1. Geschichte

Der Hanf begleitet den Menschen als Kulturpflanze schon seit Jahrtausenden. Sowohl als Medizin als auch als Lebensmittel, für die Schifffahrt, für Waffen und für den Hausbau.

Die Gutenbergbibel, 1452-1454 in Mainz entstanden, wäre für uns heute nicht mehr lesbar, wäre sie nicht auf Hanfpapier gedruckt worden, da Papier aus Holz schon längst zerfallen wäre. Bücher aus Hanf trotzen der Luftfeuchtigkeit und anderen Einflüssen, dem normales Holzpapier ausgesetzt ist.

Ohne Hanf wäre Kolumbus 1492 nicht nach Amerika gesegelt. Auf Kolumbus Schiff, wie auf allen Schiffen der damaligen Zeit, waren sämtliche Seile und Segel aus Hanf, da kein anderes bekanntes Material derart widerstandsfähig und haltbar, aber auch wasserabweisend ist.

Kleidung im Mittelalter bis in die Neuzeit war vorzugsweise aus Hanf oder Flachs. Wiederum wurde vor allem die Beständigkeit geschätzt. Deshalb war auch die erste Levis Jean eine Hanf Jean.

Aufgrund der schmerzlindernden und antiseptischen Wirkung wurde Hanf in der Medizin seit dem 2.800 v.Chr. geschätzt. Unter anderem wurde es gegen Malaria, Rheuma, Menstruationsbeschwerden, Verstopfung, Erbrachen, Vergiftung, Geschwüre, Lepra u.v.m. verwendet.

2. Industriehanf

Hanf ist eine zweihäusige, einjährige Pflanze, die bis zu vier Meter hoch wird, fast überall auf der Welt wächst, genügsam und ohne Pestizide. Ihre Pfahlwurzel, die bis zu zwei Meter tief in die Erde reicht, macht es möglich, dass auch tiefes Grundwasser erreicht wird. Darüber hinaus wird dadurch der Boden aufgelockert. Die Pflanze selbst kann gesamt verwendet werden, das Holz, die Fasern, die Blätter, die Samen und die Blüten. Hanf würde es möglich machen sämtliche künstliche, chemische Stoffe durch natürliche zu ersetzen, damit das Umwelt-, das Energie- und das Hungerproblem in der Welt zu lösen. Opfer wären die Pharma-, die Lebensmittel-, die Petro- und die Chemieindustrie.

2.1. Hanfin der Agrarindustrie

Hanf ist eine schnellwachsende Pflanze. Sie wächst innerhalb von 100 Tagen bis zu vier Metern. Durch die rasche Keimung, beschattet sie das umliegende Erdreich, so dass Unkraut nicht wachsen kann. Darüber hinaus ist Hanf besonders schädlingsresistent, so dass der Einsatz von Pestiziden nicht notwendig ist. Durch die lange Pfahlwurzel – bis zu zwei Metern, erreicht der Hanf auch tiefliegende Wasservorräte, so dass auch keine künstliche Bewässerung notwendig ist. Er ist also eine aus Agrarsicht ideale Pflanze, da sie kaum der Pflege bedarf noch teurer Pestizide. Zusätzlich lockert die Pfahlwurzel den Boden auf, so dass auch kein Fruchtwechsel notwendig ist. Allerdings kann der Anbau von Wintergetreide empfehlenswert sein, was die Erträge beider Pflanzen hebt. Das Feld kann das ganze Jahr ertragreich genutzt werden.

2.2. Hanf als Nahrungsmittel

Hanfsamen, die eigentlich Nüsse sind, sind ein sog. Superfood. Diese sind vollgepackt mit Speicherstoffen, deren ernährungspsychologischer Wert für Mensch und Tier kaum zu überbieten ist. Sie bestehen aus hochwertigem Öl (30-35%), ideal zusammengesetzten Proteinen (hauptsächlich Eiweiß), Kohlenhydraten, Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen.

Deshalb dienten die Hanfsamen seit Urzeiten nicht nur als Viehfutter, sondern man wusste sehr wohl um den Segen der Hanfsaat als Nahrungsmittel. Das Hanföl besitzt eine ideale Zusammensetzung für die Neubildung von Zellen im menschlichen Körper und zusätzlich für die richtige Versorgung mit Aminosäuren für die Biosynthese von Immunglobulinen (Antikörper). Gemeinsam mit den Spurenelementen führt dies zur Erhaltung und Stärkung des Immunsystems, d.h. Hanfesser sind weniger anfällig gegenüber vielen ansteckenden Krankheiten.

