Ich muss gestehen, ich fühle mich augenblicklich ein wenig hilflos. Von den verschiedensten Seiten kommen die unterschiedlichsten Informationen. So erzählen uns die, die gegen die Zuwanderung sind, dass angeblich sämtliche Einwohner von Afrika zu uns kommen wollen. Die Befürworter reden davon, dass es eh nur ein paar sind und die sind alle gute Menschen. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Wie viele es wirklich sind, darüber habe ich bis jetzt nichts erfahren, doch möchte ich jetzt eine Geschichte erzählen, wie es auch gehen kann. Eines Tages im Gottesdienst wurden sie vorgestellt, hier bei uns, in einem kleinen Ort mit knapp 2.000 Einwohnern hatte der Pfarrer das Pfarrhaus, das sowieso leer stand, da er in seiner Zweitgemeinde wohnte, für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. Es handelte sich um zwei Familien mit sehr dunkler Hautfarbe. Der Pfarrer übernahm es diese Familien im Rahmen der Predigt vorzustellen. Vor allem erzählte er ihre Geschichte. Die Menschen, die Fremde waren, bekamen Namen und ein Gesicht, und damit waren sie gleich ein Stück weniger fremd. Von da an sah man sie im Ort. Sie kauften ein, brachten die Kinder zur Schule oder in den Kindergarten. Man sprach miteinander, grüßte sich und gewöhnte sich aneinander. Mitten im eigenen Leben sah man, dass es sich um ganz normale Menschen handelte, so wie Du und ich, dass sie auch nichts anderes wollten als ein Auskommen, eine Unterkunft und eine Zukunft.

Zwei Familien, die sich ohne Probleme ins Gemeindegefüge einpassten. Im Nachbarort wurde vor einigen Jahren ein Zentrum eröffnet, das unbegleitete Jugendliche aufnahm. Hier machte sich der Bürgermeister stark dafür und es fanden etliche öffentliche Veranstaltungen statt, in denen den Bürgern das Projekt nahegebracht wurde, und auch hier gelang es die Jugendlichen zu integrieren. Zwei Erfolgsgeschichten, die sich abseits der Medien abspielten. Was sich in den Medien abspielt, das sind die Schreiereien der Bürgermeister, die um ihre Stimmen bangen. Obwohl es auch nicht so einfach ist, denn über manche Gemeinde wurde wirklich drübergefahren, ungefragt, wurde angedacht so viele Flüchtlinge unterzubringen, dass der Ort es nicht verkraften würde. Gelingen kann es, meines Erachtens nach nur, wenn die betroffenen Personen involviert werden, wenn ihnen die Angst vor dem Fremden genommen wird, wenn Menschen Namen und Gesichter bekommen. Die Menschen wollen ernst genommen werden, und sie sind meiner Erfahrung nach auch bereit zu helfen, wenn sie einen Sinn darin sehen und ihnen gezeigt wird wie es funktionieren kann.

Die Ghettoisierung ist ebenso schlecht wie die Isolierung. Integration beginnt damit, dass man einander kennenlernt, und das kann nur mit einer gesunden Anzahl geschehen. In meiner Naivität dachte ich mir damals, wenn jeder Ort in Österreich mit mehr als 2.000 Einwohnern zwei oder drei Familien unterbringen würde, dann wäre das Problem gelöst, und zwar für beide Seiten. Doch dann dachte ich weiter, wenn die Lösung wirklich so einfach wäre, dann wären all die Spezialisten und Experten längst darauf gekommen. Kurz darauf hörte ich, dass der damalige Caritaspräsident den selben Vorschlag machte. Vielleicht wäre die Lösung doch viel einfacher, als wir denken. Menschlichkeit bedeutet sie für beide Seiten zu verlangen, für die ansässige Bevölkerung ebenso wie für die Flüchtlinge, denn so kann man einen Weg zu einem gelungenen Miteinander finden.

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Andrea Walter

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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