500 Aktivistinnen sollten 500 tote Tiere halten, im Herzen von Wien, vor aller Augen. Das war Ziel. Bis vor wenigen Tagen war nicht klar, ob dieses so hochgesteckte Ziel erreicht werden würde. Natürlich, es gab Anmeldungen, aber jeder, der schon einmal die Freude hatte sich über Anmeldungen zu freuen, die auf Facebook und anderen sozialen Plattformen so gerne großzügig, da unverbindlich verteilt werden, kennt auch die Enttäuschung über die Anzahl, die sich dann tatsächlich daran hält. Aber in diesem Falle war es anders.
650 Aktivistinnen fanden sich ein und standen, in der Kälte, mit einem toten Lebewesen auf den Armen, schweigend, ruhig und berührt, denn ein totes Tier zu halten, ist für jemanden, der sich gegen unnötiges Leid engagiert, eine große Herausforderung. Es ist, als würde man seinen toten Bruder, seine tote Schwester auf den Armen halten. Wenn man darüber hinaus auch noch, weiß, dass jedes einzelne dieser toten Lebewesen völlig unnötig und aus den absurdesten Gründen sterben musste, der kann nicht mehr so tun, als wäre die Welt noch in Ordnung, der kann nicht anders als aufzustehen und zu sagen, das darf nicht mehr so weitergehen. Und das in dem Bewusstsein, dass diese 650 toten Lebewesen nur ein Hinweis auf das tatsächliche Leid sind.
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Katzen und Hunde, ehemalige Haustiere, an denen der Mensch, der sie sich nach Hause holte, rein zu seinem Vergnügen, und der plötzlich keinen Spaß mehr daran hatte.
Kaninchen, Ratten und Mäuse, die unter qualvollsten Bedingungen auf engstem Raum gezüchtet wurden, um für die Entwicklung kosmetischer und anderer Produkte unvorstellbaren Qualen ausgesetzt zu werden.
Rebhühner, Fasane und Stockenten, die unter der Wärmelampe aufgezogen, nur dazu dienen von Jägern zu Hunderten abgeschossen zu werden, wobei die, die mit einem einzigen Schuss getötet werden noch den Jackpot gewonnen haben. Die meisten enden qualvoll, weil sie, angeschossen durch einen Sonntagsjäger, in irgendeinem Gebüsch qualvoll verrecken oder weil sie von den nachsuchenden Hunden zerrissen werden.
Eintagsküken, die, weil sie männlich sind und keinen Nutzen bringen, in modernen TierKZs vergast werden.
Nutzhennen, die als Legehennen so lange gezwungen werden jeden Tag ein Ei zu legen, bis ihr Körper buchstäblich aus Kalziummangel auseinanderfällt und sie getötet werden, da sie keinen Nutzen mehr bringen, oder als Fleischhennen innerhalb kürzester Zeit so hochgezüchtet werden, dass sie ihre eigenen Füße nicht mehr tragen.
Ferkel, die, da sie das Pech hatten, als männliche geboren worden zu sein, ohne Betäubung kastriert wurden. Dabei werden den fünf Tage alten Babys die Hoden aus dem Leib gerissen, ohne dass über ihre Schmerzen nachgedacht wird, denn Betäubung kostet Geld.
All dieses Leid hielten 650 Aktivistinnen eine Stunde lang in ihren Armen. Eine qualvolle Stunde, und selbst wenn diese Tiere nun wieder in ihren Truhen ruhen, so lassen wir sie nicht einfach hinter uns, sondern wir nehmen es mit, das Wissen darum, dass es geschieht, in jeder Minute, in der wir warm, gemütlich und behaglich zu Hause sitzen. In jeder Minute, in der wir uns darüber freuen können, dass wir unsere Freiheit haben. In jeder Minute, in der wir leben dürfen, ist es ihnen nicht vergönnt, und dabei ist der Tod für die meisten von ihnen letztendlich eine Erlösung aus einem noch viel grausameren Schicksal.