Valere wartet im Kühlschrank

"Valere". Übersetzt: gesund, stark, wert sein. "Valens" ist dem deutschen Wort "kräftig" gleichzustellen. Nun. So nannte ich jene Speise, die ich "zum Rasten" in den Kühlschrank verfrachtete: Valere ist ein Teig.

Ich dachte: "so ist morgen wieder der alljährliche Valentinstag". Der Blumenkauf- & Schenktag. Ein wenig sah ich nach, wie es zu dem Valentinstag kam. Valentinus war also ein Märtyrer und wie es jenen so erging - er wurde enthauptet. Dann gab es einen Papst - der 469 einen kirchlichen Gedenktag ausrief. 1969 wurde dieser allerdings aus dem römischen Kalender gestrichen. Wären da nicht die "findigen" Blumenhändler und Süßwarenfabrikanten gewesen, die in den 50er Jahren des vorigen Jahrtausends jenen 14ten Februar zu dem machten, was er heute ist. Nun. Der Blumenkaufrausch wird damals wohl nicht jenes noch nicht Ausmaß erlangt haben. Der Valentinstag "wanderte" übrigens auch im Laufe der Jahrhunderte "durch die Welt". Von Deutschland über den angelsächsischen Raum - reiste diese Tradition mit den Engländern in die Vereinigten Staaten, ehe der Valentinstag nach dem zweiten Weltkrieg wieder ins westlichen Deutschland zurückkehrte - und sich "ausbreitete".

Es geht um die Liebe. Die Liebenden. So auch einst - mittels verschiedener Brauchtümer - zelebriert. Liebe aber geht auch durch den Magen. So heißt es. So beschloss ich heute Nachmittag "Valere" entstehen zu lassen. Nicht, dass ich etwas gegen Blumen habe. Ich freute mich über die bereits überbrachten Tulpengrüße. Doch, meine Grüße sehen morgen anders aus:

Valere ist ein Dinkelteig. Dunkelbraun und sehr schwer. Er duftet herrlich. Denn Valere hat sich liebend vereinigt - ich war der Transporteur. In Verbindung mit ihm traten Vollrohrzucker, Butter, Eier, etwas Salz, "echtes" Vanillepulver, die Muskatnuss, welche ihre rundliche Form schlicht durch das Zerreiben einbüßte, Nelkenpulver, Kardamon und um die Sache ein wenig "luftiger" zu machen, gesellte sich noch Weinstein-Backpulver dazu. Tja, nun wartet er. Bis morgen früh. Ehe ihn - so ist das nun mal im Leben - der Nudelwalker platt walkt. "Valere", dessen väterlich liebender Erschaffer Pfarrer Weidinger war ist etwas Besonderes. Gerade passend für den Valentinstag. Denn, Herr Pfarrer Weidinger hat sich wohl auch ein wenig liebend vereint: mit der viel, viel früher lebenden Hildegard von Bingen. Was für eine Frau! Ähnlich - sagen wir mal, es wäre dann "Valerie" gewesen, gab sie jenes Rezept zu Papier. Beide allerdings benennen diesen Teig, aus dem letztlich Kekse ausgestochen werden: "Nervenkekse".

Und. "Nervenkekse" können wir alle ja gut gebrauchen - bzw. wir knappern diese, wissentlich - was da sich nun anschließend so alles in unseren Körpern entfaltet. Über den Dinkel kann man sagen, was man will. Ich unterlasse nun diverse Beschreibungen. Nur, so viel: Hildegard von Bingen sagte zum "Urgetreide" DINKEL: "Dinkel ist das beste Getreide, fettig und kraftvoll und leichter verträglich als alle anderen Körner. Es verschafft dem, der es isst ein rechtes Fleisch und bereitet ihm gutes Blut. Die Seele des Menschen macht er froh und voll Heiterkeit. Und, wie immer zubereitet man ihn isst, sei es als Brot, sei es als andere Speise, ist er gut, lieblich und süß."

Nur kurz zu Valeres "Kumpanen": ZIMT: oft gegessen, mindert er die Fehlsäfte und führt gute Säfte herbei ("Hildegard";). Er reguliert hormonelle Fehlsteuerungen, Stoffwechselstörungen und Diabetes.

MUSKAT: dient zur Nervenstärkung und fördert die Verdauung, wie auch die geistige Leistungsfähigkeit, Beruhigt das Nervensystem und wirkt entkrampfend. Doch Achtung! Muskat hat eine "psychotrope Wirkung", welche zw 4 - 10 gr einsetzt. Nicht überdosieren.

