Angst ist fehl am Platz - kriegstraumatisierte Menschen sind keine Gefahr für ihre Mitmenschen.
Eine posttraumatische Belastungsstörung wird jener Zustand genannt, in dem sich viele Opfer von Krieg und Folter befinden: eine Form von Stress, die zum psychischen Problem wird. Und psychische Probleme sind in vielen Gesellschaften streng tabuisiert - die ganze Familie schämt sich dafür.
Sie wollen Frieden und Ruhe und ein Leben und eine Zukunft. Es liegt an uns, wie wir ihnen das ermöglichen. Je offener wir sind, je aufmerksamer wir sind, auf ihre Bedürfnisse und Nöte einzugehen, je besser wir sie unterstützen, desto freudiger können sie Teil unserer Gesellschaft werden. Wenn wir das nicht tun, wenn wir das verzögern, wenn wir damit zu spät kommen, sei das medizinisch oder sozial, dann sind die Folgekosten für die Gesellschaft ungleich höher.
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Danke!
AUCH das Thema Sexualität muss integriert werden. Bislang habe ich in meiner Tätigkeit als Betreuer für UMF's noch keinen einzigen Kurs, keine Bildungsmaßnahme gesehen, die auf dieses Thema eingeht!
Viele Geflüchtete haben in ihrer Heimat nie über Sex gesprochen.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass vor allem die männlichen Jugendlichen und Männer als erstes die Bezeichnung der Genitalien von der Straße lernen. Dieses Wissen macht sie in der Gruppe der Gleichaltrigen "stark", weil sie sich ja auskennen!
Werden sie jedoch klar und wertschätzend darauf hingewiesen, dass dieses Wissen Nichts mit der Realität zu tun hat, sind sie nach einigen Lachern durchaus bereit, die Thematik seriös zu behandeln.
So ist dieses sensible Thema einerseits unendlich wichtig und deshalb andererseits auch mit sehr viel Feingefühl zu behandeln.
Wir müssen verstehen, dass es überall auf der Welt Menschen gibt, die ihre Körperteile nicht benennen können.
Aufklärung beginnt u. a. mit der korrekten Bezeichnung aller Körperteile. Es ist für viele Männer, nicht nur für Geflüchtete, ein Schock, aber vor allem ein befreiender Moment, ihre Geschlechtsorgane richtig benennen zu können. Das mütterliche "Schniedelwutz" und das kumpelhafte "Fickkanone", das es in allen Sprachen gibt, ist nämlich mehr als hinderlich, um Wünsche und Bedürfnisse zu formulieren.
Sexuelles Unwissen wird häufig in hypersexuelles Verhalten und Aggressivität übersetzt. Souveräne Männer können ein Nein aushalten, ohne sich herabgesetzt zu fühlen. Wer den eigenen Körper kennt, versteht, dass der Körper des Anderen seine Grenzen hat. Ich bin für eindeutige Formulierungen: Vergewaltigung und sexuelle Belästigung werden als das benannt, was sie sind: als Gewaltakt und Straftat. Keiner kann sagen, er habe es nicht gewusst.
Je eher die (jungen) Männer in die Aufklärungssprechstunde kommen, so zeigt die Erfahrung bisher, desto besser sind die Erfolgsaussichten, jene Gruppendynamiken zu verhindern, in denen sexuelles Imponiergehabe mit Alkohol zu Konflikten und Übergriffen führt. Denn es werden auch die größten Wortführer bald leise und jeder im Raum stellt fest, dass die Unsicherheiten bei allen die Gleichen sind.
In meinen Gesprächen habe ich die Erfahrung gemacht, dass bei den Afghanen, die ich betreut habe, Gewalt an Frauen als "selbstverständlich" wahrgenommen wird. Das bedeutet, sie sehen die Unterdrückung der Frau auch beim Sex als "normal" an. Das liegt unter anderem daran, dass sie es als kleine Jungen so gesehen haben.
Das rechtfertigt natürlich KEINEN einzigen Übergriff!!!
Das bedeutet: Die Neuankömmlinge müssten dringendst in solche Kurse / Gespräche geführt werden. Geld müsste in die Hand genommen werden. Für Freizeitangebote, für sogenannte niederschwellige Projekte, zu denen Geflüchtete leicht Zugang haben, und für ein passgenaues Angebot vonseiten des Gesundheitssystems. Aber das ist schwierig - solange Politiker den Eindruck haben, in der Gesellschaft herrsche die Meinung vor, man solle für die Geflüchteten nicht allzu tief in die Tasche greifen.
Ich bin seit geraumer Zeit sowohl ehrenamtlich als auch professionell in der Betreuung von UMF's tätig.
In meinem Text beziehe ich mich u. a. auf Statements von Priv. Doz. Dr. Nicole Grois und Dr. Thomas Wenzel, Experte für transkulturelle Psychiatrie am AKH Wien.