Da sitzen sie im Baum, die Makis, und schauen erwartungsvoll auf uns runter. Plustern ihr Fell noch ein wenig auf und springen aufgeregt von Ast zu Ast. Irgendwann siegt der Appetit über die Scheu und sie klettern blitzschnell hinab und greifen sich eine Banane. Die wohl exotischste Begegnung, die ich jemals in „Europa“ hatte.
Mayotte – ein Stück Frankreich im Indischen Ozean
Denn Mayotte ist seit dem 01.01.2014 offiziell ein Teil von Europa. Als Übersee-Departement von Frankreich wurde es zu diesem Termin in die EU aufgenommen. Amtssprache ist Französisch, es wird mit dem Euro bezahlt. Doch hier endet auch die europäische Seite der Insel.
Beim Anflug auf den Flughafen Dzaoudzi, nimmt mich das üppige Tropengrün sofort gefangen. Gleichzeitig aber erhasche ich einen Blick auf ärmlich aussehende Häuser. Fast schon paradiesische Natur und die Armut eines Entwicklungslandes – beides prägt mein Bild von Mayotte.
Die tropische Seite der Insel
Der süßlich-schwere Duft von Ylang Ylang liegt in der Luft bei unserem Rundgang durch den botanischen Garten von Coconi. Hier wachsen Kaffee und Kakao, Orchideen und endemische Pflanzen der Insel. Besonders angetan hat es mir die Porzellanrose.
Das bergige Inselinnere ist ein wahrer Dschungel. Hier leben auch die Makis, eine Lemurenart. Stundenlang könnten wir den fidelen Kerlchen zuschauen.
Die Strände von Mayotte sind einzigartig. An manchen Orten ist der Sand fast schon schwarz, an anderen schimmert er hell. Statt Palmen stehen gigantische Affenbrotbäume am Ufer.
An die Malediven erinnert die Passe en S. Eine Sandbank in einer Lagune, auf der es sich wunderbar Picknicken lässt. Für Taucher ist das türkisblaue Wasser mit seinem unglaublichen Fischreichtum ein Paradies.
Die andere Seite der Insel
Bei einer Fahrt entlang der Küste sehe ich aber auch die andere Seite von Mayotte. Nur wenige schmucke Häuser, dafür Wellblech und halbfertige Bauten.
Mayotte ist ein armes Land. Mehr als die Hälfte der Einwohner sind unter 18, die Arbeitslosenquote ist hoch. Ein Drittel der Bewohner sind illegale Flüchtlinge von den anderen Komoreninsel.
Doch es besteht Hoffnung. Durch die Aufnahme in die EU werden Infrastrukturmaßnahmen in Gang gesetzt. Es wird in den Straßenbau und die Bildung investiert. Der Tourismus wird ausgebaut. Eine Aufbruchstimmung ist im Land zu spüren.
Mit der Fähre geht es von Grand Terre zurück nach Petite Terre, der „Flughafeninsel“. Ich erhasche einen letzten Blick auf die Hauptstadt Mamoudzou. Au Revoire, Mayotte. Ich freue mich auf ein Wiedersehen und bin gespannt, wie Du Dich entwickelst.