Die Pianobar (Eine Leseprobe)

Prolog

Mein Name ist Anna Marx. Ich bin im Marketing beschäftigt, doch nur als Überbrückung und weil es mir der einzig mögliche Platz schien meine Kreativität auszuleben. Doch meine eigentliche Leidenschaft sind die Bücher, oder besser gesagt, jede Art von Texten. So weit ich zurückdenken kann, sehe ich mich immer nur lesend. Irgendwann begann ich meine eigenen Texte zu verfassen, weil mir das Geschriebene, das ich vorfand, zu wenig war. Es war nicht mehr das, was ich suchte. Meine Leidenschaft ließ nicht nach. Sie wurde nur präzisier. Ich war es immer und werde immer davon überzeugt sein, dass Bücher etwas bewirken in unserem Leben. Zu Anfang erweiterten sie meinen Horizont, indem ich Geschichten durchlebte, die nicht meine waren, niemals meine sein konnten, und doch durfte ich sie miterleben, über Zeiten und Weiten hinweg, eintauchen in fremde Welten und Gedanken, mein eigenes Leben für ein paar Stunden hinter mir lassend.

Ich wurde älter, wie das die Zeit eben so mit sich bringt, und manchmal zweifelte ich an der Sinnhaftigkeit meiner Leidenschaft, doch dann fand ich dieses Buch, das mir meinen Glauben mit einem Schlag wiederschenkte, meinen Glauben an die Schicksalhaftigkeit von Büchern.

Ich hatte es gefunden, weil es für mich bestimmt war, und zwar genau an diesem Tag, genau zu dieser Stunde. Irgendwer hatte es selbst gefunden oder vielleicht war es auch der Trödler, hatte es zwischen all die anderen Bücher gestellt, als wäre es wie alle anderen. Er hat es sich wohl nicht allzu genau angesehen, denn hätte er es getan, dann hätte er sofort festgestellt, dass es ganz und gar nicht so war wie alle anderen. Zunächst einmal war es mit der Hand geschrieben, aber auch kunstvoll in Leder gebunden. Aber vielleicht hatte auch das so sein sollen, diese Missachtung.

Wer weiß wie viele Menschen es schon vor mir in Händen gehalten hatten, wie viele Menschen es nicht in ihrem Wert erkannt hatten. Aber wohl, auch sie konnten es nicht, denn es war für mich bestimmt oder zumindest für jemanden, der sich davon ansprechen ließ, den es zum Handeln anregte. Es war dazu ausersehen in meine Hände zu fallen, auf dass ich es lese und entsprechend auf das Gelesene reagiere. Natürlich kann man immer noch sagen, bloßer Zufall.

Es gibt Menschen, die halten alles bloß für Zufall. Und wenn man ihnen hunderte Beispiele bringt. Dann sagen sie immer noch, es seien doch nur Einzelfälle. Natürlich sind sie das, sonst wäre es ja auch nichts Besonderes. Sie sind allerdings sogar mehr als bloß Einzelfälle, sie sind einzigartig, jedes in seiner Art. Und wenn ich von einem Haus träume, einem Haus, das ganz anders aussieht als alle anderen, und wenn ich dieses Haus auch noch finde, sofort weiß, ich kenne es nicht nur aus meinem Traum, nein, ich war schon einmal hier, vor meiner Zeit, dann schütteln sie bloß den Kopf und nennen es Humbug.

Manche jedoch, die wissen worum es geht, und die wissen, dass es etwas Verbindendes gibt über Zeiten und Welten hinweg, etwas, in das wir eingesponnen sind, mit dem wir verknüpft sind. Die verstehen, dass mir das Buch ein Auftrag war, den ich gemeinsam mit meinem besten Freund, Karl Bonai, seines Zeichens Controller und nebenbei virtuoser Pianist, zu erfüllen gedachte.

Auch er gehörte zunächst zu denen, die sich skeptisch gezeigt hätten, doch er blieb trotz allem an meiner Seite und ließ sich ein, trotz aller Bedenken und Vorbehalte. Schlussendlich musste er zugeben, dass es doch manchmal so sein könnte, wie ich mir in meinem literaturzersetzten Gehirn zusammenreime. Zumindest dieses eine Mal müsste er eingestehen, dass ich recht hatte. Was aber noch lange nicht bedeuten soll, dass er nun bereit sei, solche Phänomene uneingeschränkt und ohne jede weitere Vorbehalte anzuerkennen, sondern nur, und die Betonung liegt auf nur, in diesem einen, einzigen spezifischen Fall tatsächlich so sein hätte können. Oder es könnte auch trotzdem Zufall sein und es hat sich alles andere aus unserer mentalen Arbeit ergeben. Aber letztlich spielt das auch keine Rolle.

Denn es ist wie das ist, sagt die Liebe, und auch das Leben schert sich grundsätzlich einen Dreck um unsere, im Vergleich zu diesem, vernachlässigbaren geistigen Leistungen. Aber das Buch ließ uns eine Aufgabe zukommen – welche das war und wie wir sie erfüllten, das könnt ihr hier nachlesen:

Die Pianobar

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