Linke protestieren gegen schwule Parade in Schweden

KEINE SATIRE!

Manchmal liest man Schlagzeilen und sieht dann sofort nach, ob man nicht der Tagespresse/dem Postillion/dem Onion/... auf den Leim gegangen ist. Dann sieht man, dass es eine seriöse Quelle ist. Man googlet, findet weitere Quellen, weitere Seiten die darüber berichten und schüttelt den Kopf.

Aber jetzt einmal der Reihe nach.

Nächsten Mittwoch soll eine "Gay Pride Parade" in Schweden stattfinden. Eigentlich noch nichts besonderes, vor allem für Schweden nicht, ist das Land ja eines der progressivsten Länder der Welt.

ABER

Die Parade wird von konservativen Kreisen organisiert. Veranstalter ist keine linke Partei, Organisation oder Schwulenverrein. Der Veranstalter ist ehemaliger Chefredakteur der schwedischen Zeitung Samtiden, die den Schwedendemokraten gehört.

Eigentlich löblich, wenn Rechte bzw. Konservative sich für die Gay Community engagieren.

Wäre da nicht ein kleines Detail, dass der linken Seite Schwedens gar nicht bekommt.

Die Marschroute führt unter anderem durch zwei Viertel, die zum Großteil von Muslimen bewohnt werden (75%+).

Nächsten Mittwoch findet die weltweit erste rassistische Schwulenparade der Welt statt (naja nicht ganz, es gibt in Russland eine Szene homosexueller NeoNazis, die öfters demonstrieren und auf deren Logos das Hakenkreuz mit überkreuzten Penisen zu sehen sind). Und es wird Gegendemonstrationen geben, die vom linken Lager organisiert werden.

Mir ist durchaus bewusst, dass der Veranstalter aufregen will, dass die Route kein Zufall ist und dass es hier keine Naivität gibt. Es ist Kalkül.

Was mir aber nicht in den Kopf will, ist die Frage: Warum ist diese Parade nun rassistisch ?Nach Meinungen linker Vereine/Parteien ist eine Schwulenparade die absichtlich durch muslimisch geprägte Viertel führt rassistisch.

Die GayPride Parade von Kopenhagen in Dänemark hat ihre Marschroute geändert, nachdem sie mehrfach in multikulterellen Gegenden mit Steinen beworfen und angegriffen wurden.

Wieso ist es rassistisch, wenn eine Gayparade durch ein muslimisches Viertel zieht ?Wieso toleriert man Intoleranz auf diese Art und Weise ?Nur weil Muslime es nicht so mit der Homosexualität haben und noch nicht so tolerant sind? Es gibt derzeit über ein dutzend (vorwiegend muslimischer) Länder, in denen auf Homosexualität die Todesstrafe oder lebenslange Haft droht. Ist es rassistisch, diesen Umstand anzuprangern ? Dann bin ich ab jetzt Rassist.

Darf man in Zukunft verlangen, dass GayParade Marschrouten nicht über Straßen verlaufen dürfen, in denen Kirchen stehen? Das Gesetz des Leviticus* wird nicht mehr praktiziert, aber verdeutlicht die Grundeinstellung katholischer Kirchen gegenüber der Homosexualität. Darf man nun als Katholike auf religiöse Gefühle appellieren, um zu verhindern, dass Schwule und Lesben an bestimmten Orten entlanggehen ?

Es wird argumentiert, dass diese Parade zwei unterdrückte Gruppen gegeneinander ausspielt. Stimmt nicht, was diese Parade aufzeigt ist, dass es zwischen diesen beiden unterdrückten Gruppen eine problematische Reibungsfläche gibt und dass man nicht beide Seiten gleichzeitig vertreten kann.

Ich will hier nicht zu sehr ausschweifen, dass wird das Thema eines anderen Blogeintrags. Aber kurz: Ich war früher ein sehr linker Mensch, jetzt steh' ich verloren herum, weil die Linke nicht mehr für die Werte eintritt, die sie mal vertrat und die Rechte nur falsche Lösungen für echte Probleme parat hat.

Man könnte polemisch überspitzt sagen, die Linke (in Schweden) ist nun so weit nach links gegangen, dass sie rechts angelangt ist. Immerhin, egal aller Gründe, demonstrieren sie nun GEGENHomosexuelle. Die religiösen Gefühle einer Minderheit werden über die Rechte einer anderen Minderheit gestellt. "Hey yo schwul sein ist gut und normal, aber seid bitte nicht in der Nähe von Muslimen schwul, die mögen das nicht".

