Ich war 1970 Grundwehrdiener in der Kaserne Ebelsberg. Einige Panzergrenadiere saßen in einem Wirtshaus in Ebelsberg, und es wurden Fotos herumgereicht, die das Innere der Schützenpanzer und Kampfpanzer gezeigt haben. Ein Beamter des Heeresabwehramts hat dort „verdeckt ermittelt“. Er hat die Soldaten wegen Spionage gemeldet und eine Untersuchung eingeleitet.

Die dort fotografierten Informationen waren wertlos. Die Russen haben seit dem Korea-Krieg alle Einzelteile eines M-47 Kampfpanzers gekannt – bis zur letzten Schraube. Der Beamte wollte sich damit wichtig machen.

Der Beamte war kurz vor seiner Pensionierung. Wegen seiner „Verdienste um die Republik Österreich“ wollten ihn militärische Vorgesetzte und Politiker noch zum Offizier befördern. Er war Vizeleutnant und ist als solcher in unsere Kompanie versetzt worden. Dort hat er die „Düsi“ in der Judo Kampftechnik trainiert. Er war wirklich gut, es war für uns angenehm, die Übungen unter seiner Anleitung auszuführen.

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Ansonsten wurden wir von den Unteroffizieren und Chargen mit Angst und Schrecken geschliffen. Es wurde gedroht, uns beim ersten Gefechtsdienst total fertig_zu_machen, sodass wir auf dem Zahnfleisch daherkriechen. (*)

Ein Grundwehrdiener hat sich zu Hause erhängt, damit er nicht mehr einrücken musste. Ein weiterer Soldat hat sich unmittelbar vor dem Gefechtsdienst im Klo aufgehängt, aber er wurde noch gerettet. Ich kann mich noch genau erinnern, wie sie den Mann vor der versammelten Kompanie vorbei zur Ambulanz geführt haben. Ein weiterer Mann hatte eine Tube Zahnpasta geschluckt, damit er krankheitshalber nicht am Gefechtsdienst teilnehmen musste. Er bekam von uns den Alias-Nahmen „Strahler 70“. Das war eine gängige Zahncreme in den 70-er Jahren.

Nach dem Selbstmord des Grundwehrdieners ließ der Bataillonskommandeur – ein Oberst des Generalstabes – das Bataillon antreten, und er sprach zu den Soldaten: „Es braucht sich niemand vor dem Wehrdienst fürchten und schon gar nicht aufhängen! Weites ist es keineswegs klar, ob der Selbstmord mit dem Bundesheer im Zusammenhang steht, er könnte psychische oder private Probleme gehabt haben!“

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*) es war nicht ganz so arg, wie in dem US-Film gezeigt:

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