Die österreichischen Fußballdamen haben bei der Europameisterschaft in den Niederlanden eine großartige Leistung abgeliefert. Beim EM-Debüt den dritten Platz zu holen, ist unglaublich! Aber man darf sie - und den Frauenfußball insgesamt - dennoch nicht zu sehr in den Himmel heben. Damit schadet man ihnen nur. Die Kommentatoren des ORF haben das im Rahmen der Liveübertragungen teilweise getan.

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Ich werde jetzt nicht beginnen, den Frauenfußball mit dem der Männer zu vergleichen. Das ist erstens unnötig und sinnlos, denn es hat einen Grund, warum die Geschlechter im Sport getrennt voneinander ihre Bewerbe austragen. Zweitens haben das in den letzten Tagen schon viel zu viele, viel zu oft getan. Auf Twitter schien es zwischenzeitlich nichts Wichtigeres zu geben, als ob es "Mannschaft" oder "Frauschaft" heißt und ob es Heuchelei ist, sich plötzlich für den Damenfußball zu interessieren oder nicht.

Hört auf, alles zu politisieren!

Wie das im Fußball und auf Twitter leider viel zu oft der Fall ist, wurde das ganze auch wieder politisiert. Man könnte meinen, die Österreicher würden sich über die Erfolge des Teams freuen und völlig bedenkenlos gratulieren. Nix da! Sogar beim Jubeln und Gratulieren konnte man dieser Tage so einiges falsch machen. So manch einer wurde als Sexist hingestellt, weil er es wagte von "Mädels" zu sprechen. Das klassische "Super Burschen!" wurde da wohl plötzlich vergessen. Ich meine nicht Andreas Gabalier. Der bringt das Wort "Frauen" wirklich nicht über die Lippen. Madln (mit noch knackigeren Wadln), Dirndln oder Mädels heißt es in einer Videobotschaft des "Volks Rock'n-Rollers", aber die Wörter "Frauen" oder "Damen" wagt er nicht in den Mund zu nehmen.

Hervorragende Defensivarbeit

Aber kommen wir endlich zum Sportlichen. Es war wirklich eine großartige Leistung, die unser Team da abgeliefert hat! Vom ersten bis zum letzten Spiel bewiesen die Mädels Kampfgeist und Zusammenhalt. Allen voran Laura Feiersinger rannte wie aufgezogen. Doch auch ihre Kolleginnen gaben nie auf und fighteten um jeden Ball. Nach und nach bekamen die anderen Nationen immer mehr Respekt vorm österreichischen Pressing. Doch das war schon vor dem Turnier bekannt, nicht umsonst suchten sich Länder wie Dänemark die rot-weiß-rote Truppe als Testgegner aus. Und der Einsatz zahlte sich aus. Die starke Manuela Zinsberger musste im gesamten Turnierverlauf (mit Ausnahme der Elfmeterschießen) nur einmal hinter sich greifen. Nach der regulären Spielzeit wurde kein einziges Match verloren. Alles in allem also ein echtes "Sommermärchen". Nun gilt es den Hype zu nutzen und in die anstehende WM-Quali mitzunehmen.

Überschwängliches Lob sendet falsche Signale

An die Medien appelliere ich, den Damenfußball nicht zu sehr in den Himmel zu heben. Vor allem bei den Kommentatoren des ORF war es auffällig, wie sehr man darum bemüht war, die Qualität der gebotenen Leistungen herauszustreichen. Teilweise wurde jede Aktion überschwänglich gelobt. Im Elfmeterschießen gegen Spanien verfiel der Kommentator bei jedem verwandelten Penalty regelrecht in Ekstase. "Was für ein klasse Elfmeter!", war da zu hören, als ein österreichischer Versuch vom Punkt hoch, aber relativ zentral verwandelt wurde. Er war gut geschossen, das stimmt. Aber das Lob fiel wie so oft zu überschwänglich aus. Das schreibe ich nicht, weil ich den Damen den Erfolg und die Anerkennung nicht gönne, ganz im Gegenteil. Ich beklage mich darüber, weil sie damit indirekt wieder als schwach dargestellt werden. Bei jedem "normalen" Pass, der überschwänglich gelobt wird, signalisiert man, dass das eine gute Leistung für jemanden ist, der den Sport eigentlich nicht so gut beherrscht. Jeder übertriebene Aufschrei bei einem verwandelten Elfmeter signalisiert, dass man das der Schützin nicht zugetraut hätte.

Nicht gut genug für Polzer und König

Auch mit der Wahl der Kommentatoren gab der Sender vom Küniglberg zu verstehen, dass die Leistung Damen mit Männerfußball nicht zu vergleichen sei. Nichts gegen Ernst Hujecek und Kollegen, aber wenn man anstatt der üblichen Kommentatoren wie König und Polzer jene einsetzt, die normalerweise nur Randsportarten wie Freestyle-Skifahren und Slopestyle kommentieren, hat das eine ordentliche Signalwirkung. Dass Alina Zellhofer und Kristina Inhof durchs Turnier leiteten, fand ich übrigens sehr passend. Aber auch hier hätte man mit zumindest mit einem Auftritt von Chef-Analytiker Herbert Prohaska mehr Wertschätzung gezeigt, als mit dem beim Publikum wenig beliebten Peter Hackmair.

Dieser Beitrag ist auf da-z.jimdo.com erschienen.

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MartinMartin

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pirandello

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