Spät ist es geworden, am letzten Tag. Es wurde zu viel gegessen und getrunken, wie immer an diesem Abend. Feier im Kreise der Familie. Alles wie gehabt. Alles wie jedes Jahr. Davor, da waren Tage voller Hektik und Umtriebigkeit. Das und das und das musste noch besorgt werden. Da war keine Zeit, nicht einmal die Vorfreude aufkommen zu lassen. „Wenn es doch endlich vorbei wäre!“, hatten sich viele gedacht, und das passt doch nicht wirklich mit dem schönsten Tag des Jahres zusammen. „Ja, für die Kinder, nur für die Kinder machen wir das, weil für sie ist Weihnachten noch schön, aber für die Erwachsenen bedeutet es doch bloß noch viel mehr Arbeit als sonst“, bilden sie sich ein, und ich frage mich doch, ob es so sein muss. Wie wäre es, wenn man am Heiligen Abend die Geschenke und die Völlerei und das Saufen wegließe, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, das, worum es wirklich geht bei diesem Fest. Doch worum geht es wirklich? Was sollte man tun, wenn man nicht einkauft und kocht und bäckt? Da hat man ja nichts zu tun und weiß nichts mit sich und seiner Zeit anzufangen. Da käme man zum Schluss noch auf die Idee miteinander zu reden und auf den anderen zu hören. Nein, das kann keine Alternative sein, dann doch lieber Hektik, hinter der man sich verstecken kann, damit man ja nicht merkt, dass wir längst vergessen haben worum es eigentlich geht, was wir an diesem Abend wirklich feiern. Nichts bleibt. Lieber nicht nachdenken, sondern alles so belassen wie es ist. War doch bis jetzt auch gut so. Aber wenn es wirklich gut war, warum jammern wir dann die ganze Zeit über alles mögliche, warum machen wir so vieles, was wir gar nicht wollen. Es ist schade um das Fest, das so einfach sein könnte. Ein einfaches Fest des Miteinander, ein Fest, mit dem wir unserer Freude Ausdruck verleihen, dass uns heute der Heiland geboren wurde, der Christos, der Erlöser. Aber wir haben doch mit Religiosität nichts am Hut. Und Weihnachten hat doch nichts mehr mit Religion zu tun, sondern nur mehr mit Geschenken und Weihnachtsbäumen und Fressen und Saufen. Und wenn wir uns am nächsten Morgen mühsam aus dem Bett hieven, dann wissen wir genau wovon wir sprechen. Langsam gehen wir an die Stätte, an der das Massaker stattgefunden hat. Leere Teller und Gläser stehen herum. Reste des üppigen Festmahls finden sich noch auf den Tellern. Angewidert blicken wir weg. Der Baum steht noch im Eck. Der Schmuck ist auch noch drauf, nur die Nadeln lässt er langsam hängen. Trotz des prächtigen Aufputzes scheint er nicht glücklich zu sein. Nun, wer wäre schon glücklich, wenn er jahrelang wächst, bloß für einen einzigen Abend. Dann landet er am Müll, wie Millionen anderer auch. Es gehört eben dazu. An Weihnachten geht es um Geschenke und Fressen und Saufen und Bäume morden. Da lassen wir uns unser ökologisches Bewusstsein nicht beschmutzen, denn diese Bäume wurde ja schließlich extra dafür gezüchtet, dass sie hier stehen. Einem normalen Baum geht es nicht an den Kragen, will sagen, die natürliche Waldpopulation bleibt verschont. Das ist natürlich eine vielversprechende Ausrede. Zwei, drei Tage noch, dann wird er vom Schmuck befreit und weggeworfen. Es gehört eben dazu, und wir tun es ja nur für die Kinder, denn die wollen doch den Baum. Heute fällen, entwurzeln, und morgen wegschmeißen. So machen wir es mit Bäumen und mit den Tieren, die gedankenlos verschenkt werden und mit den Menschen, an die wir kaum einen Gedanken verschwenden, dabei sollte der Mensch den Menschen feiern. Aber wir sehen nur die Unordnung und während wir einen Kaffee trinken sehen wir uns schon wieder im Stress mit all dem, was weggeräumt gehört, an diesem Morgen, um sich für die nächste Fressorgie an diesem Feiertag bereit zu machen. Unter dem Baum liegen noch die Geschenke, und daneben das zerknüllte Papier. Fein säuberlich wurde jedes Stück verpackt, und dann, in wenigen aufgerissen und zusammengeknüllt.
Und so ist es, ein verdorbener Magen und ein schmerzender Kopf und ein gemordeter Baum und zerknülltes Papier, was von Weihnachten bleibt.
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