Wir sind aktuell als Österreicher und Österreicherinnen in der komfortablen Situation, dass wir ein so vielfältiges Angebot an Präsidentschaftskandidaten haben wie nie zuvor. Ein unglaublich breites Spektrum - und das ist gut so. Es belebt die Demokratie und regt die Menschen an sich stärker mit Politik und deren Auswirkungen auseinanderzusetzen.
In der letzten Woche vor Wahl scheinen nun von den sechs gestarteten Kandidaten Lugner, Hundstorfer und Khol abgeschlagen. Und die Medien fangen bereits ein wenig an, das Duell Gut gegen Böse herbei zu schreien. Das wäre medial natürlich super. Das könnte man ausschlachten. Van der Bellen gegen Hofer. Grün gegen Blau. Kapfenberg gegen Simmering. Wobei der eine für den jeweils anderen das absolute Worst-Case-Szenario darstellt. Die Blauen haben Angst, Van der Bellen könnte einen möglichen Bundeskanzler Strache nicht angeloben, und auch auf der Gegenseite könnte die Antipathie gegen Hofer und die Blauen wohl nicht größer sein, wie bei den Grünen.
Aber wollen wir das alles? Dieses inszenierte Schauspiel? Das gleiche hochstilisierte Theater wie wir es vor ein paar Monaten im Wien-Wahlkampf hatten und dann kam doch wieder alles ganz anders? Ist das vernünftig? Und vor allem: Ist das sinnvoll für das Amt des Bundespräsidenten? Das höchste Amt im Staat. Oder gibt es auch noch eine andere mögliche Lösung aus diesem Dilemma?
Der Bundespräsident ist objektiv betrachtet in erster Linie eine moralische Instanz. Er kann und darf politisch eingreifen und sich einbringen. Gerne und jederzeit. Aber er oder sie soll auch ein Stück weit in der Mitte stehen. Über die politischen Lager hinweg neutral. Glaubwürdig eine gewisse Äquidistanz zu den politischen Akteuren mitbringen. Sich mit jedem auf Augenhöhe an einen Tisch setzen können und beispielsweise bei der Vermittlung zu Regierungsverhandlungen niemanden aufgrund möglicherweise jahrzehntelanger Freund- und/oder Seilschaften bevorteilen oder benachteiligen.
Mit Irmgard Griss haben wir erstmals in der österreichischen Geschichte die realistische Chance eine Person in das erste Amt im Staate zu hieven, die vollkommen unabhängig und parteifrei ist. Und noch nie zuvor waren diese Eigenschaften in der immer größeren und ausgeglicheneren Parteilandschaft möglicherweise so wichtig, und die Zeit so reif dafür. Reif für ein Bindeglied und eine Integrationsfigur mit jahrzehntelanger Erfahrung als Richterin und Höchstrichterin. Zuletzt leitete sie die Schlichtungsstelle für Verbrauchergeschäfte. Mit außerordentlich hoher Erfolgsquote. Auch das ist irgendwie symptomatisch. Scheint es doch, dass genau diese Qualitäten als Schlichterin es sind, die in der österreichischen Politik gefragter sein dürften als je zuvor.
Abschließend noch meine Einladung an insbesondere - aber nicht nur - die Anhänger der Regierungsparteien. Deren Kandidaten sind einigermaßen abgeschlagen. Dem Vernehmen nach brodelt es in den Parteizentralen gewaltig und man ist dort eigentlich nur mehr am Überlegen, wie man sich - des Wahlverlustes sicher - einigermaßen aus der Affäre ziehen kann oder könnte. Mit der “Leihstimme” für Griss haben die roten und schwarzen Wähler nun aber die Chance ihr aktuelles Desaster insofern zu retten, als dass zumindest keiner der stark polarisierenden Oppositionskandidaten Präsident wird. Und selbst die emotionalen Lugner-Proteststimmen sind insgesamt wohl bei der Proteststimme der Vernunft - Frau Griss - effektiver aufgehoben. Auch an sie gilt meine Einladung. Eine neue politische Kultur ist möglich, wenn wir die richtigen Schlüsse ziehen, uns zusammenschließen, und gemeinsam ins gleiche Boot steigen.
Griss ist die richtige Person für dieses Amt für die heutige Zeit. Nutzen wir als Wähler diese Chance. Wählen wir sie gemeinsam für Österreich. Über die politischen Lager hinweg vereint. Wählen wir Irmgard Griss als goldene Mitte und Bindeglied zur nächsten Bundespräsidentin von Österreich. Und ganz nebenbei als erste Frau. Auch das ist doch irgendwie ein schönes Signal. Ganz ohne Quote.
Griss16