Der Mythos "Royal Enfield"
Fast jeder Biker 40+ kennt die Royal Enfield, ein Motorrad, das ursprünglich in England gebaut wurde und seit 1955/57 in Chennai (früher Madras) hergestellt wird.
Wirkliche Enthusiasten werden die alten Modelle noch in guter Erinnerung haben, das waren so richtige Dampfhämmer, Kickstarter, dIE nur bei der richtigen Kompression (manuell einzustellen) das Ross zum Laufen brachte, Schaltung verkehrt rum. Erstens auf der rechten Seite, zweitens die Gänge andersgeschalten, 1. hinauf, der Rest hinunter.
Die erste Begegnung mit "meiner Lady" fand 1989 in einem Hinterhof in Mumbai statt. Ich, keine Ahnung von Motorrad, war wild entschlossen, mir eines zu kaufen. Es standen so viele Maschinen im Hof und ich bat den Verkäufer, einige zum Laufen zu bringen. Er schaute mich etwas verwirrt an. Ich ging von einer Maschine zur andren und hörte mir den Sound des Motors an und entschied mich dann für ein besonders "schäbiges", 1957 Modell. Schäbig deshalb, weil verrostet, schmutzig - schiach halt, wie der gelernte Österreicher sagt.
Hab ich erwähnt, dass ich damals keinen Führerschein besaß und auch noch nie Motorrad gefahren bin?
Zeitensprung 2015
Angeregt durch ein Internetgespräch (Chat nennt man das neudeutsch) mit einem Freund, machte ich mich heute auf den Weg zu einem Händler für dieses Bike.
Mein Eindruck und mein Empfinden: Der Charme des Motorrads ist verloren gegangen. Keine Spur mehr von dem störrischen Bock, kein Sound der im Magen vibriert, Plastik und vor Allem: ein Elektrostarter!! OmG, welch Frevel, eine Royal Enfield MUSS mit dem Kickstarter behandelt werden!!
Seidenweich gleitet das Gerät über die Straße, der Sound geht im Verkehrslärm unter und von den früheren Vibrationen ist nichts mehr zu spüren.
Mein persönliches Fazit: NEIN DANKE.
