„Ich hatte eine Farm in Afrika am Fuße der Ngong-Berge“. Wer kennt nicht diese magischen Worte ausJenseits von Afrika? Wer erinnert sich nicht daran, wie Karen Blixen sehnsüchtig auf der Veranda ihrer Farm auf die Rückkehr von Denys Finch Hatton wartet? So wie der Film auf wahren Begebenheiten beruht, gibt es auch das Haus von Karen Blixen in Nairobi. Was lag bei meiner ersten Kenia-Reise also näher, als dorthin zu fahren, um einmal auf die Ngong-Hills zu schauen.
Im Zug von Mombasa nach Nairobi
Wie Karen reise auch ich mit der Kenya Uganda Railway von Mombasa nach Nairobi. Ein klein wenig ist noch vom Glanz alter Zeiten zu spüren. Kellner in schicken Uniformen, die mit einer Glocke zum Essen rufen. Weiße Tischdecken, Porzellan und Silberbesteck. Statt eines noblen Schlafwagens, erwartet mich allerdings eine Pritsche, die schon bessere Tage gesehen hatte. Doch egal – vor meinem geistigen Auge sehe ich Denys Finch Hatton am Zug entlangreiten - und in der Realität am Morgen eine Giraffe am Zugfenster vorbeiziehen.
Was wohl Mrs. Blixen zum heutigen Nairobi sagen würde, frage ich mich bei der Ankunft in Kenias Hauptstadt. Manches würde sie noch erkennen. Die Exchange Bar im Stanley Hotel vielleicht – oder den herrlichen Garten im Norfolk Hotel.
Staunen würde sie auf jeden Fall, wenn sie sich ihrem Haus näherte. Ihr früheres Farmgelände ist nun bebaut mit den luxuriösen Häusern des noblen Vororts Karen.
Karen Blixen Museum
Staunen würde sie vor allem, wenn sie dann ihr Haus beträte. Verloren Geglaubtes würde sie wieder finden – vieles aber käme ihr unbekannt vor.
Aus Geldnot hatte die Schriftstellerin viele Möbel verkaufen müssen – 1931 schließlich das Haus selber. Nach zahlreichen Besitzern kaufte es die dänische Regierung 1964 und schenkte es dem Staat Kenia zu seiner Unabhängigkeit. Es wurde zu einem College umgebaut.
Als 1985 Out of Africa am Originalschauplatz gedreht wurde, standen die Requisiteure vor einer riesigen Aufgabe. Es gab in Kenia nur noch wenige Originale aus den 20ern. Sie durchkämmten das Land nach Lampen, Stoffen, Porzellan und Gemälden. Einige der Originale von Blixen konnten wieder gefunden werden, wie ein Regal, das sie für Denys Bücher anfertigen ließ. Die berühmte Kuckucksuhr oder das Grammofon aber, ließen sie für den Film anfertigen – und überließen beides dann dem Museum.
Staunend stehen aber auch Out of Africa Fans vor dem Karen Blixen Museum. Denn es ist nicht das Haus, das sie aus dem Film kennen. Gedreht wurde in ihrem ersten Farmhaus, Mbagathi, das leider nicht besichtigt werde kann. Gelebt hat sie in Mbogani, dem heutigen Museum.
Meiner Begeisterung tut das keinen Abbruch, als ich über die Auffahrt gehe und einen ersten Blick auf das Haus zwischen den Bäumen werfe.
Ich stelle mir Karen vor, wie sie unter der schattigen Veranda sitzt – oder an dem Tisch aus Mühlsteinen mit einer Zigarette in der Hand.
Als ich auf der Veranda sitze und über die Hügel schaue, meine ich ganz deutlich eine Stimme zu hören „Ich hatte eine Farm am Fuß der Ngong-Berge“.