Mir kommt das Kotzen.

Wenn ein Typ in Jesusshirt einen Stein auf die GayParade werfen würde, würde man ihn medial und sozial kreuzigen. Sein Gesicht wäre in jeder Tageszeitung, in jedem SocialMedia Kanal und er säße in Untersuchungshaft und dürfte sich über schöne Anzeige freuen.

Die westliche Welt ist eine sekularisierte Welt, eine moderne Welt.

Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht schließt die Freiheit ein, seine Religion oder Überzeugung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekennen. (Art. 18 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen)

Keine dieser drei Freiheiten ist einer der anderen übergeordnet. Sie sind alle gleichwertig.

Offensichtlich nicht.

Die Gefühle (streng) religiöser Muslime sind gleicher als die Freiheit der Homosexuellen.

Jan Sjunnesson ist ein Geniestreich gelungen. Er hat es geschafft auf ein Problem der modernen Linken hinzuweisen.Für mich persönlich bedeutet Linkssein, wenn nicht atheistisch, so zumindest sekulär zu sein. Religion hat in der Politik nichts verloren. Die moderne Linke will so sehr politisch korrekt sein, dass es absurd wird, wie man an diesem Fall leicht sehen kann. Und der Umgang der schwedischen Linken mit dieser Demonstration ist ein 1A Paradebeispiel von kognitiver Dissonanz. Müsste ich einen Lexikon- oder Lehrbucheintrag zum Begriff der kognitiven Dissonanz erstellen, so würde ich das hier als Beispiel nehmen.

Wenn Political Correctness jedes andere politische Dogma ersetzt, so wundert es einen nicht, dass man früher oder später zwei vollkommen diametral entgegengesetzte Seiten unter dem Deckmantel politischer Korrektheit unterstützt, es muss einen nicht wundern, wenn man früher oder später damit konfrontiert wird.

Die Linke hatte es in diesem Fall sehr einfach die Spannungen die aufgrund der kognitiven Dissonanz entstanden sind zu lösen. Die GayParade ist rassistisch! Der Veranstalter ist Rassist, alle Teilnehmer sind Rassisten, die Marschroute ist rassistisch und man sollte es am besten verbieten! Es wäre sehr interessant gewesen, was passiert wäre, wenn der Veranstalter aus den Kreisen der "etablierten" LGBT Community käme und nicht aus einer konservativen/rechten Ecke.

Bevor man mir nun ernsthaft Rassismus unterstellt: Ich bin als Kriegsflüchtling nach Österreich gekommen, ich engagiere mich für Flüchtlinge, zurzeit vor allem mit Spenden an die Versorgungspakete, da ich leider keine Zeit und kein Geld habe, mich mehr daran zu beteiligen.

Was man mir unterstellen kann, ist Anti-Theismus. In unseren freien westlichen Gesellschaften ist kein Platz für religiös motivierten Hass und Intoleranz, irrelevant aus welcher Ecke. Ob Katholiken, Muslime, Juden, Zeugen, Scientologen, Pastafaris, ... Die Religionsfreiheit endet dort, wo sie die Freiheit und insbesondere die körperliche und psychische Unversehrtheit eines Menschen gefährdet. Es ist kein Platz für Hass gegen die LBGT Community in unserer Welt und es ist nicht rassistisch eine Minderheit darauf hinzuweisen, dass ihre Werte unvereinbar sind mit den Grundfesten der Gesellschaft in der sie sich jetzt befinden und in der sie leben wollen.

Ich hoffe es wird wieder einen Tag geben, an dem ich wieder grün wählen kann.

Wir dürfen die Errungenschaften und Werte der Aufklärung & des Humanismus, nicht unter dem Deckmantel der Political Correctness wegwerfen.

Quellen (google translate, falls man wie ich kein schwedisch kann, von Nöten):

Veranstaltung auf Facebook(man beachte vor allem die Kommentare): https://www.facebook.com/events/1607616332820322/

Zwei Beiträge schwedischer Nachrichtenseiten:

http://www.friatider.se/v-nsteraktivister-i-motaktion-mot-pride-i-f-rorten

http://www.svt.se/nyheter/regionalt/stockholm/kontroversiellt-pridetag-moter-hart-motsand

*Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen; beide werden mit dem Tod bestraft; ihr Blut soll auf sie kommen. -Levitikus 20:13

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