Babel, Sinnbild für Hybris, da geschah es, dass die Menschen die Begegnung vergaßen und an ihre Stelle das Werk ihrer Hände stellten, vergaßen den Menschen neben sich, vergaßen, dass sie gehalten waren, im Ursprung, so dass sie aufhörten miteinander zu reden, und als sie wieder aufsahen, da verstanden sie einander nicht mehr. Jeder sprach in einer anderen Sprache, in anderen Zungen – und so zerstreuten sie sich auf der ganzen Erde und das Werk, das von Menschen Ersonnene, trat an die Stelle der lebendigen Begegnung. Doch die Abwendung, der Verlust machte sie rast- und ruhelos, so dass sie sich auf den Weg machten wieder zueinander zu finden, Mensch zu Mensch und miteinander zum Ursprung, doch die Trennung war nicht mehr rückgängig zu machen, sie hinterließ einen Riss. Die Unschuld war verloren, für immer, so wie es schien. Doch immer wieder gab es Menschen, die erfuhren, dass Verstehen mehr ist, als das bloße Wahrnehmen durch Worte, mehr als der Inhalt eines Gesprächs, sondern auch immer das zwischen den Worten Ungesagte. Elija erfuhr es, als Gott ihm begegnete, nicht im Feuersturm, nicht im Beben, sondern in der Stimme verschwebenden Schweigens, aber es blieb beschränkt auf wenige Auserwählte. Doch dann kam Jesus, gesandt in diese Welt, von dem, der das Wort selbst ist, der sprechend ward.
Die Aufmerksamkeit ging zurück zum Menschen, Miteinander und Aufmerksamkeit gründend, so dass sie ihm folgten, bis zur Schädelstätte, bis zum Tod, einige wenige jedoch, die es wagten. Doch die meisten versteckten sich, hadernd mit dem Schicksal. Er, der ihnen so vieles versprochen hatte, ein neues Leben, Befreiung und Erneuerung, er hatte sie einfach verlassen und im Stich gelassen. Hatten sie nun die letzten Jahre ihres Lebens alles hinter sich gelassen, bloß um in die Irre geführt zu werden? Hatten sie sich wirklich so täuschen lassen? Hatten sie sich so geirrt in diesem Menschen, der eines Tages auftauchte. Sie kannten seine Eltern. Sein Vater ein Zimmermann. Doch er hatte so schön gesprochen vom Reich Gottes und so, und es war so überzeugend. Vielleicht spielte ihnen auch ihre Hoffnung einen Streich, dass sie glaubten, weil sie glauben wollten. Natürlich war sein Sterben schlimm gewesen, aber letztlich lief es doch darauf hinaus, dass er sie im Stich ließ, einfach so. Er war weg, und sie waren genauso allein und verloren wie zuvor. Nein, sie waren es noch mehr als zuvor, denn zwischen dem Davor und dem Danach lag eine Begegnung, die sie verführte zu hoffen und zu glauben. Davor hatten sie nicht viel erwartet. Doch dann wurde ihnen von ihm gesagt, dass sie wieder Erwartungen haben dürften. Daran hatten sie sich festgeklammert – und nun war alles verloren. Wie konnte er nur, ihnen ein besseres Leben vorgaukeln, sie herausholen aus der Finsternis, um sie dann desto kräftiger zurückzustoßen? All seine Versprechungen, seine salbungsvollen Worte – nichts als leere Reden. Sie hatten sich täuschen lassen. Es musste so sein. Doch dann geschah es, und es war am Pfingsttag.
„Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“
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– Apg 2,1-4
Am Pfingsttag, dass sie abließen von ihren trüben Gedanken, von ihrer Verzweiflung, da sie ihre Augen öffneten und sich dem Anderen zuwandten, so dass sie sahen, der Neben mir ist ebenso bedürftig wie ich, so dass sie es wagten ihr Herz zu öffnen und dem Verstehen Einlass zu gewähren. Der Beschützer, den er ihnen zu schicken versprochen hatte, er war gekommen sie zu eben jenem Verstehen zu führen, die Verlorenheit, die seit der Hybris zu Babel herrschte, zu überwinden und die Botschaft von der Begegnung hinauszutragen, von einer wahrhaften Begegnung, die das Mensch-sein erweckt und entfaltet. Nichts weiter. Doch alles. Die Botschaft des Pfingsttages, die Botschaft des Elija, sie wird hierin demokratisiert. Und das Leben ward lebendig und erfüllt, so dass es fortwirke, und wo wir diese Botschaft des Friedens und der Versöhnung zum Miteinander zulassen, da wirkt der Heilige Geist wie ehedem.
In diesem Sinne wünsche ich Euch ein besinnliches Pfingstfest des Miteinander und des Verstehens,
Daniela