Sepp Schellhorn
Mit dem Stundenzählen hat der Gastwirt Sepp Schellhorn, was seine eigenen Arbeitsleistung betrifft, nicht viel im Sinn. Sah ich ihn am frühen Morgen mit flottem Schritt durch die Büroräume der NEOS eilen, so finde ich ihn nun am Abend immer noch in mittlerweile fast menschenleeren Räumlichkeiten vor.
„Wir dürfen nicht trödeln, denn ich muss dann noch zu einer Veranstaltung“ meint der Eigentümer des Seehotels, welches er mit seiner Frau und einer ansehnlichen Zahl von Mitarbeitern im Salzburgischen Goldegg seit Jahrzehnten betreibt.
„I bin a Wiartshauskind, da ist man das Arbeiten von klein an gewöhnt, also los geht`s“ läutet er mich ein.
„Herr Schellhorn, zum Thema Gewalt und Missbrauch. Was denken sie, ist die Ursache, die Triebfeder, welche einen Mensch dazu bringen, Gewalt und Missbrauch an anderen Lebewesen vor allem an Kindern und Jugendlichen anzuwenden? Und, was würden sie selbst unternehmen, hörten sie gerüchteweise von so einem Fall in ihrem näheren Umfeld?“
„Da bekomme ich innerlich echte Aggressionen! Ich habe selber Kinder! Es muss mit diesen Menschen etwas passiert sein, dass diese dann Gewalt und Missbrauch Anderen antun. Es hat auch mit dem Gefühl der Macht zu tun! Ich möchte mich in solche Menschen nicht hineinversetzen. Ein Mensch der sowas macht, kann kein Mensch sein! So ein Mensch kann nicht lieben. Er kann Andere nicht lieben. Er kann Anderen nie auf Augenhöhe begegnen. Was ich unternehmen würde? Hörte ich von einem Missbrauch. Ich würde den Täter sofort anzeigen. Diese Untat muss Konsequenzen haben!“
Herr Schellhorn wirkt auf mich sehr abweisend. Mit verschränkten Armen sitzt er da. Darauf von mir angesprochen, meint er: „Das hat nichts mit ihnen zu tun, dass ich diese Haltung einnehme!“
Naja. Ich, jedenfalls fühle mich als kurzweiliger Gast in seiner Lebenswelt so nicht wohl.
„Herr Schellhorn. Denken sie, dass wir Menschen einen Glauben an eine höher geordnete Macht, versus eine Art Energiezentrale, welche über das Irdische hinausgeht, brauchen?“
„Jeder braucht irgendetwas, woran er sich hält. Wir führen Zwiegespräche. Religionen sind Machtmissbrauch! Ich denke oft darüber nach. Wie sähe eine Welt ohne Religion aus? Die Schuldfrage ist erzkatholisch!“
„Herr Schellhorn, viele der Österreicher meinen, dass die Politiker Marionetten der Banker und der Wirtschaftsbosse sind. Wie sehen sie das?“
„Dies ist vielleicht Ihre Ansicht. Und muss nicht stimmen. Marionetten der verschiedenen Kammern und Bünde sowie der Landesorganisation trifft viel mehr zu. Händefalten – Gosch`n halten – so kommt man nach oben. Dies ist ein Marionettendasein. Das politische System nimmt den Leuten zu viel. Nicht die Banken. Schauen sie, ein Beispiel: die SPÖ mietet von der Stadt Wien die Parteizentrale in der Löwelstraße im ersten Bezirk um einen Pappenstiehl. All das hat mich dazu bewogen, Politiker zu sein. Ich bin vom Politiker-Sein beseelt, aber nicht abhängig davon. Das ist dogmatisch, zu sagen, alle Unternehmer sind schlecht und kaufen sich die Politiker.
