That's my India, and I love it! / Kritische Aussichten

Diese beiden Zeitungsmeldungen von heute und die gestrige Doku haben in mir eine große Traurigkeit und Ohnmacht aber auch Wut und Ärger ausgelöst.

Beide Zeitungsartikel sind ein "vollkommener" Spiegel zur Situation in Indien.

DokuIndien - Gewalt im Lande Gandhis

Einerseits unbeschreiblicher Reichtum und andererseits haben landesweit 500 Mill. Inder keine eigene Toilette im Haus oder in unmittelbarer Nähe.

Es gilt hier leider nach wie vor der Spruch: "Es kann nicht sein, was nicht sein darf."

Wenn ich versuche mit den Indern über die Probleme des Landes zu sprechen, dann höre ich nur "Welche Probleme?, wir haben doch keine Probleme." Ja, aber die Slums, "welche Slums?" Na die in Mumbai z. B., das sind die größten in Südasien. "Naja, daran sind die Menschen ja selbst schuld. Wären sie zu Hause in den Dörfern geblieben…" - Hier in Goa ist es doch auch nicht anders, die jungen Menschen wollen alle "abroad" arbeiten. "Ja, bei uns ist das ja etwas ganz anderes!"

So und so ähnlich verlaufen diese Gespräche.

Nun, ich war ja auch nicht so naiv und habe geglaubt, dass es hier in Goa eitel Wonne ist. Dass es aber wirklich so schwierig sein würde, das hatte ich nicht erwartet.

Wenn der gelernte Mitteleuropäer bei jedem Spaziergang oder einem anderen Weg über Müllsackerln in jeder Größe stolpert, wenn an jeder Ecke eine "Müllverbrennungsanlage" ist, die den ganzen Tag über vor sich hin glost, dann überkommen mich zwischendurch schon "Mordgelüste"!

Das für mich wirklich Unverständliche ist, dass "der Inder" allgemein ein sehr reinlicher Mensch ist. Seine eigenen vier Wände (auch die armseligen Hütten der Wanderarbeiter) sind so sauber, dass er vom Boden essen kann! Kaum aber verlässt er "sein" Areal ist ihm alles gleichgültig.

Das schlimmste Beispiel dafür habe ich vor etwa 12 Jahren in Bangalore erlebt: Eine Siedlung, in der nur die "well educated people", also Akademiker und gutverdienende Menschen, leben. Ein Herr mit Seidenanzug und Krawatte kommt aus seiner security bewachten Wohnanlage. Einen Meter nach dem Gartentor fällt ihm auf einmal das Müllsackerl, hoppala, aus der Hand. Darauf angesprochen, schaut er mich ganz groß an und fragt mich, wo denn das Problem sei? Der Müll wird ja eh irgendwann vielleicht abgeholt und außerdem, was geht mich das an?

Der indische Premierminister hat vor einigen Monaten die Parole ausgegeben: "Let's clean India!" Seitdem erscheinen täglich Meldungen in den Zeitungen, mit Bild natürlich, wo ein bis zwei Regierungsbeamte mit irgendwelchen Arbeitern eine "garbage area" reinigen! Stunden später schaut es schon wieder aus wie vorher.

Ich bin schon lange weg von meinem "Weltrettersyndrom", dennoch versuche ich eben im Kleinen etwas zu bewirken. So hat sich ein "waste bin" in meinem Stammlokal mittlerweile ganz gut bewährt. Es ist ein Lokal, in das wirklich nur die Einheimischen kommen, die lassen z. B. den unvermeidlichen Plastikbecher vom Tee einfach unter den Tisch fallen. Ich stehe dann demonstrativ auf und heb den Becher auf. Beim nächsten Mal bringen die Menschen das dann schon selbst zustande. Die Kellner machen mittlerweile auch schon mit. Wahrscheinlich haben sie bemerkt, dass sie selbst weniger Arbeit haben, wenn die Gäste ihren Müll entsorgen.

Meine Bemühungen, die Lokalzeitungen für Aktionen zu gewinnen verlaufen leider im sprichwörtlichen Sand.Privat habe ich leider nicht die Mittel, größere Aktionen zu starten, vor Allem, die Menschen müssen mobilisiert werden.

Sie haben einfach kein Bewusstsein für die Umwelt. Und das tut mir wirklich körperlich weh. Ich bin wahrlich kein Umweltaktivist, mir ist es nur unendlich wichtig, dass ich mich in meinem Umfeld wohlfühle. Und das ist definitiv nicht der Fall.

Wenn mir jetzt Jemand sagt, Du wirst Dich schon daran gewöhnen - NEIN DAS WILL ICH NICHT!

Ich will nicht mit dem indischen Filter vor den Augen herumlaufen. (Siehe "Der Gott der kleinen Dinge" von Arundhati Roy)

Dieses Indien steht vor dem Abgrund!

Das hört sich dramatisch an und das ist es auch. Es ist derzeit zwar relativ ruhig im Land. Unter der Oberfläche brodelt es jedoch.

Der Premier ist hinduistischer Nationalist, demzufolge "fordern" die Parteimitglieder und -anhänger mehr Macht für diese Religionsgruppe.

Dies wiederum kommt bei den Moslems nicht sehr gut an. Und ich fürchte den Tag, an dem die IS einen Funken nach Indien springen lässt, dann gnade Gott oder Shiva dem Land!

Hier in Goa bin ich, ähnlich wie Österreich in Europa, auf einer "Insel der Seligen". Hier leben wirklich alle Religionen friedlich mit- und nebeneinander.

Das macht die Situation doch um Vieles leichter.

Danke für's Folgen bis hierher.

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Silvia Jelincic

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