Er: Ich stelle den Motor ab und steige aus. Inmitten des Waldes, auf einer Lichtung, wohnst Du, auf einer großen Wiese, begrenzt von zwei Wegen und einem kleinen Bach, dort steht ein kleines Häuschen. Ich sehe das Wasser glitzern im Mondschein, und neben der kleinen Brücke, die über den Bach führt, erhebt sich majestätisch eine Trauerweide gen Himmel. Du sitzt im Gras. Ich weiß nicht wie lange es her ist, seit ich das letzte Mal da war, seit ich es das letzte Mal geschafft habe den Trubel hinter mir zu lassen um zu Dir zu fliehen.

Sie: Du hast den Motor abgestellt und dem Wald den nächtlichen Frieden wiedergeschenkt. Hörst Du die Stille? Erträgst Du sie?

Er: Ich gehe zu Dir. Ich bleibe hinter Dir stehen, nur einen Augenblick, betrachte Deine schlanke Silhouette im Mondlicht.

Sie: Setz Dich zu mir. Ich freue mich, daß Du den Weg zu mir gefunden hast.

Er: Ich setze mich zu Dir. Ich freue mich auch, daß ich da bin.

Sie: Nein, Du bist nicht da. Du hast zwar hierhergefunden, aber Du bist noch lange nicht da.

Er: Du hast recht. Ich habe es endlich geschafft mich freizumachen. Nein, falsch, ich habe mich nicht freigemacht, sondern mich vielmehr mit einer fadenscheinigen Ausrede davongeschlichen, aus meiner Verantwortung, aus meinen Verpflichtungen.

Sie: Du trägst schwer daran. Sie lassen Dich nicht los.

Er: Ich bin gefangen in ihnen, ich weiß.

Sie: Warum bist Du dann hier, wenn Du nicht da sein kannst?

Er: Ich weiß es nicht, aber da ist eine unstillbare Sehnsucht, die mich zu Dir gewiesen hat, zu Dir und an diesen Ort.

Sie: Dann ist es richtig, daß Du gekommen bist. Jetzt mußt Du nur noch ankommen.

Er: Wie soll das gehen?

Sie: Indem Du Dich mit Deinem Hier-Sein versöhnst, und alle Gedanken, die mit einem Außerhalb vom Hier und Jetzt zusammenhängen, dort läßt, wo sie hingehören, nach Draußen, nur für diesen Moment des Miteinander. Sie werden wieder da sein, wenn Du wegfährst, aber jetzt, jetzt laß sie keine Rolle spielen.

Er: Ich würde es ja so gerne, aber ich bekomme sie nicht heraus aus meinem Kopf.

Sie: Siehst Du, wie sich der volle Mond im Wasser spiegelt?

Er: Ja, ich sehe es. Langsam und gleichmütig plätschert das Wasser.

Sie: Hörst Du die Blätter der Trauerweide rascheln, wenn der Wind sanft darübersteicht?

Er: Ja, ich höre es. Sanft werden die Blätter und Äste vom Wind umspielt.

Sie: Spürst Du die Ruhe der schlafenden Natur?

Er: Ja, ich spüre es. Die Natur schläft, überspannt von einem wolkenlosen, sternenklaren Himmel.

Sie: Sieh mir in die Augen. Siehst Du mich?

Er: Ja, ich sehe Dich, sehe Deine Freude und Deinen Wunsch, daß ich da bin.

Sie: Hörst Du mich?

Er: Ja, ich höre Dich, wie Du mich zu Dir holst, mich öffnest auf das Hier und Jetzt.

Sie: Nimm meine Hand. Spürst Du mich?

Er: Ja, ich spüre Dich, spüre Deine Wärme, die mich zu Dir auffordert.

Sie: Du bist auf dem richtigen Weg.

Er: Ich bin auf dem Weg zu Dir.

Sie: Ich spüre Dich deutlicher, Dein Bild wird klarer, Deine Augen offener.

Er: Ich sehe Dich.

Sie: Ich sehe Dich.

Er: Ich will Dich ganz und gar sehen, Dich erkennen wie Du bist.

Sie: Ich will mich von Dir ganz und gar sehen lassen, von Dir ganz und gar erkannt werden.

Er: Ich öffne Dein Kleid und streife es Dir ab. Nackt und bloß sitzt Du vor mir. Deine Haut schimmert wie Alabaster im satten Mondlicht, umschmeichelt Deine zarten Rundungen.

Sie: Ich knie mich vor Dich und ziehe Dich aus. Du läßt den letzten Rest hinter Dir. Ich sehe Deinen starken, männlichen Körper. Ich sehe Deine breiten Schultern, die mich einladen mich an sie zu schmiegen, mich hineinfallen zu lassen in Deine Umarmung, mich auffangen zu lassen. Wenn das Glück in der Welt ist, dann ist die Welt Deine Umarmung.

Er: Ich sehe Deine schmalen Schultern, die mich einladen sie beschützend zu umfassen. Ich umarme Dich, halte Dich, für diesen Moment der Be-gegnung

Sie: Ich sehe Deine starken Arme, die sich schützend und stärkend um mich legen wollen. Ich nehme es an, Deinen Schutz und Deine Stärke. Lasse mich durchströmen, von Deinem Mir-sein, jetzt, da Du wirklich angekommen bist.

