Ich tue mein Möglichstes bei meinen Beiträgen so weit wie möglich die emotionale Brille abzulegen, bemühe mich leidenschaftslos zu bleiben, denn es sind gerade die Emotionen, die bei wichtigen, grundlegenden Themen den Blick trüben und damit ihre Konstruktivität verlieren. Doch es gibt Momente, da kann die Leidenschaft, die Empathie nicht mehr draußen bleiben, so sehr ich es auch versuche. Aber vielleicht sollen sie es auch nicht, bei Themen, bei denen es um die Zukunft geht, nicht um meine. Die paar Jahrzehnte, die ich noch lebe – und all die, die ungefähr mein Jahrgang sind – die schupfen wir auch noch irgendwie (auch wenn das Irgendwie-Schupfen vielleicht auch nicht unbedingt der Weisheit letzter Ratschluss sein sollte), doch es geht um die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder, die wir genau jetzt verspielen. Es geschehen so viele Dinge, die ich nicht mehr verstehe, die nicht stimmig sind und auch beim besten Willen nicht stimmig gemacht werden können

Warum ist es in Ordnung, dass der Bürger vollständig durchleuchtet wird, Politiker aber immer noch Milliarden ausgeben dürfen, ohne dass sie dafür zur Rechenschaft gezogen werden können?

Warum ist es in einer angeblich hochentwickelten Demokratie möglich, dass so vieles gegen den Willen des angeblichen Souveräns geschieht, und dieser nur die Möglichkeit hat tatenlos zuzusehen?

Warum werden bei uns Banken von Steuergeldern gerettet, die Banker selbst aber für ihre Verantwortungslosigkeit mit hohen Boni belohnt?

Warum wird uns eine sog. Bildungsreform verkauft, die nicht einmal eine Mogelpackung ist, obwohl es um nichts Wesentlicheres geht als die Zukunft unserer Kinder?

Warum ist es immer noch so, dass Menschen, die Sozialleistungen beziehen, vorgeworfen wird, sie lebten von einem „arbeitslosen“ Einkommen, diejenigen, die aber wirklich von einem arbeitslosen Einkommen, wie Aktionäre, leben diesen Vorwurf nicht bekommen?

Warum sind hochbezahlte Funktionsträger nicht in der Lage Lösungen zu dringenden Problemen zu finden, sondern nichts weiter tun, als den Status Quo schon zu reden?

Warum ist es immer noch möglich, dass Menschen in pflegenden, helfenden und pädagogischen Berufen viel schlechter bezahlt werden, als solche, die der Gesellschaft keinen Mehrwert bringen?

Warum werden wir ständig belogen und wir lassen es uns einfach so gefallen, wie z.B. bei der Pensionsfrage?

Die Liste lässt sich noch endlos fortsetzen, doch mein Appell soll in eine andere Richtung gehen. Es gibt – wie ich immer wieder feststellen kann – tolle Initiativen, die allerdings für sich bleiben und von den nebenan nichts wissen. All die Menschen, die dahinterstehen, verbindet – so mein Eindruck – eines: Sie haben es satt nur zu jammern. Sie wollen etwas ändern. Schön wäre es, wenn diese Menschen zusammenfänden und miteinander grundlegend, richtungsweisende Veränderungen initiieren würden. Nun ist mir bewusst, dass es viele ideologische Hürden gibt, dass jeder seine eigene Ausrichtung hat. Deshalb sollte man mit etwas ganz Grundlegendem beginnen: Der Reform unserer Demokratie und der Art der Mitbestimmung des Souveräns, also wir alle.

Ich würde mich freuen, über Anregungen, Vernetzungsmöglichkeiten und natürlich auch Kritik. Und sie kann durchaus leidenschaftlich sein!