Eines Tages saß eine Jungfrau an einem Weiher und ließ das Wasser durch ihre schneeweißen Finger rinnen, als sie merkte, dass die Fluten ihren Diamantring mit sich nahmen.

Da sie die Strafe ihres Vaters fürchtete, erzählte die Jungfrau zu Hause, dass sie im Wald von einem Mann überfallen worden sei, der ihr den Diamantring vom Finger gerissen und sie bewusstlos in einem Margeritenbeet liegengelassen habe.

Der Vater und die Brüder der Jungfrau machten sich hinter dem Räuber her und fanden ihn schlafend im Wald. Sie töteten ihn, aber den Diamantring fanden sie nicht.

Da sagte die Jungfrau: „Jetzt entsinne ich mich, es war nicht ein Mann, es waren zwei!“

Und der Vater und die Brüder der Jungfrau machten sich hinter dem zweiten Mann her, fanden und töteten ihn. Aber er trug keinen Ring bei sich. Da sagte die Jungfrau: „Der Dritte wird ihn haben.“

Denn sie erinnerte sich, dass es noch einen dritten Räuber gegeben hatte. Und der Vater und die Brüder der Jungfrau machten sich hinter dem dritten Räuber her und fanden ihn im Wald.

Aber sie töteten ihn nicht, denn sie hatten das Blutvergießen satt.

Sie brachten den Mann ins Dorf, durchsuchten ihn und fanden den Diamantring – zur großen Verwunderung der Jungfrau.

„Der also hat der Jungfrau den Ring vom Finger gerissen und sie bewusstlos liegengelassen!“ schrien die Dorfbewohner.

„TÖTET  IHN !“

„Wartet!“ rief der Mann, ein Fischer, als man ihm den Galgenstrick um den Hals legen wollte. „Ich habe den Ring nicht gestohlen. Sie hat ihn mir selbst gegeben!“

Und er zeigte zur Empörung aller auf die Jungfrau.

Der Mann erzählte, er habe am Weiher gefischt, als die Jungfrau zu ihm herangekommen sei. Sie habe um einen Kuss gebeten, und er habe ihr den Kuss gegeben.

Danach habe sie ihre Kleider ausgezogen und verlangt, dass er sie liebe, denn sie wollte wissen, was die Liebe sei.

Aber da er ein ehrenwerter Mann sei, habe er das abgelehnt und ihr geraten, Geduld zu haben, bis sie die Liebe ihres Ehemannes in der Hochzeitsnacht kennenlernte.

Dann aber habe ihm die Jungfrau den Ring geboten: „Da meine Reize dich nicht verführen, wird dieser Ring deine Liebe kaufen.“

Und dem sei er erlegen, da er sehr arm sei und die Not der Henker der Ehre.

Alle drehten sich zur Jungfrau und schrien: „UNKEUSCHE! SCHLAMPE! TEUFELIN!“ und verlangten, sie zum Opfer zu bringen.

Und ihr eigener Vater legte ihr den Strick um den Hals.

Bevor sie starb, wandte sich die Jungfrau an den Fischer: „Deine Lüge war größer als die meine. Man hat wegen meiner Lüge getötet, man wird wegen deiner töten. Wo liegt nun die WAHRHEIT?“

Der Fischer zuckte die Achsel und sagte: „ Die WAHRHEIT ist, dass ich den Ring im Bauch eines Fisches gefunden habe. Aber hätte das jemand geglaubt? DIE LEUTE WOLLEN GEWALT UND SEX, ABER KEINE FISCHERGESCHICHTEN!“

Autor: der brasilianische Schriftsteller Luis Fernando Verrissimo.

Immer wieder liest Fritz Karl aus seinem Werk: „Kleine Lügen – du hörst mir ja doch nicht zu“

Begleitet von „Tango de Salon“

(Danke an Fritz Karl für die Zurverfügungstellung der „Geschichte“)

Warum ich diese heute weitererzähle?

Weil ich auf ein „Bewusster-Werden“ der Menschen und meiner selbst hoffe.

Und. Zaghaft lerne, mich für das Abtriften an die Oberfläche nicht mehr zu hassen.

Es ist ein schwerer, aber lohnneder Weg „zu – sich – zurück“.

An einen Ort, wo Wahrheit relativ ist…

Warum ich nicht das Bild der Hauptakteurin – jener Jungfrau – in die „Headline“ stellte?

Nun. Weil jetzt: die Leute Gewalt und Sex sehen, davon hören und darüber lesen wollen.

Die Jungfrau hätte nur wenig Menschen zum Lesen jener Geschichte animiert……

Und warum ich diese heute - vor fast genau zwei Jahren veröffentlichte ich diese Erzählung zum ersten Mal hier auf "fuf" - wieder erzähle?

Weil ich es nicht müde werde, Euch zu mahnen! Erinnert Euch an die Geschichte der Menschheit! Heute - gerade jetzt - ist jeder Einzelne von uns Teil der Geschichte - 6.Juni 2017. Wir wirken mit. Ob es uns bewusst ist, oder nicht. Ob wir uns klein oder groß, mächtig oder ohnmächtig fühlen! Wir "wirken an der Geschichte der Menschheit mit"!

Ich möchte, dass sich die Grausamkeiten der Vergangenheit nicht mehr wiederholen! Ich möchte, dass dieser herrliche Planet Erde nicht zerstört wird und noch vielen Generationen Mensch diese wunderschöne Heimat bietet, wie wir sie haben.

Und ich möchte, dass Ihr "erwacht!" Hört nicht auf die lauten Schreier. Sucht die Stillen! Oder, die aus der Stille kommen. Ihr werdet sie erkennen. An ihrer Kraft - ja, und hier sprechen wir von Liebe! Lacht von mir aus darüber! Aber, denkt nach. Und ein wenig! Was ist es, woran Ihr Euch erinnert? Als Ihr Kind ward? Was könnte es sein, an was Ihr denkt, wenn Ihr Eure letzten Atemzüge macht?

Liebe - oder Hass? Lachen - oder weinen? Umarmung - oder Einsamkeit? Wir haben Beides zur Verfügung. Doch wir können auch das "Dritte" wählen.... Dieses Dritte steht zentral über diesen Gefühlswelten. Es ist Liebe - und sie ist nicht nur Gefühl! Sie ist die Essenz - aus der wir kommen, die wir suchen (ob bewusst oder unbewusst) und zu der es uns hinzieht.....

PS: am 19.Juli 2015 erschien der obige Beitrag hier auf "fisch und fleisch". Dieser Beitrag stieß bei 41 Menschen auf Interesse. Genau so viele "Klicks" gab es! Ob der Beitrag gelesen wurde, weiß ich nicht! Trotz der "grauslichen Bilder" welche ich nicht gerne wählte, konnte ich damit nicht einmal 50 Menschen erreichen!!

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Tourix

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