Es war einmal eine mittelständische Firma im schönen Österreich, deren Betriebsgegenstand es war, diverse Einrichtungs- und Ausstattungsgegenstände für Gebäude anzufertigen. Standardteile wurden aus China importiert. Eines schönen Morgens im Jahre 2015 erschien ein seriöser, angenehmer Herr im dienstlichen Auftrag. Bei einer seiner Einkaufsreisen nach China im Jahr 2013 hatte der Chef besagter Firma auch einen Abstecher nach Malaysien gemacht, um einen Hubstapler käuflich zu erstehen. Dieser Umstand brachte allerdings die Zollbehörde dazu, tätig zu werden und diesen angenehmen Herrn ins Haus.
Dazu muss man wissen, dass der Import von Hubstaplern aus China mit einem Strafzoll von 70% belegt ist. Deshalb gibt es findige chinesische Firmen Malaysien als Ursprungsland aus um diesem Strafzoll zu entgehen. Nun hatte jener Geschäftsmann den Hubstapler tatsächlich von einer malaysischen Produktionsfirma bezogen. Doch man kann das nicht einfach glauben, sondern es musste genau überprüft werden. Natürlich. Das war einzusehen. Einige Monate später, wir schrieben bereits das Jahr 2016 und viele Bilder und Untersuchungsstunden später, erschien jener Herr nochmals, um den Abschlussbericht zu präsentieren. Dieser enthielt Photos von jedem einzelnen importierten Teil, auch von denen aus China und unter anderem auch eines von jenem Hubstapler, der der Stein des Anstoßes war. Das Resümee war, er hatte nichts finden können, was den Ursprung China begründen würde. Es war alles nochmals gut gegangen.
Nun könnte man irritiert sein, dass es in einer Wirtschaft, die den Neoliberalismus hochhält, immer noch Strafzölle gibt. Oder ist etwa der auf Hubstapler aus China der einzige? Keineswegs. Sie bestehen für die verschiedensten Produkte und dienen dazu, die heimische Produktion zu schützen. Der andere Weg ist die Vergabe von Subventionen, wie es z.B. die USA bei der heimischen Baumwollproduktion handhabt. All diese Dinge bezeugen, dass man von der „Unsichtbaren Hand“ offenbar doch misstraut. Das bedeutet also, dass der einheimische Markt bei Hubstaplern, Stahl, Solarpanels oder langen Hosen für Damen aus Denim vor der ausländischen Konkurrenz geschützt werden muss. Doch nicht der für Eier.
Die EU hat vor einiger Zeit die Massenhaltung von Hühnern zwecks Eierproduktion verboten. Mit der neuen Gesetzgebung stehen jedem dieser glücklichen Hühner unglaublich viel Platz zu, nämlich 1,5 m2. Das erhöht die Kosten der Eierproduktion enorm. Eigentlich sollte man froh sein. Der Produzent, der mehr für seine Eier verlangen kann. Der Konsument, der nun gewiss ist, dass es den Hühnern richtig gut geht. Die Tierschützer sowieso. Doch was passiert? Rund um die EU entstehen riesige Hühnerfabriken, die sich diesen hohen Tierschutzstandards nicht unterwerfen müssen, die nicht nur toleriert, sondern darüber hinaus von manchen EU-Staaten, der Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), der europäischen Investitionsbank (EIB) und der zur Weltbank gehörenden IFC finanziert werden. Und diese Eier aus Billigproduktion werden dann fleißig in die EU importiert, so dass die eigenen Produktionsvorgaben ad absurdum geführt werden. Nun kann sich also die EU damit brüsten ein entsprechendes Tierschutzgesetz zu haben, aber sie unterläuft es geflissentlich. Dasselbe gilt übrigens auch für die Rinder- und Schweinemast.
Und was ist die Lehre aus der Geschichte? Neoliberalismus und freier Markt, ja, da sind wir schon dafür, aber nur dort, wo wir es wollen.
Und weil es wie ein Märchen begann, auch die passende Schlussformel:
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann schachern sie noch heute.