Die Selbstmordrate in Österreich ist rückgängig, von Jahr zu Jahr nehmen sich immer weniger Menschen das eigene Leben. 2012 beendeten 1275 Menschen in Österreich ihr Leben, 1986 waren es 2139 (Quelle: Statistik Austria).
Dies hat man dem Umstand zu verdanken, dass es in Österreich immer mehr und immer bessere Hilfsangebote gibt, für Menschen die in schwierigen Lebenssituationen Hilfe brauchen.
An sich eine positive Entwicklung, Menschen, die Hilfe wollen und brauchen, können diese in Anspruch nehmen und ihr Leben in den Griff bekommen.
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Was mich persönlich etwas stört, ist der Umstand, dass man Suizid als Krankheit oder Störung sieht. Wenn man nur genügend Hilfe stellt und es genug Dienste gibt, die man in Anspruch nehmen kann, so die unterschwellige Hoffnung, man könne den Suizid ausrotten.
Ich bin Pro-Suizid.
Damit meine ich jetzt nicht, dass ich mich umbringen will. Im Großen und Ganzen bin ich mit meinem Leben sehr zufrieden und der Gedanke an Selbstmord kommt nicht auf. Was ich damit meine ist, ich verurteile Menschen, die den Freitod wählen, nicht.
Das häufigste Argument, das man so hört ist: "Es ist so egoistisch sich selbst umzubringen, denken die nicht an Familie und Freunde ?"
Sind wir nicht alle Egoisten ? Jeder von uns will sein eigenes Leben so gut es geht leben, Lebensentscheidungen treffen wir in erster Linie in Hinblick auf Qualitätssteigerung des eigenen Glücks. Ob dies nun die Berufswahl ist, Liebe, Freunde, Drogen, Unterhaltung, etc. Wir wählen immer so, dass wir eine maximale Glückssteigerung erreichen oder entscheiden um Glücksverlust zu minimieren.
Und manchmal ist diese Entscheidung der Freitod. Niemand würde jemanden, der seiner Freundin einen Heiratsantrag macht, vorwerfen, egoistisch zu sein, es wäre absurd. Einem Partymenschen, der sich am Wochenende weißes Pulver in die Nase zieht, würde man verantwortungslos, dumm, fahrlässig, leiwand,... (je nach persönlicher Einstellung zu Drogen) nennen, aber niemand würde diese Person egoistisch nennen und doch zieht sie sich in erster Linie das Zeug in die Nase, weil sie sich danach sehr gut fühlt.
Egoistisch handeln ist normal und menschlich, es gibt dann natürlich Personen, die diesen normalen Egoismus in die Höhe treiben, aber für diese Menschen haben wir Wörter wie: selbstverliebt, narzisstisch, ...
Ich denke niemand bringt sich einfach so um. Der Entscheidung das eigene Leben zu beenden geht sicher eine lange Zeit des Nachdenkens voraus. Man bringt sich nicht leichtfertig um und man denkt sicher auch über die Personen im eigenen Leben nach. Der Egoismusvorwurf sagt mehr über die eigenen Moralvorstellungen aus, als über den Menschen der sich umgebracht hat.
Denn allgemein sieht man den Selbstmord als etwas Verwerfliches, etwas Schlechtes, etwas Schlimmes. Nie und niemals würde man sich umbringen!
Ein Mensch, der sich selber umbringt, ist damit automatisch ein schlechter(er) Mensch (als man selbst). Wenn nun auch noch ein religiöser Hintergrund da ist, wird es noch schlimmer. Der Selbstmörder oder die Selbstmörderin hat eine der schlimmsten Sünden überhaupt begangen. Er hat das Geschenk Gottes einfach so weggeworfen.
Das Leben wird oft als Geschenk gesehen oder etwas wunderbares. Ob nun religiös motiviert oder nicht, am Leben zu sein ist das Beste und man muss alles tun um so lang wie möglich am Leben zu bleiben! So die gängige Meinung, stirbt jemand jung so "ist er zu früh von uns gegangen" und Menschen die im hohen Alter sterben werden bewundert.
Niemand fragt einen Menschen, ob er geboren werden will. Weder die Eltern, noch Gott. Der Mensch wird einfach so in die Welt gesetzt, wobei nicht einfach so. Es geht um Egoismus. Die Eltern wollen ihr eigenes Glück perfekt machen und deswegen bringen sie ein Kind in die Welt (oder sie haben nicht verhütet und es ist passiert ...). Der Gott will noch einen Menschen auf der Welt der ihn anbetet und sein Leben nach den Regeln des Gottes lebt, oder für die Missachtung der Regeln bestraft wird.
Die Geburt oder das Schaffen eines Menschen ist ein zutiefst egoistischer Akt und trotzdem sehen wir ihn als normal an. So wie alle anderen egoistischen Akte in unserem Leben. Es ist normal einen guten Job zu wollen, es ist normal eine Familie zu wollen, es ist normal Kinder zu wollen. Es ist normal keine Kinder zu wollen. Es ist abnormal über das eigene Ende bestimmen zu wollen.
