Unsere Häuser werden immer größer, damit wir uns besser aus dem Weg gehen können – möchte ich einmal plakativ behaupten. Tatsächlich nehmen die Familiengrößen ab, aber die Häuser werden tatsächlich größer. Wobei auch hier von einer Zwei-Klassen-Gesellschaft gesprochen werden kann. Die eine ist jene, die immer größer bauen kann, und die andere besteht aus denen, die sich nicht einmal eine Wohnung leisten können. Wozu ein großes Haus? Natürlich, man kann sich wunderbar aus dem Weg gehen. Doch man braucht es auch um all die Güter unterzubringen, die man so anhäuft, und die wohl mehr Ballast als Bereicherung sind.
Große Häuser, viel Wohnfläche bedeuten immer noch Prestige. Wenn dann noch der Garten so naturfern wie möglich ist und vor dem Haus das protzige Auto steht, dann weiß jeder, der vorüberkommt, der hat es geschafft, der hat Erfolg. Doch um welchen Preis?
Zunächst die hohen Baukosten, aber damit ist es nicht getan, denn je größer das Haus, desto höher die Folgekosten in Form von öffentlichen Abgaben, Heiz-, Strom- und Wasserkosten. Daneben will solch ein Haus gepflegt werden, was auch sehr viel Zeit oder Geld in Anspruch nimmt. Dazu kommen aber auch noch die ökologischen Kosten, durch den hohen Ressourcenverbrauch. Und das ist auch notwendig für Räume, die kaum oder gar nicht genutzt werden. Doch brauchen wir das alles wirklich?
Genau diese Frage stellte sich die Tiny House Bewegung, die seit der Finanzkrise in Amerika, während der viele Menschen ihre Häuser verloren, regen Zulauf erhielt. Wie viel Platz braucht man wirklich zum Wohnen? Wie viel Dinge braucht man? Ist es möglich kosten- und ressourceneffizient zu bauen, ressourcensparend und letztlich ein Stück weit autonom?
Es ist möglich. Judith Anger, eine Schülerin von Sepp Holzer, lebt es vor. Sie hat im wunderschönen, sonnigen, aber regenarmen Südburgenland in der Nähe von Jennersdorf ein Modell entworfen, das man jetzt schon besichtigen kann. Inmitten der ländlichen Idylle steht das Haus, das jederzeit an einen anderen Platz verbracht werden kann. Die Idylle und die Natur werden hier durch die Anwesenheit des Menschen nicht gestört, sondern hier passt sich der Mensch der Natur an, indem er das nutzt, was sie zu bieten hat, ohne sie zu berauben. Die Kraft der Sonne und des Wassers liefern alle notwendige Energie. Weder Wasser- noch Stromzufuhr werden notwendig sein.
Um das Tiny House zu finanzieren hat Judith Anger ein Crowfunding-Projekt ins Leben gerufen, das jeder unterstützen kann. Im Gegenzug erhält man, je nach Höhe der Beteiligung, ein Dankeschön. Unter anderem eine Übernachtung im Tiny House oder eine der informativen Führungen von Judith Anger. Doch ganz gleich wie hoch der Betrag ist, es ist ein Stein, der mithilft eine Zukunft zu gestalten, in der die Menschen mehr Unabhängigkeit und Naturnähe erfahren können.
Seien Sie ein Teil derer, die Zukunft nicht einfach geschehen lassen, sondern mitgestalten. Bauen Sie mit am Tiny House!
Hier geht’s zum Projekt: https://wemakeit.com/projects/bau-mit-uns-ein-tiny-house