Ich gebe es zu: Ich bin ein misstrauischer Mensch. Ganz besonders misstraue ich dem Internet. Daten oder Fotos in einer Cloud zu speichern, käme für mich niemals in Frage. Auch bei meiner ruhelosen Suche nach Erklärungen und Hintergründen für den Wahnsinn, den wir erleben müssen, vertraue ich nicht dem Web. Gute Artikel speichere ich nach Lektüre als PDF ab. In den letzten zwei Jahren ist da einiges zusammengekommen.

Heute habe ich mich dazu durchgerungen, zum gottverdammt 3. Mal einen Anlauf zu machen, hier auf Facebook die Quintessenz des für mich wichtigsten Textes der letzten 2 Jahre wiederzugeben. Er stammt aus einem Fachmagazin und ist in einem mitunter schwer verständlichen Soziologendeutsch verfasst. Deshalb habe ich mit zunehmender Simplifizierung ja bereits 3 Mal die Kernidee aufbereitet. Aber hier bei Facebook, so scheint mir, will man sich intellektuell nicht besonders anstrengen. Wer auf Likes oder Abonnenten aus ist, ist mit inhaltlichem Fastfood entschieden besser bedient.

Aber ich regte mich schon wieder auf. Darum geht es mir gerade gar nicht. Ich habe mich jedenfalls auf die Suche nach dem Originaltext gemacht. Ich dachte, ich wüsste den eigenständigen Schlüsselbegriff noch, und dieser wäre eine Abwandlung des Begriffes „Sozialisation“. Ich bemühte also zuerst einmal Google und es gab keine Suchergebnisse. Shit! Es blieb mir also nichts anderes übrig, als alle Ordner mit den PDFs der letzten 1,5 Jahre zu durchsuchen. Das hätte ich mal besser bleiben lassen sollen.

Ich scrollte mich also durch die Titel einiger hundert Artikel aus Tichy, Der Achse, The European, Novo, Brandeins und anderer Medien. Auch den 10 Jahre alten Text von Prof. Heinsohn über den Verfall Europas durch die Migration fand ich wieder. Ebenso den wegweisenden 6 Jahre alten Artikel aus Der Welt: „Der Islam hat zivilisatorisch vollkommen versagt.“ Und sogar der Spiegel-Artikel „Die braune Flut“ von 1964 über die sexuellen Belästigungen durch algerische Einwanderer in Paris scrollte an meinem Auge vorbei.

Ich wurde immer frustrierter. Es ist wahrlich alles gesagt. Nicht nur über den Islam, auch über die „Dekadenz des Westens“, das „Ende des europäischen Zeitalters“, über „Verunsicherung und Wohlstand“, oder den „Untergang einer Reflexionskultur“. Es ist sonnenklar: Unser Zug ist auf einer zunehmend steiler werdenden Strecke in den Abgrund.

Und trotzdem gieren wir hier auf Facebook und in den Medien weiter nach Informationen, nach dem einen, endgültigen Inhalt, der uns jenseits aller Zweifel sagt: Es ist vorbei. Dann, ja dann, werden wir alle Hoffnungen aufgeben und uns furchtlos von unserm alten Leben verabschieden. Es gibt dann nichts mehr zu hoffen!

Aber bis dahin ist es ja noch weit. Bestimmt findet sich noch irgendwo der ultimative Islam-Aufklärer, der uns DIE Schwachstelle dieses mittelalterlichen Kultes präsentiert. Oder ein genialer Denker, der ein intellektuelles Gegengift gegen Massenverblödung und Genderismus entdeckt hat. Vielleicht reicht ja auch schon ein bescheidener Wahlerfolg der AFD?

Wir wollen weiter hoffen. Und persönlich nichts ändern. Deshalb sind wir auf Facebook. Würden wir wissen wollen, wüssten wir bereits genug, um zu erkennen: Es ist Zeit zum Handeln. Oder wie es der Papst vor einiger Zeit in einem lichten Moment ausdrückte: Wir haben kein Informationsdefizit.

Und so wird das geschehen, was immer geschieht. Die Nachwelt wird den Kopf über uns schütteln, die Texte und Warnungen (vielleicht sogar von meiner Festplatte?) studieren und sich – wie wir angesichts der Historie des 3. Reiches – fragen: Warum haben sie denn nichts getan? Sie hätten doch alles wissen können?

Sei gnädig mit uns, liebe Nachwelt. Wir sind wie alle Menschen angesichts heraufziehender Katastrophen: Wir wissen halt noch nicht genug! Könnte ja noch was kommen, das uns sagt, dass der Startschuss, den wir geflissentlich mehrfach überhört haben, diesmal wirklich DER Startschuss ist.

Und so hoffen wir weiter auf Gewissheit. Auf einer Plattform namens Facebook, die eigentlich HOPEBOOK heißen sollte.

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