Wieso sehen wir das so ? Jeder Mensch wird da für sich persönlich eine Antwort finden.
In diesem Beitrag schwingt auch meinerseits ein Vorwurf mit. Ein Vorwurf an alle Menschen die meine Meinung zum Suizid nicht teilen. Es ist normal, als Mensch positioniert man sich immer irgendwo und dann geht es darum seine Position zu verteidigen.
Niemand hat mich gefragt ob ich geboren werden will, also hat mir auch niemand zu sagen wann und wie ich zu sterben habe. Das Leben ist kurz und für manche kürzer als für andere. Es kann jederzeit zu Ende gehen, Krankheiten, Unfälle, Krieg, ...
Gerade deswegen sollte man entscheiden dürfen wann man sterben will. Ob nun "wann es mich erwischt" oder "wann ich will", beides sind legitime Entscheidungen und keine besser als die andere, beide sind gleich viel Wert.Nochmals: Niemand hat mich gefragt ob ich hier sein will, also hat mir niemand zu sagen wann ich gehen kann! Mein Motto und meine Meinung zu dem Thema.
Viele Menschen haben Patientenverfügungen: "Nicht an Maschinen kopppeln. Nicht wiederbeleben" etc etc. Außerhalb strengreligiöser Kreise sieht man diese relativ unproblematisch.
Aussagen ,wie "ich möchte nicht Jahrzehnte im Koma vebringen" oder "ich will nicht schwer behindert sein", sind für viele nachvollziehbar, wenn auch nicht alle dieselbe Meinung teilen.
Letztes Jahr erregte die Entscheidung einer alten Frau in Amerika großes Aufsehen, da sie sich entschloss ihrem Leben ein Ende zu setzen, solang sie noch voll bei Bewusstsein war. Ihr wurde Demenz im Anfangsstadium diagnostiziert. Damit sich niemand ihrer Freunde oder Familie strafbar machte, verbrachte sie die letzten Momente ihres Lebens alleine. Sie spaltete die Medien in Amerika in zwei Lager. Es gab die Seite, die Verständnis zeigte, dass eine Frau ihr Leben beenden will, bevor sie zu einer Belastung für ihre Umwelt wird und vergisst wer sie ist. Aber es waren bei weitem nicht alle auf ihrer Seite und es gab kritische Stimmen. Sie hätte leben und (implizit) leiden sollen, statt "den einfachen Ausweg" zu wählen.
Wenn wir nun die unabwendbare, tödliche Krankheit wegnehmen schwindet die Toleranz für den selbstgewählten Tod bei den meisten. "Nimm Hilfe in Anspruch! Es muss nicht so sein!"Es ist wichtig, dass es ein Angebot gibt, dass es Stellen gibt, an die man sich wenden kann, wenn man Hilfe benötigt. Es ist wichtig einzuschreiten, wenn jemand ankündigt sich zu töten, es ist ein Schrei nach Hilfe. Jemand der Hilfe will oder braucht, sollte sie kriegen. Und jemand der die Hilfe nicht will oder der Meinung ist keine Hilfe zu benötigen und sich töten will, sollte die Freiheit besitzen es zu tun, ohne dafür von seiner Umwelt verurteilt oder verteufelt zu werden.
Sollte ich irgendwann keine Lust mehr am Leben haben, keinen Spaß mehr am Leben haben oder in einer Situation sein in der ich kein glückliches Leben führen kann, bringe ich mich um. Wobei ich sozial genug sein werde, es auf eine Art und Weise zu tun, die niemandem schadet. Ich werde keinen armen Zugführer traumatisieren, ich werde es meinen Nachbarn ersparen irgendwann wegen "komischen Gerüchen" bei der Polizei anzurufen, ich will nicht, dass jemand Hirnreste von einer Wand kratzen muss. Bin ich deswegen ein schlechter Mensch ? Gehöre ich in die Hölle ?
Ich habe einen ziemlich ungesunden Lebensstil, aber einen der mir Spaß macht. Ich werde nicht gesund alt werden, früher oder später werde ich gesundheitlich ziemlich am Ende sein. Jetzt nicht todkrank oder ans Bett gebunden, aber einer der alten Menschen mit 40 verschiedenen Medikamenten im Schrank und der einmal die Woche zum Arzt muss. Sollte ich nicht vorher schon Schluss machen, so wird es da der Zeitpunkt für mich, an dem ich mir ernsthafte Pläne machen werde.
Suizid sollte aufhören ein Tabu-Thema zu sein, wir sollten freier über Suizid sprechen können und selbstmordgefährdete Menschen und Selbstmörder nicht vorverurteilen. Ein offener Umgang mit diesem Thema würde auch zwangsläufig die Selbstmordrate senken, da sich sicherlich viele Menschen, die sich vorher nicht getraut haben, an jemanden wenden würden. Das mag nun etwas Paradox klingen, habe ich doch eben den Selbstmord verteidigt, aber ich finde dieser Schritt muss gut überlegt sein und bei manchen ist es eine Verzweiflungstat, weil sie keinen anderen Weg sahen.
Über Kommentare und Meinungen würde ich mich sehr freuen.
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