Mit großer Begeisterung las ich das höchst interessante Interview mit unserem sehr geehrten Vizekanzler und Wirtschaftsminister, Rudolf Mitterlehner, in der Burgenland-Ausgabe des Kurier vom 04. März d.J. Vieles, was ich zuvor nicht verstanden hatte, wurde mir völlig klar. Ich musste ab und zu die Zeitung bei Seite legen, da Tränen der Rührung und der Freude meine Augen füllten, was mich allerdings am Lesen hinderte. Doch nein, ich werde mich ob dieser feinen Regungen nicht schämen, denn nun weiß ich es, es geht zusammen, einerseits die Feststellung, dass wir eigentlich einen Beschäftigungsrekord haben und andererseits die hohe Arbeitslosigkeit, die Migranten unvermittelbar werden lassen. Es geht zusammen, zumindest in einem Interview. Bis ich zuletzt verschämt die Zeitung zur Seite legte, denn wenn ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, wer eigentlich schuld ist an der ganzen Misere, dann wurde es mir, Dank der messerscharfen Analyse obgenannten Herrn, endlich klar. Wir sind schuld.
Wir sind schuld, denn wir bekommen und bekommen und bekommen, und doch fordern wir immer mehr. Eine Pensionsreform haben wir bekommen, Nicht, dass das Pensionsalter erhöht worden wäre oder zumindest das Antrittsalter von Frauen und Männern harmonisiert, nicht, dass Privilegien abgeschafft worden wären, sondern es war ein Gipfel. Und bei diesem Gipfel wurde festgestellt, es besteht kein Handlungsbedarf. Die Pensionen sind gesichert. Trotzdem wird weiter gefordert. Dabei ist doch alles eitel Sonnenschein. Und wen interessieren schon die nächsten Generationen. Da ist der Herr Mitterlehner auch nicht mehr Vizekanzler, aber seine Pension ist bestimmt sicher.
Wir sind schuld, denn wir bekamen eine Steuerreform, eine Bauinitiative, einen Handwerkerbonus, eine Forscherprämie, und doch weiß all das niemand zu würdigen. Schließlich gibt es auch kein Problem mit zu hohen Lohnnebenkosten, die dank der tollen Pensionsreform immer noch weiter steigen werden, statt zu sinken. Wir hatten eine Steuerreform, die immer noch nicht wagt die arbeitslosen Einkommen, das sich aus Finanzgewinnen ergibt, heranzuziehen, denn das scheue Reh des Kapitals könnte verschreckt werden. Stattdessen fordern wir dreist, das den Beziehern kleiner Einkommen mehr in der Tasche bleibt, was sie gleich wieder in Konsum umsetzen würden, weil sie es müssen. Das befördert die Wirtschaft, nicht die gebunkerten Finanzvermögen. Pfui Teufel, sag ich da nur, böse ist das.
Wir sind schuld, weil wir immer noch eine Bildungsreform fordern, die ihrem Namen gerecht wird. so wird behauptet. Dabei übersehen wir, dass mit der geschehenen Bildungsreform ja wirklich kein Stein auf dem anderen blieb. Das werden wir erst erleben, wenn die Schulglocken ausgebaut werden. Kompetenzstreitigkeiten zwischen Bund und Ländern hin oder her, es ändert sich vieles. Und es wird ignoriert.
Wir sind schuld, weil wir fordern, dass die Regierung endlich ihre Arbeit tut. Nein, das ist wirklich zu viel verlangt, denn schließlich tragen wir nichts dazu bei. Deshalb können wir auch nicht verlangen, dass es die tun, die eigentlich dafür gewählt wurden und dafür bezahlt werden.
Ich werde mich nun in Sack kleiden und Asche auf mein Haupt streuen, und ich empfehle jedem es mir gleich zu tun, jedem, der so unverschämt war wie ich zu fordern. Denn geben ist seliger denn nehmen – in einer christliche orientierten Gesellschaft hat man sich an so etwas zu halten.