Aus der Kaltpressung der Hanfsaat erhält man ein grünlich braun gefärbtes Öl, da es seine Farbe durch Chlorophylle und Carotinoide erhält. Dieses besitzt eine Zusammensetzung jener Fettsäuren, die für die menschliche Ernährung geradezu ideal ist. Mengenmäßig vorherrschende Fettsäure ist die zweifach ungesättigte Linolsäure gefolgt von der dreifach ungesättigten Alpha-Linolensäure. Diese beiden Fettsäuren sind für die menschliche Ernährung essentiell, weil deren Bedarf durch die Nahrungsaufnahme gedeckt werden muss. Sie kommen zwar auch z.B. im Weizenkeim- oder Färbedistel-Öl vor, jedoch ausschließlich beim Hanföl kommen diese beiden Fettsäuren in einem Verhältnis von ca. 3:1 vor, was ein für den Stoffwechsel ideales Verhältnis darstellt. Diese ungesättigten Fettsäuren setzt der Körper insbesondere zur Herstellung von regulierenden kurzlebigen Hormonen, zur Erhaltung und zum Aufbau des Immunsystems und bei der stetig ablaufenden Zellerneuerung ein, da für die neu gebildeten Zellen die genannten beiden Fettsäuren im rechten Verhältnis z.B. für die Zellmembranbildung benötigt werden. Der richtig dosierte Verzehr von Hanföl führt daher nicht so schnell zu Fetteinlagerung in das Körpergewebe wie z.B. gesättigte, gehärtete Pflanzenfette oder tierische Fette, deren Fettsäuren überwiegen in den Energiehaushalt eingespeist werden.

Als besonders wertvolle Komponente enthält das Hanföl die ebenfalls dreifach ungesättigte Gamma-Linolensäure in der stoffwechselwirksamen Menge von 1,5%, je nach Hanfsorte, die sonst in den landwirtschaftlich nicht so leicht verfügbaren Pflanzen Borretsch, Nachtkerze oder schwarze Johannisbeere vorkommt. Gamma-Linolsäure und die jüngst im Hanföl ebenfalls entdeckte Omega-3-Stearidonsäure dienen als wichtige Vorstufen für die Biosynthese der hormonähnlichen Prostaglandine, die im Körper vielfältige Aufgaben wahrnehmen wie z.B. im Hormonhaushalt, bei der Funktion der Nerven und Muskeln und der Steuerung des Blutdrucks. Zwar können Prostaglandine normalerweise vom Körper selbst aus der essentiellen Fettsäure Alpha-Linolensäure hergestellt werden, aber durch Stress, falsche Ernährungsweise oder erbliche Defekte kann es zu einer Unterversorgung kommen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des überdurchschnittlich hohen Anteils von über 70% an mehrfach ungesättigten Fettsäuren im Hanföl ist die Verwertung im menschlichen Stoffwechsel. Fett und Öle mit gesättigten Fettsäuren werden überwiegend abgebaut zur Gewinnung von Energie und bei Überschuss zum Aufbau neuer Speicherstoffe verwendet. Die im Hanföl überwiegend mehrfach ungesättigten Fettsäuren setzt der Körper dagegen zur Herstellung von kurzlebigen, regulativen Hormonen, zur Erhaltung des Immunsystems und zum Aufbau neuer Zellstrukturen ein, um die stetigen Umwandlungsprozesse und den laufenden Neuaufbau von Zellen zu ermöglichen.

2.3. Industrietextilien und Verbundmaterial

Textilien in der Industrie, sowie Seile, müssen höchsten Anforderungen genügen. In diesem Zusammenhang geht es weniger um den Preis, als die Anwendbarkeit in den verschiedensten Gebieten. Hier sprechen die hervorragenden Eigenschaften wie Robustheit und Zähigkeit für die Verwendung von Hanfprodukten, was auch mittlerweile geschieht.

Als Beispiel ist ein Sack aus Hanf angeführt, doch es gibt noch viele weitere Verwendungsmöglichkeiten von Planen bis hin zu Schnüren und Seilen.

Darüber hinaus kann Hanf in der Industrie als Kunststoffersatz verwendet werden. Bereits 1941 benutzte Henry Ford Gussteile aus Hanf für seine Automobile Kunststoff aus Hanf ist zehn Mal stärker als Stahl. Kunststoffrohre lassen sich durch Hanfrohre ersetzen.

2.4. Baumaterial

Häuser kosten Geld. Doch nicht nur in der Erbauung, sondern auch in der Erhaltung und beim Abbruch. Dieses Haus in der Abbildung wurde vollständig aus Naturmaterialien (Holz, Lehm, Hanf und Glas) hergestellt. Das bedeutet zwar eine höhere Anfangsinvestition, aber Einsparungen bei der Erhaltung, da die Naturmaterialien für ein ansprechendes Raumklima sorgen, und beim Abbruch, denn man könnte es wie Biomüll verrotten lassen. Darüber hinaus können Lacke und Farben aus Hanföl hergestellt werden, die ökologisch völlig unbedenklich und ungiftig sind, wodurch sie ideal für Wohnräume sind.

