Wie jeder männliche Österreichische Staatsbürger bin auch ich wehrpflichtig. Gestern und heute war ich zur Stellung (Musterung) in die niederösterreichische Stellungskommission nach St. Pölten geladen worden.
Los ging es gestern um 7:00 Uhr früh.
Alle Geladenen trafen in St. Pölten ein und bekamen einen Schlüssel mit einer Nummer darauf.Ab sofort hatte man keinen Namen mehr, sondern wurde bis zum Parteiengehör mit dem Oberst Leutnant und der abschließenden Untersuchung bei der Ärztin und der Psychologin nur noch mit der Nummer angesprochen oder aufgerufen. Von diesen drei Personen wurde man beim Namen genannt.
Nachdem wir die Schlüssel bekamen, wurden wir mehr oder weniger freundlich darüber informiert, dass wir auf den Stühlen in der Aula Platz nehmen und warten sollten. Nach ungefähr 10 Minuten Wartezeit kam ein Arzt und informierte uns über den Ablauf des ersten Vormittages.
Wir wurden alle nach Nummern geordnet, in zwei Gruppen eingeteilt. Die Gruppe A absolvierte am Vormittag den psychologischen Computertest und die Gruppe B die körperlichen Tests. Am Nachmittag wurde das ganze umgekehrt vollzogen.
Doch vor den Tests mussten wir alle in den Lehrsaal gehen, wo wir unsere Bekleidung bekamen und unsere Bankdaten angeben mussten, damit wir etwas Geld überwiesen bekommen können. Zuerst wurden die Bankdaten und das Transportmittel mit dem man kam, angegeben, danach bekam jeder ein T-Shirt, eine Hose und ein Paar Schlapfen. Die Gruppe B sollte diese Bekleidung für die Tests anziehen, die Gruppe A musste nur die Schuhe gegen die Schlapfen eintauschen, da man den Vormittag vor dem Computer verbringen würde. Gesagt getan. Nun ging es mit den Tests los. Da ich in der Gruppe B war, werde ich über deren Tagesablauf berichten. Der der Gruppe A war wie schon oben erwähnt genau gleich, nur in umgekehrter Reihenfolge.
Wir zogen uns also um und gingen wieder in die Aula, wo wir den Testablauf erkärt bekamen. Es gab verschiedene Stationen, die wir einfach nach der Reihe durchmachen sollten. Die Reihenfolge war egal, es sollte einfach schnell gehen. Man kam in den Raum hinein und wurde nach der Nummer gefragt, dannn absolvierte man den jeweiligen Test und ging in den nächsten Raum. Die Tester waren fast zur Gänze Grundwehrdiener, die einen großteils recht freundlich behandelten. Ausnahmen bestätigten die Regel...
In diesen Räumen galt es folgendes zu absolvieren: Krafttest, Sehtest, Hörtest, Ruhe-EKG, Steptest (Ein Stockerl rauf und runter steigen. Dabei wurde der Puls gemessen) Lungenröntgen, Lungenfunkionstest, Blutabnahme und Harntest. Außerdem kam man noch in einem Raum, in dem man mit einer Dame besprach, ob man denn Bundesheer oder Zivlidienst machen möchte und was man beruflich macht.
Das ganze dauerte ungefähr zwei bis zweieinhalb Stunden. Danach setzten wir uns wieder in die Aula und warteten auf weitere Anweisungen. Vergeblich...
Nach etwas mehr als einer halben Stunde kam dann doch jemand und sagte uns, dass wir uns eine knappe dreiviertel Stunde in unsere Zimmer begeben dürfen und dann nach einem Kurzen Vortrag zum Mittagessen gehen. Zu diesem Zeitpunkt war es 11 Uhr. Die Gruppe A war mittlerweile auch schon fertig und ging dann ebenfalls auf die Zimmer. Wir warteten also eine halbe Stunde, um zu erfahren, dass wir eine weitere dreiviertel Stunde nichts zu tun hatten.
Nach der Wartezeit und dem kurzen Vortrag gingen wir also in ein anderes Gebäude essen. Dass Essen war meiner Meinung nach nicht schlecht. Danach gingen wir wieder zurück in unser Gebäude und fanden uns in einem Vortrag über die Möglichkeiten beim Bundesheer wieder. Dieser dauerte ungefähr eine dreiviertel Stunde und wurde von einem Netten 58-Jährigen Mediziner (ich weiß nicht was er genau war) abgehalten, der sonst nirgends gebraucht wurde, da seine zwei bisherigen Stellen geschlossen wurden.