GEWÜRZNELKE: ein natürliches Antioxidantium. Stärkt die Abwehrkräfte und wirkt verdauungsfördernd, sowie entzündungshemmend (zerstoßen und auf den schmerzenden Zahn gelegt... bitte ausprobieren). Der Körper wird zum "Wasserabbau" (Einlagerungen) motiviert. Nelkenöl wird als natürliches Mittel gegen Bakterien, Pilze (wie Candida, Aspergillus) eingesetzt.

KARDAMON:  enthält ätherische Öle, welche verdauungsfördernd, krampflösend, gegen Blähungen und zur "Beruhigung des Magens" wirken. Auch gegen Mundgeruch! (Wo auch die Gewürznelke "ein Wörtchen" mitreden kann). Kardamon (Samen) verbessert die Gedächtnisleistung, ist stimmungsaufhellend und hilft bei Erkrankungen der Atemwege. Schleim wird gelöst und die Nebenschleimhäute können so wieder frei werden. Ja, und er ist etwas harntreibend.

Und die "ECHTE VANILLE"? Nebst Kardamon und Safran ist sie wohl eines der teuersten Gewürze. "Die Mutter" der Vanille ist übrigens eine schöne Orchidee. Die Vanille gilt als "aphrodisierend". Somit versteht sich von selbst, dass sie die Stimmung "aufhellt", nervenberuhigend ist, Angstzustände mindert und antiseptische Wirkungen aufweist.

Salz, Vollrohrzucker, Weinstein sind wichtig für "Valere" -dennoch beschreibe ich jene nicht. Was den Rahmen "sprengen" würde.

Das REZEPT: 750 gr Dinkel-Vollkornmehl, 250 gr Dinkelschrot (mahlen) 500 gr Butter, 300 gr Vollrohrzucker, 4 Eier, 1 Prise Salz, 1 Prise echtes Vanillepulver, 20 gr Zimtpulver, 15 gr frisch geriebene Muskatnuss, 5 gr Nelkenpulver, 3 gr Kardamonpulver, 1 Packung Weinstein-Backpulver. Zum Verzieren: Ei verquirrlt und Mandelstifte. Ich werde Valere morgen aber ein "Kleid" aus Orangensaft kreieren.

ZUBEREITUNG: Aus allen Zuateten den Mürbteig herstellen und mind. 1 Stunde "rasten" lassen. Dann ausrollen, in beliebigen Formen ausstechen - "Valere" entzückt durch seinen Geschmack und seine Wirkung - wie er aussieht ist ihm nicht wichtig. Mit Ei bestreichen und mit Mandelstiften verzieren. Oder, gar nicht verzieren. Oder anders... Bei 160 Grad ca. 12 Minuten backen.

Warum noch Kekse? Advent ist vorbei und wir wollen in den nächsten Monaten nicht mehr dahin "zurück". Ich weiß! Aber. So viele Menschen sind krank oder kränkeln, leiden unter der Kälte, der fehlenden Wärme, der fehlenden Sonne. Fühlen sich müde und / oder traurig.

Deshalb sitzt bei mir "Valere" im Kühlschrank. Morgen wird es herrlich duften und noch einmal will ich mich an die Adventzeit erinnern. Mit ihm werde ich den Winter verabschieden und die letzten winterlich weihnachtlichen Gegenstände gut verpackt am Dachboden verstauen. "Valere" wird ebenfalls Stück für Stück dezimiert. Denn, ich werde ihn in seinen vielen Keksteilen in Säckchen verpacken. Diese beschrifte ich: dass es Liebe ist, die mich dazu "brachte" Valere herzustellen, ihn zu backen und weiterzuveschenken. Auf dass, jene Menschen, denen ich "Valere-Kekse" bringe, sich mit jedem Kekserl vom Winter verabschieden mögen. Zufrieden und mit einem Lächeln und mit Valere im Mund vom Frühling träumen. Auf dass ihnen nicht nur im Magen warm werde - sondern auch im Herzen.

PS: Pfarrer Kneipp beschreibt die "Nerven-Kekse" wie folgt: Stärken das Herz, die Nerven, den Magen, wirken keimtötend, fördern den Stoffwechsel und wärmen von innen her, sodass man in den Wintermonaten vor Infektionskrankheiten gefeit ist. Öfters geknabbert sorgen die Kekse für Ausgeglichenheit, mehr Freude, verscheuchen Aggressionen und Niedergeschlagenheit. Auf diese Weise sorgt der regelmäßige Genuss dieser Gewürzkekse für häuslichen Frieden in der Familie.....

Auf Valentin.... Und Valere.....

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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