Ein Freund erzählte mir heute, dass er am Wochenende mit Kindern und Hund im Neandertal spazieren war. Als sie an einer Wiese an einem Bach vorbei kamen, spielten die Kinder am Wasser. Auf der Wiese hatten es sich ein paar Leute bequem gemacht, darunter ein Pärchen mit Hund. Höflich ging mein Freund zu diesen Leuten hin und fragte, ob er seinen Hund frei laufen lassen könne. Er sah aber, dass es eigentlich unkritisch war, denn deren Hund war eine Hündin. Mit seinem Rüden gibt es da erfahrungsgemäß keine Probleme. Das Pärchen reagierte regelrecht hysterisch (Nein! Wenn sie sich unterstehen, rufen wir sofort die Polizei).

Es bestätigte sich wieder einmal, dass es unter der dünnen „Firnis der Zivilisation“ gewaltig brodelt. Immer wieder, in allen Alltagslagen, kann man verblüfft feststellen, wie schnell aus nichtigem Anlass Aggression, Hysterie und Panik durchbrechen. Ja, diese Gesellschaft ist im Kern schon erodiert.

Wir sprachen dann über die rundum hoffnungslose Situation und ich kam auf mein Visual mit dem Scheideweg zu sprechen, das hier kaum Beachtung fand. So oder so, es wird bitter. Jedenfalls überlegten wir dann kurz scherzhaft, ob der Islam nicht doch besser sei. Jedenfalls steht er für eine wesentlich ausgeprägtere soziale Matrix. Mein Freund fasste das salopp so zusammen: „Hier in Deutschland weiß jeder ganz genau, was gut und was böse ist. Das Problem: Jeder meint was anderes. Unter den Türken oder Muslims herrscht vergleichsweise Geschlossenheit. „Schweinefleisch finden alle schlecht; Hammel finden alle gut.“

Ok, das war jetzt sehr oberflächlich, eher humoristisch gesprochen, aber es trifft den Kern. Hier gibt es keine Gesellschaft mehr. Sie ist atomisiert. Sie wird dem Islam keinerlei Widerstand entgegensetzen können. Ich erwische mich immer öfter bei dem Gedanken, dass es eigentlich gut ist, wenn dieser dekadente und degenerierte Saustall endlich untergeht.

Jeder gegen jeden ist kein tragfähiges Konzept. Ich hatte ja neulich bereits über die Besserwisserei und die Korinthenkackerei und Selbstdarstellung in den Social Media geschrieben. Gestern wieder eine schöne Bestätigung gefunden. In einer Doku wurde ein junger Schweinezüchter vorgestellt, der konventionell arbeitet, aber sich große Mühe gibt, es den Schweinen erträglich zu machen. Offensichtlich ist er ein Social Media Fan. Er hat über 90 Videos hochgeladen, informiert und erklärt die Zusammenhänge. Eigentlich toll. Na, jedenfalls denkt der an das Aufgeben. Was ihm im Web an Aggressionen, Beschimpfungen und Drohungen (neben viel Interesse und konstruktiven Dialogen) entgegenschlägt, wäre einfach zu viel.

Ja, da ist sie wieder, die immer dünner werdende Firnis der Zivilisation. Hauen und Stechen. Hasse oder verachte deinen Nächsten. Und über allem schwebt eine abgrundtiefe Ignoranz.

Ich bin im Augenblick auch voller Aggressionen. Mit geht dieses Geschwätz in den Medien über Karl Marx und die 68er auf den Geist. Ich mag beide nicht besonders, bin gewiss kein Fan. Aber dieses Gemetzel ist mehr als verdächtig. Da muss mehr dahinterstecken. Ich schreibe vielleicht mal was dazu. In Kürze:

Sowohl Marx als auch die 68er (besonders das Umfeld: Marcuse, Adorno, Fromm) Haben eine Situationsanalyse versucht und dann daraus gesellschaftliche und politische Modelle entwickelt. Letzteres ist erwiesenermaßen gründlich in die Hose gegangen. Aber die Analyse besitzt weiterhin Gültigkeit und verdient Respekt. Bei Marx zum Beispiel die Überlegungen zur Entfremdung. Marcuse und Fromm z.B. – habe da in den letzten Tagen einiges recherchiert - haben Bahnbrechendes geleistet.

