Mit mir wird es noch böse enden. Ich grübele einfach zu viel. Mir reicht es einfach nicht, an der Oberfläche der Ereignisse zu bleiben.

Über diese brauchen wir ja nicht mehr zu reden. Kurz: Wir sind am A.! Aber jetzt wird es erst richtig spannend. Wenn unsere Gesellschaft und Kultur an diesem Punkt komplett verkackt hat, das heißt, nicht mal die simpelste evolutionäre Grundanforderung, nämlich Erhalt und Überleben, erreicht hat, dann muss der Weg dahin auch schon falsch gewesen. Von wegen: „Der Weg ist Ziel“. Wenn du dich plötzlich in der Vorhölle wiederfindest, war der Weg wohl Murks.

Und so grübele ich, was überhaupt noch von diesen Wegmarken Bestand hat. Unser hoch gelobter Rationalismus scheint ja so viel nun nicht zu taugen, wenn er uns in den Abgrund geführt hat. Oder ist er noch zu retten?

Vor ein paar Wochen scheiterte ich bei der Erstellung einer Animation, die das veranschaulichen sollte, was ich „Trivialisierung“ nennen möchte. Mir war aufgefallen, dass es zu einer Verschiebung der Themen gekommen ist. Ich erinnere mich noch an Zeiten, als über Klima ausschließlich Meteorologen und Wissenschaftler diskutiert hatten. Heute ist das Thema im Mainstream der Mediengesellschaft angekommen und Hinz und Kunz, oftmals ohne die geringste Fachausbildung, maßen sich an, darüber zu reden. Dem Gegenstand des Erkenntnisdrangs tut das nicht gut.

Wenn man „Klima“ dem Pol „Logik/Vernunft“ zurechnet, so kann man feststellen, dass es am anderen Ende des Spektrums ähnlich aussieht. Dort, wo es um „Irrationalität/Glaube“ geht, wo ein Thema wie „Islam“ angesiedelt ist, findet ebenfalls diese „Trivialisierung“ statt.

Ich erinnere mich auch hier noch an Zeiten, wo über Religion außerhalb der Kirchen oder Universitäten nie gesprochen wurde. Das war das Thema der Gläubigen, Priester oder Religionswissenschaftler, mit entsprechendem Glauben oder Fachausbildung. Heute ist „Religion“ im Mainstream der Mediengesellschaft angekommen und Hinz und Kunz diskutieren munter vor sich hin.

Mich interessiert jetzt diese Sogwirkung, die vom Mainstream, den ich hier als „Alltagserfahrung/Gesinnung“ benannt habe, ausgeht. Es scheint sich um eine Art Schwarzes Loch zu handeln, dass von beiden Polen die „Themen“ ansaugt und zum Allerweltgeschwätz „trivialisiert“. Der Erkenntnis tut das nicht gut. Es führt zu Verblödung und Moraltaumel. Denken wir an die Diskussion um die 60 Geschlechter!

Vor ein paar Tagen sah ich ein Interview mit einem Kulturwissenschaftler, der darauf hinwies, dass Kommunikation und Verstehen zwei vollkommen verschiedene Dinge sind. Im Alltag hat man ja oft den irrigen Eindruck, dass Kommunikation zu Verstehen führt, bzw. ein Verständnis zwischen den Kommunikationspartnern voraus setzt. Das ist aber allenfalls rudimentär der Fall. Auch zwei Idioten können kommunizieren. Dieses wurde deutlich gemacht am Beispiel der Kommunikation zwischen Bürgern und Politikern. Wir haben uns ja schon daran gewöhnt, dass Politiker einfach dummes Zeug quatschen und ein Verstehen von Zusammenhängen vorgeben. Meist verstehen die überhaupt nichts, denn ihnen fehlt (s.o.) Expertenwissen oder Fachausbildung. Sie bewegen sich bei komplexen Themen in der Mitte des Mainstreams.

Überhaupt scheint mir, dass das, was früher einmal Kommunikation war (damals, als man zu vielen Themen einfach den Mund hielt, weil man nicht verstand!) heute zu einem simplen Triggern verkommen ist. Leeres Geschwätz, Diskurse ohne Ziel und Sachverstand. Heute kann jeder über alles mittriggern. Und hinterher ist man genau so viel oder so wenig schlau wie vorher. Gesellschaftliche Probleme lassen sich so natürlich nicht lösen. Aber dafür kann man sich zum Beispiel prima in den Social Media empören und hat noch Spaß dabei. Alles ist schließlich relativ, oder?

Mich interessiert eigentlich hier am kulturellen Abgrund nur noch, wo und wie oft wir auf dem Weg dorthin falsch abgebogen sind. Vielleicht erhält die Gesellschaft ja noch einmal die Chance, zurückzugehen und einen erfolgversprechenderen Pfad zu finden. Vielleicht war diese ganze Psychologisierung ein Irrweg? Möglich, dass diese Sozialpädagogik samt ihrer Paradigmen, die uns heute so oft von Integratoren und linken Kulturingenieuren aufs Brot geschmiert wird, einfach nur Murks ist.

Ich werde jedenfalls von Tag zu Tag skeptischer. Ich lasse mir nichts mehr erzählen. Heute Morgen klickte ich auf Facebook auf eines dieser Erklär-Videos. Thema: „Was ist Narzissmus“. Ich hörte nur ca. eine oder zwei Minuten zu, dann stoppte ich das Video und rief halblaut: „Worte! Nichts als Worte und Begriffshülsen, die ein Verstehen vorgeben sollen. Dummschwätzer, die sich über andere erheben wollen und nicht mal einen Beitrag zum Überleben ihrer Kultur leisten können.“

Ja, mit mir wird es vielleicht böse enden. Andererseits: Wenn nichts mehr Gültigkeit hat, ist die Welt wieder frisch und abenteuerlich. Und alle Wege stehen einem offen.

pixabay/ZuluZulu

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