Ich verfolge, wie sicherlich viele, seit Tagen aufmerksam die Meldungen und Texte über das Corona-Virus. Meiner Meinung nach sind über 70 % Schrott, die der Hobby-Virologen hier auf Facebook zu 99 %. Der Grund ist offensichtlich: Man weiß noch zu wenig über das Virus. Aber die Medien brauchen Aufmerksamkeit und Klicks, die Nachfrage nach Informationen ist verständlicherweise enorm, und viele Unterbelichtete in den Social Media können der Versuchung nicht widerstehen, mit sensationsheischenden Posts Likes und Follower zu generieren. Selbst seriöse Wissenschaftler wie der Virologe Prof. Drosten werden auf das Glatteis fachfremder Bereiche gelockt (Er hat selbst gesagt, dass er kein Seuchenhygeniker, kein Zahlenmensch ist) weil die Öffentlichkeit nach Informationen giert.
Jenseits der tagesaktuellen Seuchennews und –prognosen findet man aber auch essayistische Perlen, die neue Aspekt zur Diskussion hinzufügen, historische Parallelen ziehen und größere Zusammenhänge herzustellen wissen. Einen der besten las ich heute von dem von mir sehr geschätzten Gerd Held auf TICHY. Wie fast immer bei seinen Texten stellte sich bei mir ein Gefühl der Dankbarkeit ein: „Woow, das hatte ich so noch nicht gesehen oder gewusst; dieser Aspekt verdient wirklich mehr Beachtung“. Ganz im Gegensatz zu den Texten der Amateurautoren hier auf Facebook, die mitunter verstehen, gedrechselte, wohl formulierte Texte zu schreiben und viele Likes einzuheimsen. Wenn ich gedanklich einen Strich unter den Text ziehe, stelle ich oft fest: Gut geschrieben, nur Warum? Da steht nichts Neues drin. Na, das FB-Publikum will ja auch eher Bestätigung für schon Akzeptiertes.
Jedenfalls hat Gerd Held, der dankenswerterweise auch historische Katastrophen wie die Grippe-Pandemie 1918 oder das verheerende Erdbeben in Lissabon 1755 betrachtet und die Folgen für die Entwicklung der Zivilisation , einen Aspekt angeschnitten, der auch mich schon seit einiger Zeit beschäftigt: Das Verhältnis der Menschen zur Natur.
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Danke!
Wir haben uns (nicht nur die Anhänger linksgrüner Ideologie) ja mittlerweile dran gewöhnt: Wir Menschen sind die Bösen, die Natur ist gut. Unser Anthropozän ist die Pest, der „Planet hat Menschen“ und viele hoffen, dass er die „Infektion“ bald loswird.
Nun, vielleicht ist der Planet ja gerade dabei. Warum also die Aufregung? Auf jeden Fall stehen wir vor der neuen Situation, dass das „Böse“ nicht vom Menschen ausgeht, sondern von der Natur, von der „biologischen Matrix“.
Lasst mich einen kurzen, persönlichen Einschub machen, um nicht missverstanden zu werden. Ich liebe die Natur und Tiere besonders. Ich esse sehr selten Fleisch und finde es unanständig, Tiere leiden zu lassen und sie (genauso wie Menschen) zu Teilen industrieller Prozesse zu machen. Ich lebe in der festen Überzeugung, dass, wenn alle Menschen sich wie ich verhalte würden, diese Welt eine bessere wäre. Kant wäre stolz auf mich. Mehr kann ich nicht tun.
Ich hoffe wirklich, dass das Corona-Virus uns Dekadenten wieder daran erinnert, dass Natur kein Ponyhof ist, sondern über Jahrtausende der Todfeind der Menschen, der unendliches Leid über sie gebracht hat. Natur ist nicht der Urlaubsstrand, vorausgesetzt, man findet noch einen nicht überlaufenen.
Mit Verstand und Technologie haben wir es geschafft, auf dem Leid der Generationen vor uns uns zu emanzipieren. Dass dabei Fehler gemacht wurden, dass es noch für mindesten Jahrhunderte genug zu tun gibt, um das fragile Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur auszubalancieren, sollte klar sein. Wir sind nur ein Zwischenschritt in der Geschichte der Menschheit und über vieles wird man sich später köstlich amüsieren oder gruseln.
Ich erinnere mich in letzter Zeit oft an die Vorlesungen in Naturphilosophie bei Prof. Büchel. Er war ein schmächtiger Mann mit Halbglatze und dicker Brille, der seine Vorlesungen oft mit Worten begann wie „Erwarten sie von mir keine grundlegende Technikfeindlichkeit. Ich habe eine Blinddarmoperation hinter mit, trage eine Brille und Zahnersatz. Ohne Technik wäre ich nicht mehr am Leben.“
Und ich denke oft an Kapitän Ahab aus Melvilles Weltklassiker „Moby Dick“: „»Ich würde selbst die Sonne schlagen, wenn sie mich beleidigt!“ Keine Naturliebhaberei.
So und jetzt kommt Hate-Speech vom Feinsten:
Ich hasse das Corona-Virus! Mit jeder Faser meiner Existenz. Mich kotzt das Geschwätz an, das zu- Tode-Differenzieren, die Vernünftelei, das intellektuelle Gewäsch und die pseudowissenschaftliche Spekulation. Hier bin ich, ein Mensch, und wie Generationen vor im (Überlebens-) Kampf gegen die Natur, gegen Keime, Bakterien, Viren, aber auch gegen Wetterunbill und Hungersnöte. Corona ist Natur pur. Teil der „biologischen Matrix“, die ihren eigenen Gesetzen folgt und über das soziologische Geschwätz nur trocken lacht (oder hustet).
Und ich erkläre diesem Corona-Virus den Krieg. Es mag sein, dass man noch nicht genug weiß. Aber ich weiß: Wenn ich zuhause bleibe, werde ich mich nicht anstecken und auch niemand anstecken. Das ist im Augenblick alles, was ich weiß. Ich werde mich nicht von den Verblendeten anstecken lassen, die glauben, mit der Logik der „geistigen“ oder „sozialen Matrix“ dem Virus entgegen treten zu können. Ich werde mich nicht als soziales Wesen (da gibt es ja das Internet), sondern als biologisches Wesen dem Zugriff von Corona entziehen.
Also los, Corona, du dummes Stück Scheisse, hast wohl geglaubt, ich wäre schon so degeneriert wie viele, die glauben, dich totschwätzen zu können, hier bin ich und hier ist mein Hass und hier ist meine Kraft. Ich werde dich aussitzen, ich werde mehr Ausdauer haben als du. Bild dir nichts ein. Mir macht es nichts aus, tagelang nur Haferflocken zu essen und mir den Arsch mit der Hand abzuwischen. Mein Hass gibt mir die Kraft. Halt dich an den Schwätzern, Relativierern und Besserwissern schadlos.
Du und ich, Corona! Komm mir nicht mit dem Naturbonus! Denk dran: „»Ich würde selbst die Sonne schlagen, wenn sie mich beleidigt!“ Ich bin ein Mensch! Und ich bin voller Hass!
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