Hussain, Osman und Muhamad waren unlängst bei uns zu Hause auf Besuch. Wir lernten sie im Rahmen des "Welcome Refugees"-Festes in Salzburg kennen. Es war ein sehr netter, aber auch richtig bewegender Abend, voll von aufwühlenden Geschichten aus einer fremden Welt.

Osman und Muhamad kommen aus Syrien, sie sind beide 15 Jahre alt und seit fünf Monaten als unbegleitete Minderjährige in Salzburg. Sie freuen sich in Österreich bleiben zu können, erstmal wartet der Hauptschulabschluss auf sie. Physik und Englisch, hier benötigen sie am meisten Hilfe, Mathematik und Deutsch wären ok, so Osman. Derzeit fiebern sie jedoch dem baldigen Nachkommen ihrer restlichen Familie entgegen, in wenigen Monaten werden sie alle hier in Salzburg zusammen leben. Eine gelungene Familienzusammenführung in Sicherheit also.

Hussain ist 25, er kommt aus Pakistan. Seine Geschichte gleicht einem Thriller, schier unwirklich klingen seine Episoden. Die jedoch sehr reale Geschichte ist eine von Millionen Pakistanern. Sie beginnt mit dem täglichen Erleben von Gewalt und Brutalität, an Kindern, an Frauen, unter Männern. Gewalt und Waffen scheinen bereits für kleine Kinder etwas Normales zu sein. Ob wir Waffen hätten, fragte mich Hussain. Ich verneinte und dachte mir insgeheim, wäre ich Pakistanin, würde ich meine Waffe täglich unter der Burka tragen. Denn die Demütigung von Frauen auf primitivste Weise dürfte ein fixer Bestandteil eines von IS- und Taliban-Terror geprägten pakistanischen Lebens sein. Auch wenn Hussain es zu tiefst ablehnt, er sich ein anderes, freies und liberales Pakistan wünscht, so erzählt er ganz ruhig Geschichten aus seinem Leben, die einem den Schlaf rauben. Von Frauen die einfach von Passanten erschossen werden können, sobald sie alleine das Haus verlassen. Von einer Frau und einem Mann, nicht verheiratet, die auf der Strasse gesteinigt wurden, einfach deswegen weil jemand behauptete sie würden Ehebruch begehen. Von Kindern die wegen jeder Kleinigkeit geschlagen werden. Bis zu ihrem sechsten Lebensjahr wären sie "Könige", zwischen sechs und vierzehn wären sie Sklaven und ab 15 wären sei frei. Er spricht von den jungen Männern. Bei Mädchen würden andere Gesetze gelten. Diese wären weder Königinnen noch irgendwann einmal in ihrem Leben frei, sie sind Sklaven.

Und von genau dort wollte Hussain weg, er möchte ein neues Kapitel schreiben, ein gewaltloses. Sein Studium in Business Management, das er in Pakistan abgeschlossen hatte, möchte er an einer österreichischen Universität an europäische Standards anpassen.. Und: er möchte seine Mutter nachholen.

Daher machte er sich vor wenigen Monaten auf den Weg. Vorwiegend zu Fuss und teilweise in Schlepperautos ist er in einer kleinen Gruppe von Flüchtlingen nach Österreich gekommen. Von Pakistan in den Iran, immerzu auf der Hut vor Taliban, IS oder anderen Wahnsinnigen. Hussain machte Bekanntschaft mit so ziemlich allen giftigen Schlangen die es zwischen Pakistan und Österreich gibt und er lernte viele höchst kriminelle Menschen kennen. Berge kann er keine mehr besteigen, davon habe er erstmal genug, so der junge Mann. An der Küste zur Türkei wurden sie gefangen genommen, sassen im Gefängnis, drei Tage lang. Nachdem sie wieder frei waren, flohen sie nach Griechenland, weiter nach Mazedonien, Serbien, Ungarn bis sie schlussendlich in die Arme österreichischer Polizisten geraten sind. Das war sein Ziel. Er hat es vorerst geschafft, er ist in Österreich und hofft auf Asyl, damit er ein normales und friedliches Leben führen kann. Ich wünsche ihm vom Herzen nur das Beste. Und ich freue mich, wenn er bald für uns pakistanisch kocht...

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Silvia Jelincic

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Claudia Braunstein

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fischundfleisch

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