fühlte ich mich durchaus befreit. Verlieben ist nämlich eine ziemlich üble Angelegenheit. Also jetzt nicht das Gefühl an sich, das hat schon etwas Beschwingtes, bloß die Begleitumstände sind äußerst anstrengend. Ist man mitten drinnen kommt es einen nicht so vor, aber als Außenstehender muss man ganz nüchtern über einen, der unter Verliebtheit leidet sagen: „Das ist doch völlig irrwitzig.“
Irrwitzig, ja, völlig neben der Spur. Man kann nicht schlafen. Dabei weiß man doch, dass ausreichend Schlaf die beste Voraussetzung für Kreativität ist. Das kann ich ja nun gar nicht brauchen. Ich will meinen guten Schlaf behalten. Man kann nichts mehr essen. Nun, damit könnte ich mich schon eher anfreunden, so ein wenig Speck weniger, das würde nicht schaden. Bei den derzeitigen Wintern ist eine wärmende Fettschicht kaum mehr von Nöten. Aber das wäre noch nicht das Schlimmste. Immer drehen sich die Gedanken nur um die oder den einen. Diese Leute reden dann immer vom Gleichen, bis ins kleinste Detail. Wie da geschaut wurde und was da wohl gemeint war und dieser Blick. Die ständige Seufzerei und das Getue. Es ähnelt ein wenig einem LSD-Nutzer, der im Flow, überschwenglich fröhlich ist, und im Entzug, zu Tode betrübt. Und diese Gemütszustände wechseln permanent, oft im Minutentakt. Auf nichts mehr kann man sich einstellen. War der Erkrankte gerade noch im himmlischen Höhen, lachend, verspielt und verträumt, so ist er im nächsten Moment am Boden zerstört, zu Tode betrübt und von wässrigen Augen gezeichnet. Dieser Zustand ist eine Zumutung, für die Umwelt ebenso, wie für den Betroffenen selbst.
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Sowas kann sich ein normaldenkender, zivilisierter, vernünftiger und erwachsener Mensch doch nicht freiwillig antun. Deshalb steht es fest, ich lasse mir mein Leben nicht mehr durcheinanderbringen, schon gar nicht von mir selbst. Alles hat seine Ordnung und geht seinen Gang. Für solche Kinkerlitzchen habe ich überhaupt keine Zeit. Dieses ewige Durcheinander, ich hatte genug davon. Jetzt gilt es all das umzusetzen, was der Umsetzung noch harrt. Reisepläne wollen verwirklicht werden. Und ich habe auch nicht die Nerven dafür. Dieses ständige Auf und Ab. Vielleicht gehört es sich auch nicht mehr, in meinem Alter. Was der Jugend wohl ansteht, ist dem Alter eine Beleidigung. Ruhig und gelassen hat man zu sein, quasi mehr über den Dingen stehend, sezierend, selektierend und verstehend. Aber wie soll man dem nachkommen, wenn man selbst nicht weiß wo einem der Kopf steht. Gibt es etwas Lächerlicheres, als einen in die Jahre gekommen Menschen, der sich gebärdet wie ein junges Füllen? Ein junges Füllen in allen Ehren, aber was dem einen recht ist, muss dem anderen noch lange nicht billig sein.
„Ich verliebe mich ganz bestimmt nie wieder, für den Rest meines Lebens nicht, denn dem Übermut folgt die Reue auf den Fuß“, erkläre ich Dir, als Du mal wieder zu Besuch kommst und mich um meine Herzensangelegenheiten befragst, wie jedes Mal.
„Aber komm“, pflegst Du zu erwidern, „So allein, das ist doch nichts.“
„Du meinst also, dass eine Frau ohne Mann nicht sein kann. Wie konservativ ist das denn!“, gebe ich zurück, „Mir geht es sehr gut damit, viel besser, als wenn es anders wäre. Außerdem bin ich ganz und gar nicht allein, aber ich habe viel mehr Freiheiten, und die nutze ich.“
„Ach ja?“, entgegnest Du, abweichend von der normalen Inszenierung, „Und warum stehst Du dann die ganze Zeit vor dem Spiegel und hast Dich so herausgeputzt?“
„Habe ich das?“, frage ich, kleinlauter werdend, „Das ist mir ja gar nicht aufgefallen.“
„Wann siehst Du ihn denn?“, bohrst Du schonungslos weiter.
„Keine Ahnung“, sage ich, und versuche so unbekümmert wie möglich zu klingen, „Heute Nachmittag, vielleicht, aber das hat überhaupt nichts zu sagen. Das ist ja bloß ein Bekannter, wie viele andere."