Ganz salopp geht es darum, wie eine neurotische Gesellschaft neurotische Individuen produziert, die aus Gruppenzwang den sozialen Irrsinn weiter verstärken.

Über Fromms Überlegungen:

„Wie es der Gesellschaft möglich ist, bestimmte Grundbedürfnisse des Menschen zu fördern oder zu unterdrücken, so können auch psychische Defekte durch die Kultur hervorgebracht werden. Da nun die Mehrheit der Mitglieder einer Gesellschaft an gewissen Defekten leidet, werden diese als Normalität wahrgenommen, und der Einzelne setzt sie sich sogar zum Ziel, um einem Außenseitertum aus dem Weg zu gehen: „Was [dem Einzelnen] an innerem Reichtum und an echtem Glücksgefühl verlorengegangen sein mag, wird durch die Sicherheit kompensiert, die das Gefühl gibt, zur übrigen Menschheit zu passen – so wie er sie kennt.“

Dieses Zugehörigkeitsgefühl verhindert zu einem entscheidenden Teil die Fortentwicklung des Defekts in eine tatsächlich wahrgenommene Neurose. Ferner liefert die Gesellschaft diverse „Gegenmittel“, um den Ausbruch einer Krankheit zu vermeiden. Fromm spricht in diesem Zusammenhang von „kulturellen Opiaten“ wie Fernsehen, Radio oder Sportveranstaltungen. Würde man den Menschen diese Opiate schlagartig für einen längeren Zeitraum verweigern, wäre der Ausbruch der psychischen Krankheit rasch in Form von Nervenzusammenbrüchen und akuten Angstzuständen beobachtbar.“

Ich glaube, dass über solche Überlegungen nicht gesprochen wird, weil man sich dann zwangsläufig auch mit sich selbst beschäftigen und in sich hineinblicken müsste. Das scheuen anscheinend die Meisten. Da ist es doch viel einfacher über die Gesellschaft oder die Politik zu schwadronieren, die irgendwie außerhalb von einem herumschweben. Das ist auch einer meiner Kritikpunkte an meinen Facebook-Kreisen. Angesichts des Elends und des Wahnsinns, der seit mehr als zwei Jahren über uns kommt, ist es bemerkenswert, wie wenig Beiträge es gibt, die sich damit beschäftigen: „Was bedeutet das konkret für MEIN Handeln. Was kann ICH tun.“

Nun gut, so sind Menschen halt, nicht nur als Individuen, sondern auch als Gesellschaft. In den Spiegel schaut keiner so gerne. Wir wollen und sollen nicht über uns nachdenken. Wir sind ja alle OK, die Gesellschaft ist grundsätzlich in Ordnung, es gibt nur ein paar kleinere Streitigkeiten auf dem Weg in eine viel versprechende Zukunft. So die Fama.

Noch eine wundervolle Passage aus dem Wiki-Eintrag über Erich Fromm, bei der ich regelrecht gejubelt habe. Bitte beachte, es geht um Überlegungen aus den 60ern!

„Hierdurch hat sich in der modernen Gesellschaft auch in mentaler Hinsicht eine bizarre Marketing-Orientierung ergeben. Für den Einzelnen ist sein Dasein zu einer Art Ware geworden, die im Spiegel des sozialen Echos einen gewissen Wert erlangt: „Sein Körper, sein Geist und seine Seele sind sein Kapital, und seine Lebensaufgabe besteht darin, diese vorteilhaft zu investieren, einen Profit aus sich zu ziehen.“ Dies kann sich beispielsweise in dem Wunsch nach einer spiegelnden Aufmerksamkeit in den Massenmedien zeigen. Der Mensch entwickelt den Drang, ein sekundäres Selbstwertgefühl zu erlangen, indem er das Interesse anderer Menschen weckt.“

Groschen gefallen? Wenn der geahnt hätte, wie recht er hat. Wenn der gewusst hätte, was Social Media wie Facebook für einen Selbstvermarktungsirrsinn lostreten! Welche Weitsicht!

Aber, nee, iss klar: Marx, die 68er – alles Dummbeutel. Einer schreibt vom anderen ab.

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