Wir begegneten uns, immer wieder. Es war unvermeidlich, da wir zu tun hatten, an diesem Ort. Natürlich, Du oder ich hätten auch früher oder später dort hinkommen können, doch es ergab sich immer wieder, dass wir zur gleichen Zeit hinkamen. Nicht, dass wir es darauf angelegt hätten oder uns dezidiert verabredeten, es passierte einfach, aber ich weiß noch, ich begann irgendwann mich über dieses Passieren zu freuen, auch wenn wir nichts weiter, als ein paar Belanglosigkeiten austauschten. Wir grüßten einander, ein paar Worte wurden gewechselt, und dann gingen wir wieder auseinander. Ich wusste nichts von Dir, außer dass Du auch hierherkamst und wie Du aussahst. Doch eines Tages, da war es anders, da passierte etwas, und es passierte ganz unverhofft.
Wieder einmal trafen wir aufeinander, grüßten einander, und ich war schon im Begriff mich umzudrehen und wieder zu gehen, als ich innehielt, in meiner Bewegung und in meinem Blick, der Dich traf.
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Danke!
„Ich war gerade im Begriff einen Kaffee trinken zu gehen, dort, in dem Café nebenan. Hättest Du Lust mich zu begleiten?“, fragte ich, und wusste nicht warum. Ich bin normaler Weise nicht der Typ eigentlich fremde Menschen anzusprechen und sie ins Café oder sonstwohin zu bitten, doch es war mir, als wärst Du mir nicht fremd, sondern vertraut, in diesem Moment, obwohl ich nichts weiter von Dir wusste, eigentlich.
„Gerne“, antwortetest Du nur, und wir gingen hinüber, und es passierte etwas, und es passierte ganz unverhofft.
Wir setzten uns. Es war noch früh am Vormittag und wenige Leute waren in dem Lokal. Dennoch hatten wir, ohne uns darüber abzusprechen, den gleichen Tisch gewählt, ganz am Rand, so dass es möglich war ungestört zu reden. Ein wenig hielten wir uns noch an die Konvention, tauschten Namen und Lebensumstände aus, doch dann glitten wir in die Tiefe unserer Gedanken und nahmen einander mit, öffneten uns einander zu und fanden Annahme. Da war so viel Verstehen und so viel Gleichklang, so viel was uns verband. Es war wie Magie, und gleichzeitig so selbstverständlich, dass wir einander Einblick schenkten in Gedanken und Empfindungen, die wir sonst vor der Welt verborgen hielten.
„Noch nie hatte ich mich derart anvertraut“, verrietst Du mir.
„Noch nie hatte ich mich derart anvertrauen können“, verriet ich Dir.
„Ich kann Dir nicht sagen, warum ich das getan habe. Es war nur so eine Sicherheit, dass ich mich Dir anvertrauen kann“, gabst Du zu.
„Ich kann Dir auch nicht sagen, warum ich das getan habe. Es war nur so eine Sicherheit, dass ich bei Dir Annahme finde“, gab ich zu.
Und es passierte etwas, und es passierte ganz unverhofft.
Mittlerweile sind wir seit Jahren befreundet, und oft denke ich an diesen Moment zurück, weil ich nicht verstehe warum gerade wir uns einander derart anvertrauten und annahmen. So vielen Menschen begegnen wir tagtäglich, manchen auch immer wieder, und doch geht es niemals über einen Gruß, ein paar Höflichkeitsfloskeln hinaus, doch manchmal wird aus dieser Flüchtigkeit eine wahre, innige Begegnung des Anvertrauens und Annehmens. Vielleicht gibt es daran nichts zu verstehen, nichts zu wissen, sondern einfach nur zu leben.