einzelnen Parteien sind längst über einen angemessenen Maßstab. Das alles ist viel zu viel, da rinnt – oft versteckt – eine Unsumme von Geld hinein. Indirekt: über Parteienförderung. Bei dem medianen Einkommen (als Maßstab) stellt sich die Frage, wo tritt die Armutsgrenze ein?“
„Herr Doktor Gehring. Abermals darf ich ihnen eine komplexe Fragestellung weitergeben. Ein Herr aus Deutschland bat mich darum: Durch massive Zuwanderung in den letzten Jahren sind die Belastungen bei den Ämtern, Gerichten und Sozialkassen, gestiegen. Es wurden deutlich Zusatzkosten verursacht. Da aber das Geld nicht mehr wird, muss das entsprechende Geld anders verteilt werden. Wie wollen sie das Geld umverteilen, um diese auch zukünftig vorhandenen Mehrkosten zu finanzieren? Wo wollen sie sparen?“
„Logische Antwort: dort, wo die Kosten entstehen. Wenn ich mich beklage, nehmen wir zBsp. diesen großen Begriff: die Ausländer: setze ich dort an. Verwaltung und Kosten. Sparen kann aber auch nicht uferlos sein. Die Frage gefällt mir nicht. Es sollte dort, wo den Bürgern das Geld genommen wird, auch eingespart werden. Es ist unfair, zwecks Einsparung eine Umverteilung durchzuführen. Jemand anderem wird im Zuge einer Umverteilung wiederum Geld weggenommen. Schauen sie sich das Beispiel Familie an: Wenn nun der Staat die Lohnnebenkosten reduziert. Was passiert? Es heißt, diese müssen gesenkt werden, Arbeit muss finanziell entlastet werden. Die Lohnnebenkosten werden dadurch gesenkt, dass der Dienstgeberbeitrag zum Familienlastenausgleichsfonds reduziert wird und damit künftig in diesem Topf weniger Geld liegen wird. Daraus wird aber unter anderem die Familienbeihilfe ausbezahlt. Also kann in weiterer Folge die Familienbeihilfe nur gesenkt werden. Weil ja im Topf weniger Geld ist. Da diese nie indexangepasst waren, hat man nun etwas umgeschichtet. Es kam zu einer Erhöhung von ca. 1%. Dies soll eine Art Wertsicherung darstellen. In den letzten Jahren passierte dahingehend aber keine Anpassung.
Künftig werden sich diese Konsequenzen – und hier rede ich von einem Milliardenbetrag – erst in ein paar Jahren auswirken. Dies wird dann wieder den kleinen Bürger treffen. Die Regierung gehört, nach der Wahl, nach der Stärke der Mandate im Parlament zusammengesetzt. Es sollte zu keinem Kuhhandel mehr kommen. Wir brauchen keine 183 Abgeordneten im Nationalrat. Es würden 100 Abgeordnete ausreichend sein. Dann denken sie noch an den Bundesrat, die Kammern usw. Hier gibt es ausreichend Sparpotential. Die einzelnen Mandatare (Gruppierungen) sollten mehr Möglichkeit bekommen, ihre Ideen einzubringen.“
„Herr Doktor Gehring, der Heimkinder-Skandal wird ohne Strafe ausgesessen. Die Täter gehen auf Grund des Hinausziehens der Verhandlungen straffrei aus. Ich glaube, resignieren zu können, kann eine glückliche Fügung sein. Dies teilte mir ein anderer Herr aus Österreich mit. Selbiger beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit derartigen Fällen und Machenschaften der Gerichte. Was meinen sie bitte dazu?“
„Ja! Wenn dieser Herr den Heimkinderskandal vom Wilhelminenberg meint, trifft dies bedauerlicherweise zu. Verschiebung und Verhandlungen, Aussitzen – das ist zutreffend! Objektiv muss man aber sagen, wir haben ein Gerichtswesen. Dieses ist gesetzlich verpflichtet, gesetzeskonform zu entscheiden.
