Kinder haben im normalen Leben nichts verloren

Endlich ist sie da, die Forderung nach einem zweiten, verpflichtenden Kindergartenjahr, so dass die Kinder noch weniger Zeit dem pädagogisch völlig unqualifiziertem Personal, umgangssprachlich Eltern bzw. Großeltern genannt, ausgeliefert sind. Doch in Mustermannshausen geht man nun mustergültigster Weise noch einen bedeutenden Schritt weiter, im Sinne der Rettung der Kinder – und des normalen Lebens der Erwachsenen.

Schon seit längerer Zeit müssen die führenden Kräfte mit Bedauern ein schreckliches Geschehen zur Kenntnis nehmen, das, obschon nun seit Jahrtausenden wohl üblich, nicht länger geduldet werden kann. Dieses besteht darin, dass Kinder von ungebildeten, sprich unakademisierten und damit unprofessionellen Kräften ohne Einspruch in die Welt gesetzt werden. Doch nicht nur das, sie bleiben dann auch noch in ihrer Obhut. Diese Aufsichtspersonen verfügen aber über keinerlei entsprechende Ausbildung. Dass sie selbst einer gewissen privaten Erziehung unterlagen kann nicht als Argument gelten, da diese ebenso unprofessionell erfolgte, so dass es höchste Zeit ist diesen Missstand zu beseitigen. Deshalb gibt es in Mustermannshausen ab sofort nicht nur ein, nicht nur zwei verpflichtende Kindergartenjahre, sondern jedes Kind ist ab der Vollendung des ersten Lebensjahres sofort der Obhut qualifizierter Erzieherinnen zu übergeben. Damit wird das Kind nicht nur der planlosen Vorgangsweise der Eltern entzogen, sondern auch noch deren Lebenswelt, denn seien wir uns doch einmal ehrlich, Kinder stören. Bei allem nötigen Respekt der emotionalen Ebene, so ist es doch gerade diese, die uns den ungetäuschten Blick verstellt. Gerade weil die öffentlichen Erzieher sich nicht durch irgendwelche Emotionen täuschen lassen, sondern ganz im Gegenteil, streng pragmatisch und völlig demokratisch in ihrer Vorgangsweise sind, kann das Kind, und zwar jedes Einzelne richtig in Form gezogen werden. Darüber hinaus sind jene auf einen verpflichtenden Wertekanon eingeschworen, der an sämtliche Kinder in gleicher, quasi simultaner Weise weitergegeben werden, so dass es zu keiner weiteren Wertekonfusion kommt. Dass damit auch gleich brave, engagierte, unterwürfige Bürger herangezogen werden, versteht sich natürlich von selbst. Gesunde Ernährung, Leibesertüchtigung und Verschmähung der Verweichlichung durch unangemessene körperliche Zuwendung, wenn nicht gar Zärtlichkeiten, machen es möglich, dass die Kinder späterhin im harten Leben zurecht kommen und sich nicht unter den Rockzipfel der Mutter ducken. Andererseits sind diese Kinder, geborgen in ihrer eigenen Welt, keine Gefahr mehr für die Erwachsenen, die sich von nun an wieder frei entfalten und ihren normalen Tätigkeiten nachgehen können, von denen sie durch die Kinder nur allzu oft abgehalten werden. Noch zeigt sich an der einen oder anderen Stelle Widerstand gegen diese zukunftsweisenden Pläne, aber in intensiven Gesprächen wird es uns gelingen auch die letzten Zweifler zu überzeugen, denn nur, weil etwas schon lange gemacht wurde, heißt das noch lange nicht, dass es auch gut ist. Alle sozialen Probleme können mit einem Schlag gelöst werden und die Beziehung zwischen Frau und Mann endlich eine gänzlich gleichwertige werden. Frei von der Bürde der Erziehungsarbeit, der weder Mutter noch Vater, geschweige denn verwöhnende Großeltern, je adäquat nachkommen können, wird eine völlig neue Lebensgestaltung möglich. Und die Kinder sind endlich in wirklich guten Händen. Für uns als Gemeinde bedeutet das, dass wir uns nie mehr Sorgen machen müssen über fleißige Erwerbstätige, unterwürfiges Stimmvolk und brave Konsumenten. Was für eine Errungenschaft. Und woher kommt sie? Natürlich aus Mustermannshausen.

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Petra vom Frankenwald

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fischundfleisch

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