Danach wurde das Testprogramm wieder aufgenommen. Wir gingen also in den Computerraum und absolvierten einen ziemlich langweiligen Test mit fünfminütiger Pause. Nach diesen eineinhalb bis zwei Stunden mussten beide Gruppen wieder in den Lehrsaal um abermals einen Vortrag anzuhören. Auch dieser dauerte ungefähr eine dreiviertel Stunde und um zirka 15:45 Uhr war das Programm des ersten Tages für uns beendet. Nun konnten wir bis 21:45 Uhr tun und hingehen was beziehungsweise wo wir wollten. Abendessen gab es keines, es bestand jedoch die Möglichkeit, uns beim Mittagessen Cabanossi und Ähnliches für den Abend mitzunehmen.
Wir strömten also aus um St. Pölten unsicher zu machen und uns die Zeit zu vertreiben. Danach war Körperpflege in Gemeinschaftsdusch/Waschräumen angesagt und um 22:00 wurde das Licht abgedreht.
Heute wurden wir um 5:30 Uhr überraschend höflich mit einem "Morgen Burschen!" geweckt und hatten 20 Minuten Zeit um unsere Betten abzuhiehen und die Bettwäsche zur Wäscheausgabe zu bringen und neue für unsere Nachfolger zu holen.
Um 5:50 Uhr gingen wir wieder in das andere Gebäude zum Frühstück. Nach ungefähr einer halben Stunde waren wir wieder zurück und hatten eine weitere halbe Stunde Zeit für die Körperpflege. Um 7:00 Uhr mussten wir abermals in der Aula Platz nehmen und warten. Diesmal allerdings wesentlich länger als bisher.
Ich war zwar ein Extremfall, da ich auf Grund meines Nachnamens, der mit einem "Z" beginnt der Letzte in der Liste war, doch wir warteten alle sehr lange. Ich persönlich wartete geschlagene zwei bis zweieinhalb Stunden und kam schließlich bei der Ärztin und der Psychologin gleichzeitg dran. Das nenne ich perfekte Planung! Ich ging also zuerst zur Ärztin und dann direkt zur Psychologin. Die anderen kamen nach nicht so langer Wartezeit zuerst bei der einen und nach weiterer Wartezeit bei der anderen dran, so war die durchgehende Wartezeit zumindestens nicht so lang. Nicht so bei mir.
Zum Abschluss kamen wir dann noch in das sogenannte "Parteiengehör" beim Oberst Leutnand.Wir alle wussten das. Natürlich auch die Herren von der Stellungskommision. Jeder logisch denkende Mensch hätte die Ersten, die mit den Untersuchungen fertig waren, so schnell wie möglich zum Parteienverkehr geholt. Nicht so das Bundesheer...
Meine Altersgenossen warteten nach ihren Untersuchungen noch mindestens eine halbe Stunde, bevor sie zum Herrn Oberst Leutnand kamen. Somit verzögerte sich der ganze Vorgang natürlich noch gehörig und auch die Letzten in der Liste, die ja sowieso schon mehrere Stunden mit warten verbrachten, mussten nach ihren Untersuchungen auch noch über eine dreiviertel Stunde warten.Das ärgete auch die anderen, die schon lange fertig waren, denn wir kamen fast alle in Fahrgemeinschaften in die Landeshauptstadt. So mussten also alle auf den jeweils Letzten im Auto warten...
Zu allem Überfluss bekamen wir dann noch ein Abschiedsgeschenk. Das störte uns grundsätzlich zwar natürlich nicht, wenn man allerdings über den Inhalt nachdenkt, wird man schon etwas wütend.
Jeder der zirka 120 Burschen, die fast täglich zur Stellung kommen, bekommt ein solches Geschenk.Darin ist eine Ausgabe des Sport Magazin, eine Ausgabe von Alles Auto, eine Dose Red Bull, einen Gilette Fusion Proglide Rasierer und ein Kondom. Außerdem durften wir uns auch die Bekleidung behalten. Aber wie wir alle wissen, hat unser Bundesheer ja keine finanziellen Probleme.PS.: Sorry für die Überlänge, falls überhaupt jemand bis hierher gelesen hat! ;)