Dass der Mensch so verkommen ist und so gerne die Neidkeule schwingt…. Das ist für die österreichische Seele typisch. Dieses nicht vergönnen können. Der Österreicher entwickelt Sehnsucht, giert nach mehr und stirbt den Sehnsuchtstod. Ich halte diese Neiddebatte nicht mehr aus. Wenn man ein Herz hat, dann gönnt man! Ich entschied mich für die Politik um des Gestaltungswillens. Meine Familie und meine Mitarbeiter leiden unter meiner oftmaligen Abwesenheit. Diese Neiddebatte – was das Verdienen betrifft – ist in der österreichischen Seele verankert. So wird das Rattenfängertum gefördert!“
„Herr Schellhorn, die erste der fünf Fragen aus der Bevölkerung lautet: Wie hält es ein anständiger Mensch so lange in der Politik aus? Ohne kaputt zu gehen?“
„Wir, von den NEOS vereinbarten, dass unser Politikerdasein 10 Jahre – also zwei Perioden – längstens dauern soll.“
„Glauben sie selbst alles, was sie sagen, Herr Schellhorn?“
„Ja. Sonst sag` ich es nicht. Das ist meine tiefste Überzeugung!“
Zwischenzeitlich sind die Arme meines Gesprächspartners nicht mehr verschränkt. Er wirkt entspannter und doch sehr konzentriert.
„Eine Frau möchte wissen: auf wie viel m2 wohnen sie?“
„Das ist nun schwierig zu beantworten“ meint Herr Schellhorn und führt weiter aus: „Die Familie lebt ja auch privat in dem Hotel. Wir selbst haben im Hotel für uns ca. 100 m2 Privatbereich zur Verfügung. Das ist absolut ausreichend.“
„Herr Schellhorn. Wie groß ist ihrer Einschätzung nach, der Einfluss der Lobbyisten auf die Energiewende? Also, der Einfluss der Wind-Solar-Firmen und der Umweltschutzverbände?“
„Diese Frage müsste man genauer definieren. Natürlich haben jene Einfluss, auf die Entscheidung. Der Einfluss der Lobbyisten ist mannigfaltig und vielfältig. Energie ist ein weitreichendes Thema. Ich bin ja der Energiesprecher der NEOS. Wir von den NEOS haben eine klare Meinung zu den Lobbyisten!“
„Abgeordnete dürfen zusätzlich Bezüge kassieren (zBsp. Aufsichtsratsposten usw.) Wie wichtig sind diese Zusatzbeträge für die Abgeordneten insgesamt? Und! Treten sie für Transparenz bei zusätzlichen Bezügen ein, Herr Schellhorn?"
„Die NEOS treten für volle Transparenz ein und gerade hier ist es wichtig, seine Aufgabe als Abgeordneter ernst zu nehmen und dem Bürger zu dienen! Wichtig sind für mich persönlich diese Zusatzleistungen nicht. Ich habe ohnehin zwei Einkommen. Als Nationalratsabgeordneter und als Hotelier. Die Abgeordnetenpension wurde zwischenzeitlich abgeändert. Selbige wurde reduziert.“
Als wir unser Gespräch beenden läuten die Kirchenglocken der Michaelerkirche.
„Passt“ meinte mein Gesprächspartner. „So komme ich rechtzeitig noch zur Abendveranstaltung. Ich muss ihnen aber noch sagen: als sie mir die erste Frage betreffend des Themas Missbrauch und Misshandlungen stellten, da spürte ich in mir so viel Zorn…..“
Ja. Das war merkbar! Herr Schellhorn erzählte noch ein wenig dahingehend. Was seine diesbezüglichen Erlebnisse, seine Beobachtungen aus seinem Berufsleben betreffen.
Ich spüre, dass ich wieder einen Mensch "der seltenen Art" antraf, der bei dieser Thematik gewiss nicht wegschauen würde – im realen Leben!
Und so möchte ich bei Ihnen, werte Leser und Leserinnen darauf plädieren: schauen Sie sich die Menschen in ihrem Mensch-Sein an!
Es ist unrecht, verallgemeinernd zu sagen: „Die Politiker sind doch alle nur geldgierig, arbeiten kaum etwas und scheren sich nicht um uns Menschen!“
Einem Sepp Schellhorn tun Sie diesbezüglich unrecht. Und, ich denke, niemand möchte dem Anderen unrecht tun. Wenn wir ein bisserl darüber nachdenken.Oder?