Nach einer kleinen stilistischen Pause findet Frau Pospischil die Kraft weiter zu sprechen, denn es galt sich von dem Schock zu erholen, dass Frau Navratil keinen Tau davon hatte, wer oder was gewählt wurde, geschweige denn wofür. Oder vielleicht doch?
Fr. Pospischil:Was wir gewählt haben? Ist das jetzt eine ernst gemeinte Frage oder halten Sie mach am Schmäh.
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Danke!
Fr. Navratil:Nein, bei solch einem ernsten Gespräch – würd ich mir doch nie erlauben.
Fr. Pospischil:Aber Sie haben doch gewählt, ich meine, Sie haben ein Kreuz gemacht?
Fr. Navratil:Natürlich, wie es sich gehört, ein schönes Kreuz, gerade mal innerhalb von dem Kreis.
Fr. Pospischil:Bei wem denn nun?
Fr. Navratil:Na ja, eigentlich dürf ich das nicht sagen. Wahlgeheimnis und so. Aber, weils Sie sind, und weils ma immer so interessante Sachen erzählen. Ich mein, als einfache Bürgerin, da weiß man das ja nicht so. Unseren Bürgermeister.
Fr. Pospischil:Unseren Bürgermeister? Sie meinen, die Partei von unserem Bürgermeister.
Fr. Navratil:Mei, Partei hat der auch noch. Das ist schön. Aber das interessiert mich nicht, ich hab nur ihn gewählt.
Fr. Pospischil:Dann bekommt seine Partei die Stimme.
Fr. Navratil:Wenn in der Partei alle so fesch und so nett sind, soll es mir recht sein.
Fr. Pospischil:Das kann ich nicht sagen, außerdem geht es gar nicht darum, sondern um die Qualifikation. Nur die besten Köpfe sollten sich politisch engagieren, egal ob Frau oder Mann, schwarz oder weiß.
Fr. Navratil: Moment, Moment, ich weiß nicht ob ich das jetzt richtig verstanden habe, aber die haben auch Frauen in dieser Partei?
Fr. Pospischil:Ja, natürlich, Frauen, die für die Rechte der Frauen eintreten.
Fr. Navratil:Ach was, das werden die Männer schon machen. Außerdem, das ist ja nichts für eine Frau. Also, ich persönlich, wie Sie mich da so sehen, ich bin ja sehr für die Emanzipation, aber das geht dann doch zu weit. Ich sage, Frauen haben in der Politik nichts verloren.
Fr. Pospischil:Das sind doch völlig veraltete Ansichten. Warum denn nur?
Fr. Navratil:. Jetzt überlegns doch mal – da ist sie so gscheit, und dann muss man ihr doch die einfachsten Dinge erklären. Die Wahlen, die finden ja immer am Sonntag statt. Stimmts?
Fr. Pospischil:Ja, und weiter?
Fr. Navratil:Und was macht eine anständige Frau am Sonntag?
Fr. Pospischil:Was sie will, denke ich.
Fr. Navratil:Und genau da denken Sie falsch, denn der Sonntag, der gehört der Familie. Bitte, schnell mal wählen gehen, das geht, aber dann muss die Frau kochen. Wenn sie sich da den ganzen Tag auf der Gemeinde umtreibt, das zerstört doch die Familie, das darf nicht sein. Eine anständige Frau ist am Sonntag zu Hause und kocht.
Fr. Pospischil:Aber das ist doch nur einmal im Jahr.
Fr. Navratil:Trotzdem, so fängt es an, und dann nimmt sie an Sitzungen teil, und der Mann muss gar noch die Kinder ins Bett bringen.
Fr. Pospischil:Wenn Sie so denken, dann hätten Sie eigentlich die CPÖ wählen müssen – die denken genau so.
Fr. Navratil:Ah, ich weiß schon was Sie meinen, jetzt weiß ich es, das sind die Kommunisten.
Fr. Pospischil:Nein, das ist die Christliche Partei Österreichs.
Fr. Navratil:Ach, ich dachte, die schreiben sich jetzt mit C, so englisch angehaucht. Aber jetzt sagns ma mal, was passiert dann weiter, wenn die Partei die Stimme hat?
Fr. Pospischil:Dann werden die Stimmen ausgezählt, und je nachdem wie viele Stimmen eine Partei hat, kommt sie in den Landtag oder nicht und dann werden wiederum nach der Anzahl der Stimmen die Sitze im Landtag. Die stimmenstärkste Partei stellt normalerweise den Landeshauptmann. Wenn eine Partei mehr als die Hälfte der Stimmen bekommen hat, dann kann sie alleine regieren. Wenn nicht, dann sucht sie sich einen Koalitionspartner.
Fr. Navratil:Ah, das kenn ich, das gibts bei uns auch.
Fr. Pospischil:Was gibts bei uns auch?
Fr. Navratil:Na sowas, was Sie gesagt haben, eine Koalition.
Fr. Pospischil:In unserer Gemeinde ist doch eine Partei allein regierend.
Fr. Navratil:Nein, das meine ich nicht, aber so wie Sie das schildern. Das ist wie eine Hochzeitssuppe. Die einen sind die Leberknödel, die anderen die Grießnockerl und die dritten die Frittaten. Und alle miteinander schwimmen in einer fetten Rindssuppe.
Fr. Pospischil:Na mir kommt es eher vor als gäbe es eine Gulaschsuppe, eine Knoblauchsuppe und eine Zwiebelsuppe, aber aus einem Topf serviert.