Heute, als ich mich mit dem Auto quer durch Düsseldorf quälte und mich wieder einmal fragte, für welche Leistung eigentlich Verkehrsplaner bezahlt werden, dünkte mich, dass wir eigentlich großes Glück haben.

Mir schien, dass der Straßenverkehr mit seinen vielfältigen Regeln, Gewohnheiten und Sanktionen ein treffliches Abbild eines viel größeren Komplexes ist, den wir Gesellschaft nennen. Hier wie dort hat sich durch stete Verfeinerung und Optimierung der Regeln, die Übernahme derselben durch die Teilhabenden, schließlich durch Einschleifung und Gewohnheit – man möchte es Tradition nennen – ein mehr oder minder reibungslos funktionierendes System entwickelt, das dem Einzelnen ein hohes Maß an Sicherheit gewährt. Es ist eine fast perfekte Balance zwischen individueller Freiheit und der Einbindung des Einzelnen in ein größeres Ganzes. Der routinierte Verkehrsteilnehmer kann mit fast hellseherischer Fähigkeit Verkehrssituationen einschätzen und mit nahezu schlafwandlerischer Sicherheit seinen Weg durch ein komplexes Geschehen suchen, das dem Nichteingeweihten wie das pure Chaos anmutet. Wer schon einmal bekifft in Amsterdam Auto gefahren ist und geseufzt hat „ eigentlich ist Autofahren viel zu kompliziert für das menschliche Bewußtsein“, wird wissen, wovon die Rede ist.

Jedenfalls war ich geneigt, den Straßenverkehr mit seiner, angesichts des theoretischen Gefährdungspotenzials, geringen Anzahl von Verkehrstoten als eine zivilisatorische Leistung zu bewerten. Nicht anders verhält es sich mit der Gesellschaft mit ihren vielfältigen Regeln, den formellen und informellen Dos and Donts, den Tabus und Freiräumen, den Traditionen und der Verlässlichkeit der Prozesse und Interaktionen. Kann es etwas Wert-volleres geben?

Augenscheinlich ist die so genannte Religionsfreiheit von größerem Wert. Und so habe ich mir vorgestellt, wie es wäre, wenn Millionen von Gläubigen in dieses Land drängten, die nicht Halal-Schlachtung, Burka und Kinderehen als religiös bestimmt oder gar gefordert sehen, sondern deren Glauben Konfliktpunkte mit unserem Straßenverkehr aufwiese. Was wäre, so fragte ich mich, wenn diese Religion beispielsweise die Farbe Rot als Schöpfung des Teufels ansähe? Oder wenn die rechte Seite als unrein gelten würde? Oder wenn es der Glauben erforderlich machen würde, zur Gebetszeit, unabhängig von der jeweiligen Verkehrssituation, den Motor sofort auszuschalten?

Würden wir dann auch das eingespielte Regelwerk an die religiösen Bedürfnisse einer Minderheit anpassen und das Chaos heraufbeschwören? Oder würden wir schlicht die Einhaltung von geltenden Regeln fordern?

Ich glaube, wir haben großes Glück gehabt, dass es zu Mohammeds Zeiten noch keinen nennenswerten Straßenverkehr gab. Denn sicherlich hätte er sonst entsprechende Regeln aufgestellt, die über profane Gesetze wie „Ziegen haben Vorfahrt vor Eseln“ hinausgegangen wären, und wir hätten heute den Salat.

Denn, das sollte allen klar sein, es gibt linksgrün Verblendete, denen das Funktionieren des großen Ganzen vollkommen egal ist, wenn es um die absurden Rechte von abenteuerlich anmutenden Minderheiten geht.

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