In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich, dass die Vokabeln „Strafe“, „Gewaltanwendung in der Kindererziehung“ und diese scheinbar nicht auszurottende Mär von der g`sunden Watschn in Qualitätszeitungen gedruckt werden? Auch wenn besagte Zeitung und Herr Greber selbst sich gestern nach dem medialen Sh*t-Storm distanziert haben, bleibt ein unguter Nachgeschmack.

Grenzen setzen ist ein heißes Thema in der Kindererziehung, und hier findet schnell eine Lagerbildung statt. Da gibt es die ewig Gestrigen, denen die gsunde Watschn selbst nicht geschadet hat, denn sie haben ja am Watschenbaum gerüttelt und es deshalb nicht anders verdient, aber es sei trotzdem was aus ihnen geworden. Auf der anderen Seite die anarchistischen Laissze-faire-Hippies, deren Kinder grenzenlose egoistische asoziale Gfraster sind… Und bei den Diskussionen zu diesem Thema schlagen schnell die Wogen hoch, weil es jeden von uns betrifft, wir alle, ob Eltern oder nicht, haben Erziehung genossen und leiden oft heute noch daran. Diskussionen über Erziehung treffen also alle ganz tief und sehr emotional.

Was in dem lauten Geschrei pro und contra Watschen untergeht: Zwischen dem autoritären Erziehungsstil der 50er Jahre und der Gegenbewegung der antiautoritären Chaotiker gibt es den autoritativen Erziehungsstil, bei dem Eltern ihre Verantwortung als Leitfiguren wahrnehmen und den Kindern Halt, Orientierung und Grenzen bieten, ohne dabei Gewalt einsetzen zu müssen. Wie das funktioniert, Erziehung ohne Gewalt, in der liebevoll, aber bestimmt Grenzen gesetzt werden, das vermittelt z.B. Thomas Gordon mit seiner „Familienkonferenz“ seit Jahrzehnten Millionen von Eltern oder im deutschen Sprachraum Jan-Uwe Rogge.