Manchmal geschieht er langsam, unmerklich. Schleicht sich ein wie ein Dieb in der Nacht. Setzt sich in ein kleines Winkerl und plustert sich auf, immer mehr und mehr, bis er den gesamten Raum einnimmt und alles andere verdrängt. Manchmal kommt er wie ein Sturm, ein Eroberer. Überraschungsangriff, für den jede Gegenwehr zu spät kommt. Doch wenn er da ist, ob er nun so kommt oder so, ist er da, vernebelt meine Gedanken und mein Wollen. Als wäre er das eigentliche Schicksal, dem man sich zu ergeben hat. Alles andere verliert an Wert. Was bleibt ist der Wunsch, dass er wieder geht, schnell wieder geht, so schnell wie möglich. Dann ist die ganze Welt Schmerz, meine kleine Welt, und es ist, als würde sie bis zum äußersten Ende des Universums – so es das überhaupt gibt – reichen, alles umfassen, einsaugen und nichtig machen, zusammendrücken auf ein Minimum, verschlingen wie ein schwarzes Loch. Man kann nicht sagen wann er kommt. Man kann nicht sagen wann er wieder geht.

Er kommt wie er will und wann er will. Der körperliche Schmerz wie der seelische. Doch es ist nicht nur der Schmerz an sich, der zu schaffen macht, sondern die Verbannung in Stillstand. Man hat sich was vorgenommen, für diesen Tag, diese Stunden. Hat vielleicht Termine, Besorgungen, Erledigungen, die getan werden sollten. Doch dann kommt er, mit der gesamten Wucht der scheinbaren Unabänderlichkeit, und die Welt, die gerade eben noch so voll des Strebens und Erwerbens war, schrumpft zu einem Nichts, wird nichtig, denn der Schmerz nimmt alles ein. Betäubend. Dabei muss man doch funktionieren. Nur der Körper, bloßes Werkzeug bisher, Maschine, die man wohl ab und zu ölt, von der man erwartet, dass sie bedingungslos gehorcht, dass sie funktioniert, wie man es eben von Maschinen gewohnt ist, der tritt in den Streik. Es scheint, er macht sich selbständig. Ungehorsam. Der Unterjochte begehrt auf. Und man kann nichts dagegen tun. Völlig hilflos ist man ausgeliefert.

Doch dann ist da noch dieses andere Bild, das einem zeigt, es ist gut Schmerz zu fühlen. Es ist die Art meines Körpers mir zu zeigen, dass man etwas mit ihm nicht richtig gemacht hat. Aufhorchen. Hinhorchen. Was will er, dass es ihm gut geht? Es ist kein Schmerz, der einem von außen zugefügt wird. Wie viele auf dieser Welt müssen Schmerzen leiden, die sie nicht selbst verschuldeten, durch fremde Hand. Doch ich bin in Sicherheit. Niemand greift mich an. Ich kann mir Ruhe gönnen, während andere getrieben werden, immer weiter und weiter, weil sie gezwungen werden. Ich habe ein Dach über den Kopf und ein Ohr, das mir zuhört. Hände, die mich unterstützen. Wie viele haben das nicht. Wie viele müssen allein, einsam, ungehört und heimatlos den Schmerz des Lebens tragen, das ihnen aufgezwungen wurde?

So füge ich mich in den Schmerz der kommt, der wieder geht. Und die Welt wird wieder wie sie war. Für mich. Und es erfüllt mich eine Woge der Dankbarkeit, wenn ich aufstehe und weitermachen kann. Wie bisher. Wie bisher? Ja, doch achtsamer als zuvor. Das ist das Geschenk, das ich durch den Schmerz erhielt.

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Petra vom Frankenwald

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Darpan

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Erkrath

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