Mit allem Fug und Recht und Nut und Nagel ist Mustermannshausen und auch die Bewohner mitunter stolz darauf, viele Jahre hintereinander zum mustergültigsten Musterort im gesamten Bezirk gewählt worden zu sein, doch immer gibt es Menschen, denen das nicht genug ist. Nun kommt der Bahnhof in den Fokus der Kritik. Wird auch hier unser sehr verehrter Herr Bürgermeister Max Mustermann eine seiner mustergültigen Musterlösungen finden? Ein Augenzeugenbericht von Frau Dr. Helene von Herzfeld.
Trotz aller Mustergültigkeit kommen immer wieder Beschwerdepunkte, die direkt in den „Wilden Ochsen“ getragen werden, in dem man am ehesten das Vergnügen hat dem Gemeinderat samt Bürgermeister zu begegnen. So auch diesmal. Ein Fremder, ja, man muss dieses Wort verwenden, nicht nur zur Differenzierung, sondern auch, denn das bedeutet, dass dieser keine Kommunalsteuern entrichtet, aber dennoch die hiesigen Straßen ablatscht und die Bänke im Park sitzend durchscheuert, aber auf Grund der Weltoffenheit, wird auch diesem Gehör geschenkt. Im Mittelpunkt steht hierbei der dem Ort eigene Bahnhof, respektive das Bahnhofsgebäude, denn an den Schienen selbst lässt sich schwer was ändern. Es sähe alt, verwahrlost, grau und wenig einladend aus. Dies wurde also zur Vormittagsstunde dem Bürgermeister samt anwendenden weiteren Gemeinderatsmitgliedern zu Gehör gebracht, während der Reporter des Mustermannshausischen Kuriers eifrig mitschrieb, denn das Gefühl einem historischen Augenblick beiwohnen zu dürfen, lag in der Luft. Dieses wurde ergriffen und mir mitgeteilt. Ruhig und gelassen hörte sich der Herr Bürgermeister die Anfrage an und trat sofort in Aktion. In der selben Minute noch, also in der nachdem er seine Jause und das Bier ausgetrunken hatte, aber dann wirklich sofort, traf er eine Entscheidung. Es müsse etwas geschehen. Deshalb setzte er sofort ein Konsortium ein. Ungefähr eine Stunde später, als die Konsortiumsmitglieder eingesetzt waren, wurde mit der eigentlichen Arbeit begonnen. Die gerade frisch ernannten Mitglieder setzten auf der Stelle drei Arbeitsgruppen ein. Diese Arbeitsgruppen bekamen jeweils eine schwerwiegende Arbeitsaufgabe gestellt. Die erste sollte einen Namen finden. Die zweite war für die Pressearbeit zuständig. Und die dritte, letzte und vergleichsweise unwichtigste, sollte sich damit befassen Ideen zu sammeln und Pläne auszuarbeiten, so dass schon baldmöglichst Ergebnisse vorliegen würden.
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„Alles muss gut durchdacht sein, denn mit übereiltem Aktionismus hat man noch nie was Ordentliches auf die Beine gestellt“, erklärte Max Mustermann, Bürgermeister, gedehnt.
„Und wann wird man die Verbesserung bewundern können?“, mischte sich der Reporter an seiner Seite ein.
„Immer dieser Druck von allen Seiten. Man sieht ja was rauskommt, wenn die Menschen unter Druck stehen, wenn man Ihre Artikel liest. Aber ich sage mal, bis zur nächsten Wahl“, zeigte sich der Herr Bürgermeister offen und volksverbunden, wie er nun einmal ist, um nach einer kurzen Überlegung hinzuzufügen, „Wann sind die eigentlich?“
„Am 11. Oktober, Herr Bürgermeister. Also in knapp drei Wochen“, wagte der Reporter einzuwerfen.
„In drei Wochen? Dann sollen die Frauen vom Verschönerungsverein ran, Blumen aufhängen, solches Zeugs. Das gesamte Budget des Vereins soll ausgeschöpft werden. Dann sagt dem Pinselschwinger, dem Künstler Bescheid, der soll ein bisschen was anmalen, und gut ist es“, ordnete der Herr Bürgermeister an, „Denn wir dürfen nie vergessen, nur was schnell entschieden ist, ist gut entschieden.
Und weil nur schnelle Entscheidungen gute Entscheidungen sind, bestellte sich der Herr Bürgermeister schnell noch ein Bier, während er sich von der rasanten Arbeit erholte.