2.5. Energie

Hanföl, das aus den Hanfsamen gewonnen wird, ist ein ausgezeichneter Energielieferant, nicht nur für den Menschen, sondern auch für Maschinen. Daneben ist es möglich die Hanfschäben, gewonnen aus dem Stamm als Brennmaterial zu benutzen. Und damit die herkömmlichen Brennmaterialen zu ersetzen, ganz vorneweg Holz.

In der EU stünden 30.000.000 ha Anbaufläche auf stillgelegten Äckern zur Verfügung. Diese Fläche würde ausreichen die gesamte EU energieautark zu machen, d.h. unabhängig von ausländischen Energielieferungen, vor allem Öl und Gas. Darüber hinaus könnte gänzlich auf Kernkraft verzichtet und der Baumbestand geschützt werden.

2.6. Verpackung

Mit Hilfe von Hanf kann Verpackungsmaterial aus Plastik ersetzt werden. Allein an Plastiksackerln werden in Österreich 1.000.000.000 Stück verbraucht, vor allem dünne, leichte, wie sie sich bei den Gemüse- und Obstabteilungen der Supermärkte finden. Diese werden zumeist nur einmal verwendet, sind nicht verrottbar und können im Wasser bis zu 400 Jahre überdauern. Natürlich geht es neben der Anwendung alternativer Rohstoffe auch um einen Gesinnungswandel, insofern, als dass so weit als möglich auf verpackte Ware verzichtet oder Verpackung mehrmals verwendet wird.

2.7. Bekleidung

Bis zum Anfang des 19. Jhdt. bestand die Kleidung eines Mitteleuropäers fast ausschließlich aus Wolle, Leinen und Hanf. So war die erste Levisjean aus Hanf. Im darauffolgenden Jahrhundert wurden diese sukzessive durch importierte Baumwolle ersetzt, bis Polyester- und Polyamidfasern der Baumwolle verstärkt Konkurrenz machten. Dennoch bleibt Baumwolle die beliebteste Naturfaser, ob ihrer positiven Eigenschaften, die nur wenige synthetische Fasern enthalten. Jedoch schaden großflächige Baumwoll-Monokulturen, deren Grund- und Oberflächenwasser durch enormen Einsatz von Pestiziden und Düngemittel belastet sind, in großem Maße der Umwelt. Durch fehlende Pflege der Humusschicht verringert sich die Wasserhaftungsfähigkeit, der Boden wird weggeschwemmt oder vom Wind abgetragen, wodurch noch mehr Dünger eingesetzt werden muss. 60% der Anbauflächen müssen künstlich bewässert werden, wodurch es zu einer Versalzung der Böden und zum Austrocknen von Flüssen und Seen führen. In den Baumwoll-Anbaunationen vergiften sich durch gespritzte Pestizide jährlich mehrere hunderttausend Landarbeiter und Bauern, mehr als Zwanzigtausend sterben daran.

Hanf hingegen stellt keine besonderen Anforderungen an Boden und Pflege, ist genügsam im Wasserverbrauch. Bereits nach wenigen Tagen Wachstums beschatten die Pflanzen den Acker vollständig, so dass Unkräutern aufgrund des fehlenden Lichtes die Keimung nicht möglich ist. Bereits nach hundert Tagen können bis zu drei Meter hohe Pflanzenstängel geerntet werden und der Faserertrag ist drei Mal höher als bei Baumwolle. Hanftextilien nehmen Feuchtigkeit gut auf und geben diese schnell wieder nach außen ab, sind hautfreundlich, haltbar und für Allergiker eine echte Alternative.

2.8. Kosmetik

Sowohl Hanfsamen als auch –öl sind für pflegende Kosmetikprodukte gut geeignet, da sie pflegende Substanzen enthalten, die sowohl Haut als auch Haaren zugute kommen. Die gute Verträglichkeit ist darauf zurückzuführen, dass das Hanföl dem menschlichen Hautfett am ähnlichsten ist. Deshalb wird Hanföl von der Haut gut aufgenommen und dringt bis in die tieferen Hautstrukturen ein. Darüber hinaus sind sowohl Hanfsamen als auch –öl ein gutes Mittel gegen diverse Hauterkrankungen, denn es wirkt entzündungshemmend und antibakteriell.

Bei trockener Haut helfen Badezusätze aus Buttermilch und Hanföl. Dem normalen Waschgel kann man Hanföl beimischen, um es für trockene Haut verträglicher zu machen. Hanfsamen und Milch mischt man für Gesichtsmasken für normale Haut, und bei trockener Haut ersetzt man die Milch durch süße Sahne. Angegriffenes Haar behandelt man nach dem Waschen an den Spitzen mit Hanföl und für trockenes Haar können Hanföl und Eigelb zu einer Kurpackung vermischt werden.