Hier in diesem Land bedeuten Handwerker im Haus fast immer so etwas wie ein Abenteuerurlaub!
Mit dem Chef werden die Eckdaten des Auftrages besprochen, die Ausführung obliegt dann seinen Arbeitern und die sind situationselastisch tätig.
Das heisst, es stellen sich zunächst die elementaren Fragen:
"Kommen sie überhaupt? Wenn sie kommen, kommen sie zur IndianStandardTime oder zur IndianSlidingTime? Haben sie das entsprechende Werkzeug dabei oder darf ich ihnen mit meinem aushelfen?"
Dieses Mal geht es darum, die Außenmauern der Terrasse neu zu streichen! Durch den Monsunregen und den Schmutz in der Luft schauen die Mauern nach ein paar Jahren sehr unansehnlich aus!
Die Mauern haben schwarze Flecken / Streifen, die nur mit Drahtbürste und viel Wasser zu beseitigen sind.
Meine Zutaten: Leiter, Wasserschlauch und Drahtbürste!!!
Wie nehme ma ihn denn??
ca. 10-15m hoch auf einem etwa 50cm breiten Mauervorsprung, ungesichertes Arbeiten!
Absichern??? "No problem Sir!"
Der erste Voranstrich schaut schon mal ganz gut aus!!
Während die Kollegen nach Hause gegangen sind, zieht er es vor, sein Mittagsheidi gleich am Arbeitsplatz zu halten.
Bei der Vorbesprechung versprach mir der Chef auch, dass Plastikfolien zur Abdeckung des Boden verwendet werden. Das hat mich dann doch etwas erstaunt.
Es ist nämlich so, dass ich noch keinen Arbeiter hier erlebt habe, der vorausschauend denkt oder arbeitet. Wenn er z. B. die Wand streichen soll, dann streicht er die Wand. AUS!
Ob die Farbe auf den Boden tropft oder nicht, das ist für ihn in der Situation vollkommen gleichgültig. Der Europäer in mir fragt ihn, ob es denn nicht gescheiter wäre den Boden abzudecken, damit er später nicht so viel reinigen muss.
" No problem Sir." - Ihr erinnert Euch? Bei dieser Aussage weiss ich ganz genau, die Probleme beginnen genau JETZT!
Ich habe also eine Plastikfolie von mir bereitgestellt. Die Maler schauten mich ganz entsetzt und fragend an. "We will clean later, no problem Sir."
Das sind dann die Situationen, in denen ich immer wieder auf die Probe gestellt werde: Lasse ich sie arbeiten, so wie sie es "wollen" bzw. eben gewohnt sind oder nicht.
Mittlerweile hab ich es kapiert - es geht NUR und ausschließlich so, wie sie es kennen!! Vielleicht könnt Ihr Euch vorstellen, dass mein Überlebensmantra sehr strapaziert wurde. :)
Meine Wohnung hat zwei übereinander versetzt liegende Terrassen. Was glaubt Ihr, auf welcher haben sie begonnen, die Witterungsrückstände mit den Drahtbürsten zu entfernen?? Und WO haben Sie dann mit den Streicharbeiten begonnen???
Genau: UNTEN. Damit dann der Staub und der Dreck von der oberen Terrasse auf die frisch gestrichenen Wände fällt!
Ich habe mich dann doch nicht zurückhalten können und habe Ihnen nach dem ersten Anstrich unten gesagt, sie mögen der Einfachheit halber bitte erst die obere und dann die untere Terrasse fertig machen. - Sehr widerwillig, aber doch konnte ich sie davon überzeugen, dass es Sinn macht.
However, nach einer Woche haben sie es dann geschafft
Vorher gab es ja noch die Aktion mit dem Gerüst!
So geht das!!
Und so!
Meine Bitte, doch vorsichtig zu sein wurde nur milde belächelt!
Am Ende ist Gott sei Dank Alles gut ausgegangen.
Ein Teil der oberen Terrasse.
Der andere Teil der oberen Terrasse.
Ballustrade der unteren Terrasse.
Untere Terrasse!
Schlussbemerkung: Die von mir angebotene Folie wurde natürlich nicht verwendet. :)
Dafür hat dann ein Mann drei Stunden lang auf den Knien rutschend beide Terrassen mit Messer, Drahtbürste und viel Wasser gereinigt!
That's my India - and I love it!
Danke für's Lesen.