Hätten wir eine voll wirksame Gewaltentrennung, dann gäbe es diese Vorfälle nicht. Wir haben aber real betrachtet, keine durchgehende Gewaltentrennung, es gibt somit zu viel Einflussnahme auf die Gerichte. Würde die Gewaltentrennung, so wie diese festgelegt ist, und im Zuge dessen auch so gelebt werden, so gäbe es all diese Probleme nicht.“
„Ich gehe nicht mehr wählen! Bevor ich den Falschen wähle und mir dann Vorwürfe mache! Dies schrieb mir ein Herr. Was meinen sie dazu, Herr Doktor Gehring?“
„Die Gruppe der Nichtwähler macht 1/3 der Wählerschaft aus. Jene mögen sich wohl auf das oben angeführte Argument beziehen. Bei allem Verständnis. Ich halte es nicht für richtig, dass sich so Viele aus der Mitverantwortung der Gemeinschaft gegenüber herausnehmen. Es ist ein sich Entfernen aus der gemeinschaftlichen Verantwortung. So überlässt man den anderen 2/3 die Entscheidungen zu treffen.
Dann kann ich aber nicht mehr mitreden. Das Finden einer richtigen Partei ist, zugegeben, nicht einfach. Wär` die CPÖ am Stimmzettel, gäbe es diese Alternative mehr. Derjenige, der im Schmollwinkerl sitzt, sollte schauen- also agieren – dass er aktiv andere Gruppierungen unterstützt.
Ich fordere das aktive Mittun aller Bürger im politischen Geschehen ein. Hierzu verweise ich auf ein interessantes Papier (Lehrmäßige Note) aus dem Jahr 2002. Kardinal Ratzinger schrieb hier über das Verhalten eines Katholiken in der Politik. Die Vielfalt ist besser als ein Einheitsbrei! Die Vielfalt entspricht vielmehr den Menschen!
Es ist immer besser, in kleineren Einheiten zu leben. Das beginnt bei der Familie. Es geht weiter über Gemeinden, Bezirke und danach über zu Regionen. Dies ist unser christliches Verständnis. Jenes der CPÖ. Vorrangig ist das Dienen, so versteht man die Interessen der Menschen besser. Das Leben in kleineren Einheiten gewährleistet mehr finanzielle Stabilität, mehr Achtsamkeit, was die Bedürfnisse der Anderen betrifft. Man sorgt sich um einander. Eine Verwirklichung des Einzelnen ist auf dieser gemeinschaftlichen Basis ebenfalls leichter möglich.“
Ich glaube Herrn Doktor Gehring!
Er ist gewiss ein Mensch, der sich um seine Mitmenschen kümmert. Ein Mensch, der für Gerechtigkeit einsteht. War er es doch mit der CPÖ, der zu dem Volksbegehren gegen die ORF-Gebühren und gegen den politischen Einfluss in einem öffentlich rechtlichen Sender auftrat.
23.503 Menschen pilgerten zu den Gemeindeämtern, und dieses Volksbegehren mit ihrer Stimme zu unterstützen. Die vorangegangen parlamentarische Bürgerinitiative wurde beim Nationalrat eingebracht. Am 21.September 2016 wurde diese vom Nationalrat zur Kenntnis genommen und in weiterer Folge schubladisiert!
Und genau dies ist einer der Gründe, werte Leser, weshalb Sie sich erheben mögen und Ihr demokratisches Recht, mittels Ihrer Stimme in unserem Land mitzugestalten, nützen sollten.
Pilgern Sie zur Wahlstelle. Der Jurist Dr. Gehring pilgert übrigens seit 30 Jahren jährlich wiederkehrend zu Fuß von Perchtoldsdorf nach Mariazell. Da sollte der Weg zur Wahlurne für den Einen oder Anderen auch machbar sein. Es geht um das gemeinschaftliche Wahrnehmen unserer demokratischen Rechte!
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Dr. Rudolf Gehring