Aus aktuellem Anlass muss ich als Psychologe zu einem Thema schreiben, zu dem ich mich hier auf f+f bis jetzt nicht geäußert habe: Gewalt in der Erziehung.

Gewalt als Erziehungsmaßnahme ist in Österreich leider noch immer sehr üblich. :( Kein Wunder in einem Land, in dem erst seit 1989 (!)das Gewaltverbot in der Erziehung durch das Kindschaftsrechts-Änderungsgesetz gesetzlich festgelegt und seit 2011 auch in den Verfassungsrang erhoben wurde!

In meinen Gesprächen mit Eltern, in denen es oft sehr bald um Belohnungen, Bestrafungen und Gewalt in der Erziehung ging, konnte ich feststellen, dass viele Eltern zu wenig darüber wissen, was von einem zwei-, drei- oder siebenjährigen Kind zu erwarten ist und wozu es geistig schon in der Lage ist und wozu nicht.

Das heißt, sie gehen davon aus, dass ein Zweijähriger ihre Argumente gleich versteht und erleben es als Bosheit oder Mutwilligkeit, wenn dieser Zweijährige nicht nach zwei oder drei, sondern erst nach 100 Hinweisen versteht, dass er zum Beispiel nicht mit den Drehknöpfen des Herdes spielen soll. Auch Babies wird oft schon Mutwilligkeit unterstellt, wenn sie nicht gleich kapieren und parieren... Es kann das Leben als Mutter oder Vater aber gewaltig erleichtern, über die entwicklungsbedingten Verständnisgrenzen der Kinder Bescheid zu wissen!

Ich bin kein Freund von Zwangsmaßnahmen, das sollte mittlerweile hoffentlich schon klar sein. Aber ein paar verpflichtende Elternbildungs-Kursstunden (Grundlagen der Entwicklungspsychologie) wären sicher im Sinne des Kindeswohls und könnten vielleicht in Zukunft solch traurige Schicksale wie die des zu Tode strafgeduschten Mädchens verhindern helfen...