Er: Ich sehe Deine feingliedrigen Finger, die mich verführen von ihnen berührt zu werden. In Deiner Berührung, in Deiner Zärtlichkeit, wäscht Du die Welt von mir ab, jedes Außerhalb des Wir, machst mich rein Dir zu sein, mich immer mehr im Wir zu finden.

Sie: Ich streiche mit meinen Fingern über Deine Haut, Deine Wangen, Deinen Hals, Deine Schultern, Deine Brust, Deinen Bauch. Ich spüre Dich unter meiner Berührung erschauern. Ist es die Nacht, die Dich frösteln läßt?

Er: Nein, es ist das Verlangen, das mich jäh und mit kaum gekannter Intensität durchflutet, das Verlangen Dich ganz nahe zu spüren, mit Dir eins zu werden, so wie wir es in Gedanken, in unserem Wesen sind, so will ich dieses Eins-sein leibhaftig werden lassen.

Sie: Ein Verlangen, das auch mich beseelt, ein Verlangen, das wir bis zum letzten Tropfen zu kosten eingeladen sind. Wir, das ist Eins-werdung in Geist, Seele und Körper. Das eine kann nicht vom anderen getrennt werden. So wie ich mit Dir nie körperlich eins werden kann, wenn wir uns nicht im Gedanken finden, so kann ich mir unsere geistige und seelische Einheit nicht ohne körperliche Hingabe denken. Es wäre unvollständig.

Er: Ich berühre Dich. Jeden Zentimeter Deiner Haut möchte ich in mich aufnehmen, jeden Zentimeter Deiner Haut mit meinen Lippen berühren, so wie ich jeden einzelnen Deiner Gedanken, jedes einzelne Deiner Worte in mich aufnehme, einatme, wie ich Dich aufnehme, einatme.

Sie: Ich nehme es an, jeden Deiner Küsse, als Geschenk. Ich gebe mich Dir preis, biete mich Dir dar, nackt bis auf die Haut, entblößt noch bis unter die Haut.

Er: Ich ziehe Dich zu mir, spüre Deine Haut auf meiner Haut, spüre die sanfte Wölbung Deines Busens, spüre die Hitze zwischen Deinen Beinen. Setz Dich auf mich, meine Freundin, lass aus Deinem und meinem Atem unseren Atem werden, lass aus Deinem und meinem Herzschlag unseren Herzschlag werden, lass aus Deinem und meinem Sein unser Sein werden und lass aus Deinem und meinem Körper unseren Körper werden.

Sie: Ich spüre Dich, Deine Haut auf meiner Haut, spüre Deinen Herzschlag, spüre das pulsierende Leben zwischen Deinen Lenden, hoch aufgeragt, mir entgegenwachsend.

Er: Wie wunderschön Du bist, in Deiner Hingabe. Wie rein und einfach Du bist, in Deiner Öffnung. Ich will Dir ganz und gar gehören.

Sie: Ich will Dich ganz und gar annehmen, ganz und gar mit Dir eins werden, in diesem einen Moment, in dem alle Gedanken schweigen, in dem ich nichts bin und nichts sein will als Dir. Nein, mehr noch, in dem das Du und das Ich gänzlich schweigen, schweigen müssen. Wir haben unser Du und Ich gleichsam in einen See geworfen, Wassertropfen zu Wassertropfen. Wer könnte noch sagen welcher welcher ist?

Er: Ich liege vor Dir. Nimm mich an, in diesem, einen Moment, in dem nichts wirklich ist als dieses Miteinander, nichts zählt. Spürst Du wie die Zeit stillsteht, wie die Welt aufgehört hat sich zu drehen, um unsretwillen.

Sie: Ich setze mich auf Dich, nehme Deinen Zauberstab hinein in meine Höhle der Zufriedenheit. Du bist angekommen. Du bist in mir. Wir sind eins. Wir sind. Nur mehr wir. Du erfüllst mich mit Dir. Jetzt erst bin ich vollständig.

Er: Jetzt erst bin ich angekommen, jetzt erst ganz. Du vollendest mich, über mich hinaus ins Wir. Sanft umfassen mich Deine Muskeln in Dir, fordern mich auf mich in Dir zu bewegen, mit Dir zu bewegen. Nicht ich bewege mich, Du bewegst mich, Du weist mir die Richtung.

Sie: Nein, auch ich bewege Dich nicht. Wir haben in den Rhythmus des Gebens und Nehmens gefunden, unseren Rhythmus, den Rhythmus unseres Atems, unseres Herzschlages, unseres Körpers. Als Wir bewegen wir uns uns.

Er: Wir ineinander, miteinander eins, und es ist, als hätte es zuvor nichts gegeben, und wird es danach nichts geben. Wir sind außerhalb der Zeit. Wir vögeln, in unserem Kopf, in unserer Seele, in unserem Herzen und mit unserem Körper. Ich spüre wie Dein Verlangen mit jeder Bewegung stärker wird.

Sie: Ich spüre wie Deine Hingabe mit jeder Bewegung stärker wird, wie Du Dich immer mehr in mir aufbäumst, wie meine Muskeln Dich immer fester umspannen.

Er: Bis wir den Gipfel der Lust, des Ineinander erreichen, miteinander erreichen.

Sie: Miteinander erreichen.

Er: Ich will in Dir bleiben.

Sie: Du bleibst in mir. Wenn wir diese Einheit gekostet haben, werden wir sie nie wieder verlieren.