Es ist kurz vor 7 Uhr Abends. Draußen ist es längst schon dunkel. Pünktlich und verlässlich wie immer ist um diese Zeit auch heute wieder das Sandmännchen ausgeflogen. Viele Kinder wollen gut und sanft gebettet werden. Streng nach Protokoll, Einsatzplan und in der richtigen Reihenfolge ist es unterwegs.Wir erwischen das Sandmännchen gerade noch, als es leise in das Kinderzimmer der 3-jährigen Catalina tritt, um für sie den schönsten aller Träume auszusuchen.
Doch mit Verwunderung stellt das Sandmännchen fest, dass Catalina heute noch nicht in ihrem Bettchen liegt. Die Kuscheltiere stehen alle noch schön aneinandergereiht im Eck. Am Kopfpolster liegt zusammengelegt das Mickey Mouse-Nachthemd. Das Gute Nacht-Buch noch geschlossen daneben. Von Catalina fehlt tatsächlich jede Spur. „Vielleicht ist sie ja noch beim Zähneputzen. Ich warte ein wenig“ denkt sich das Sandmännchen und setzt sich auf das Gitterbett. Es vergehen Minuten, doch die kleine Catalina taucht nicht auf. Das Sandmännchen dreht Däumchen und starrt ins Dunkel. „Komisch.“ Das Sandmännchen wird nachdenklich. „Wo ist sie denn? Ich muss ja weiter. Andere Kinder warten auf mich.“ Weitere Zeit vergeht. Um sich diese nützlich zu vertreiben, beginnt das Sandmännchen, die mitgebrachten Träume aufzuräumen. „Etwas mehr Ordnung wollte ich immer schon haben.“ Da ist eine ganz schöne Menge dabei. Für jedes Kind etwas. Prinzessinenträume. Indianerträume. Feuerwehrmannträume. Kuscheltierträume. Puppenträume. Gut, dass es die Fantasie des Sandmännchens gibt.
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Nach einer Weile – Catalina war immer noch nicht in ihrem Bettchen – läutet beim Sandmännchen das Handy. „Hallo! Hier das Sandmännchen. Wer dort?“ „Hier Frau Sandmännchen. Sag einmal, wo bist du? Du solltest schon längst bei den anderen Kindern sein?“ Frau Sandmännchen macht sich nämlich auch schon Sorgen. „Ich bin hier bei Catalina. Doch sie ist noch nicht in ihrem Bettchen. Ich muss warten, damit ich ihr den allerschönsten Traum aussuchen kann“. Das Sandmännchen versucht zu erklären, warum es noch nicht weitergeflogen ist. „Ich kann nicht weg. Catalina braucht den Traum.“ „Na gut“ meint Frau Sandmännchen. „Aber schau, dass du bald wegkommst. Zu den anderen Kindern und zu deinen. Sie warten auch schon.“
Das Sandmännchen beschließt, eine kleine Runde zu machen. Es will nachsehen, wo Catalina denn stecken könnte. So fliegt es aus dem Kinderzimmer hinaus. Ein helles Licht sticht dem Sandmännchen entgegen. „Was ist denn das?“ Aus einem Licht werden, je näher das Sandmännchen an die Lichtquelle heranfliegt, viele kleine Lichter. Es sind Kerzen. Es sind die Kerzen eines Tannenbaums. Ein wunderschöner großer Baum. Mitten im Wohnzimmer. Und spätestens jetzt geht auch dem Sandmännchen ein Licht auf. Heute ist ja Heiliger Abend. Jener Tag, an dem das Christkind tausende Kinder auf dieser Welt mit Geschenken erfreuen wird. Auch Catalina. Logisch, dass die Kleine noch nicht im Bett ist. Sie wartet ungeduldig zappelnd auf ihre Bescherung.Catalina sitzt am Sofa und betrachtet den hell erleuchteten Christbaum. Ihre Augen sind groß. Sehr groß. Ihre Familie steht und singt. Klassische Weihnachtslieder. Catalina steht auf und will immer wieder zum Baum und zu den Geschenken. „Das geht noch nicht, Catalina. Ein wenig Geduld noch“ versuchte die Mama Catalina zu beruhigen. Das kleine Kind kann es kaum erwarten. So viele Geschenke auf einem Haufen. Das ist wie im Schlaraffenland.„Was mache ich jetzt“ fragt sich das Sandmännchen. „Ich kann Catalina nicht einfach den Schlafsand in die Augen streuen. Was ist, wenn sie dabei einschläft und diesen für Kinder schönsten Weihnachtsmoment verpasst?“ Das geht nicht. Trotzdem muss das Sandmännchen seine Aufgabe erfüllen. Ein ganz schönes Dilemma, welches das Sandmännchen hier zu lösen hat. Wie immer muss in solchen Fällen ein Kompromiss her. Das Sandmännchen greift tief in die Trickkiste. Und holt einen anderen, etwas rötlicheren Schlafsand heraus. Einen, der nicht sofort wirkt und trotzdem seine Wirkung nicht verfehlt. Mit etwas Verzögerung. Eine Spezialmischung sozusagen. Selbst zusammengemixt. So kann das Sandmännchen sichergehen, dass Catalina jetzt im Augenblick nicht zu müde wird, später aber wie immer sanft einschlafen kann
Das Sandmännchen ist sich sicher, dass es Catalina heute den allerschönsten Traum selbst nicht geben kann. Es ist sich sicher, dass der allerschönste Traum für Catalina, dieses Jahr die Wirklichkeit ist. Das Weihnachten im Kreise ihrer Familie. Mama. Papa. Und ihr Bruder Luca.