Wilde Spekulationen über Sex und Intellekt

Zeit für ein paar wilde Spekulationen. Auslöser ist ein Artikel über eine Studie, die nachweist, dass Testosteron Denkprozesse bei Männern blockiert. „Das Sexualhormon fördert bei Männern erwiesenermaßen Machtkämpfe unter Konkurrenten, mindert die allgemeine Impulskontrolle und lässt sie weniger an sich zweifeln. Oha!

„Experten gaben insgesamt 243 Männern eine Dosis Testosteron oder ein Placebo und führten anschließend mithilfe des sogenannten Cognitive Reflection Test (CRT) eine Analyse der geistigen Fähigkeiten beim Nachdenken durch.“ Das Ergebnis, das eigentlich kaum überrascht: „Die Probanden, die zuvor eine Dosis Testosteron erhalten hatten, schnitten beim CRT nachweislich schlechter ab als die Kontrollgruppe.“

Ist es damit nun amtlich, was der Volksmund schon immer ahnte: „Dumm fickt gut“? Aber begeben wir uns nicht in die Niederungen der Einzelfälle. Zuviel andere Faktoren mögen da eine Rolle spielen. Nehmen wir uns das große Ganze vor, die Kultur- und Menschheitsgeschichte und schauen wir einmal, was wir dort zusammenspekulieren können.

Also: kennt jemand einen Kulturkreis, vielleicht religiös begründet, in dem Machtkämpfe unter Konkurrenten, verminderte Impulskontrolle und kaum Selbstzweifel besonders häufig anzutreffen sind? Und in dem die Reproduktionsrate überdurchschnittlich hoch ist?

Und umgekehrt: Fallen nicht wir Deutschen durch hohe intellektuelle Leistungen, etwa in Forschung und Technologie und ein ehemals relativ friedliches Zusammenleben auf? Gehören Selbstzweifel nicht zum guten Ton? Ist unsere Reproduktionsrate nicht geradezu erbärmlich?

Ich denke, die Antwort ist klar. Können wir uns also die ganzen feinsinnigen Betrachtungen über den Clash of Cultures sparen? Vielleicht ist ja alles letztlich hormonell bedingt?

Testosteronpillen für alle! Wir werden dümmer aber wehrhafter. Kein Problem, denn ansonsten wird Deutschland ohnehin verdummen.

Aber spekulieren wir munter weiter. Es ist kaum in Frage zu stellen, dass westliche Gesellschaften ihren fortschrittlichen Standard den so genannten „alten, weißen Männern“ zu verdanken haben. Hoppla: „alt“? Es steht fest, dass im Alter der Testosteronspiegel dramatisch sinkt. Ist vielleicht das das Geheimnis unseres Erfolgs? Dass wir eben diesen Männern Einfluss zugestanden haben, damit sie uns weiterbringen. Und wussten das nicht schon die meisten Kulturen zu allen Zeiten? Man denke an den „Ältestenrat“, der die Geschicke der Stämme bestimmte. Wieso gestehen fast alle Kulturen „Weisheit“ nur den Älteren zu?

Hui! Jetzt wird aber spannend. Wir erinnern uns an die goldenen Zeiten, in denen ziemlich alte Männer wie z.B. Adenauer oder Wehner das Geschick dieses Landes bestimmt hatten. Gibt es Statistiken über den Altersdurchschnitt im Bundestag über die Zeit? Begann das ganze Elend nicht erst, als – etwa mit den Grünen – immer mehr jüngere Politiker an die Macht kamen? Testosteron- und östrogenverseuchte Gestalten ohne den geringsten Selbstzweifel?

Wie ist es zu erklären, dass ausgerechnet die Kulturen, die nachweislich kaum etwas zum Fortschritt der Menschheit beigetragen haben, die höchste Reproduktionsrate haben? Sicherlich, es gibt die gängigen Erklärungsmodelle, dass man dort mangels Wohlstand und sozialer Absicherung auf viele Nachkommen angewiesen ist, dass man dort von Verhütung noch nichts gehört hat. Aber könnte es nicht auch anders herum sein? Dass man vor lauter Testosteron und Rumvögelei die geistigen Fähigkeiten nie besonders entwickelt hat?

Wie genau ist überhaupt der Zusammenhang zwischen Testosteronspiegel und Intellekt? Eine wirklich spannende Frage. Könnte man – theoretisch – durch Enthaltsamkeit den Spiegel absenken und seine geistigen Fähigkeiten optimieren? War das mal der Grund für das Zölibat bei Priestern?

Oder – und das ist die Gretchenfrage – kann man dauerhaft seinen Intellekt beschränken, indem man seinen Testosteronspiegel willkürlich hoch hält? Die Frage ist deshalb so besonders interessant, weil es Kulturkreise gibt, in denen alte Männer zwar nachweislich großen Einfluss haben, aber deren Entwicklungsstand dennoch nicht besonders hoch ist.

Könnte das daran liegen, dass dort alte Männer traditionell Vorbildern nacheifern, die im hohen Alter extrem junge oder sogar minderjährige Frauen heirateten? Beflügelt das den Testosteronspiegel und bewahrt zuverlässig vor Altersweisheit?

Keine Frage: Wir brauchen mehr vorurteilsfreie, vor allem naturwissenschaftliche Forschung. Sonst nimmt das mit den Spekulationen nie ein Ende!

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entwirren

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Tina K.

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Petra vom Frankenwald

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