Die Sinnlosigkeit des Krieges

Zohra Bensemra | Meme: DeepThought_2022

"War" ist ein Soul-Song aus der Ära der sogenannten "Counter-Culture", der 1969 von Norman Whitfield und Barrett Strong für das Motown-Label geschrieben wurde. Whitfield produzierte den Song - ein unverhohlener Protest gegen den Vietnamkrieg - zunächst mit The Temptations als Originalsängern. Nachdem Motown wiederholt Anfragen erhielt, "War" als Single zu veröffentlichen, nahm Whitfield den Song mit Edwin Starr als Sänger neu auf. Das Label beschloss, die Version der Temptations nicht als Single zu veröffentlichen, um ihre konservativeren Fans nicht zu verprellen. Starrs Version von "War" war 1970 ein Nummer-eins-Hit in den Billboard Hot 100 und ist nicht nur die erfolgreichste und bekannteste Single seiner Karriere, sondern auch einer der populärsten Protestsongs, die je aufgenommen wurden. (Quelle: genius.com)

"WAR" Songtext:

[Chorus: The Temptations]

War, huh

What is it good for?

Nothing

War, huh

What is it good for?

Absolutely nothing, say it again

War, huh, good god

What is it good for?

Absolutely nothing

-

[Verse 1: Dennis Edwards]

War, I despise

'Cause it means destruction of innocent lives

War means tears to thousands of mothers' eyes

When their sons go off to fight and lose their lives

-

[Chorus: The Temptations]

-

[Verse 2: Dennis Edwards]

War, it's nothing but a heartbreak

War, friend only to the undertaker

War, is an enemy to all mankind

The thought of war blows my mind

War has caused unrest within the younger generation

Induction then destruction, who wants to die?

-

[Chorus: The Temptations]

-

[Verse 3: Dennis Edwards]

War, it's nothing but a heartbreaker

War, friend only to the undertaker

Wars have shattered many young men's dreams

Made him disabled, bitter and mean

Life is much too short and precious to spend fighting wars these days

War can't give life, it can only take it away

-

[Chorus: The Temptations]

-

[Verse 4: Dennis Edwards]

War, it's nothing but a heartbreaker

War, friend only to the undertaker

Peace, love and understanding, tell me

Is there no place for them today?

They say we must fight to keep our freedom

But Lord knows it got to be a better way

I said

-

[Chorus: The Temptations]

War, huh, yeah yeah

What is it good for?

Absolutely nothing, say it again

War, huh, yeah, yeah, yeah, yeah, yeah

What is it good for?

Absolutely nothing, say it again

War, huh, nothing but a heartbreaker

What is it good for?

Screenshot | genius.com

=> Link zu "WAR" bei Youtube

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Warum dieser Song / warum das Titel-Meme?

Nun, weil sie die Sinnlosigkeit des Krieges deutlich machen.

1969 taten das Norman Whitfield und Barrett Strong mit ihrem Song "War", performed von The Temptations.

2022 war es Zohra Bensemra, eine algerische Fotografin, die am 3. Mai das Foto eines abgesprengten Panzergeschützturms in einer Straße in Zalissia (Region Kiew) machte (wenngleich auch mit möglicherweise anderer Intention).

Jedoch:

1970 wurde der Song nicht mit den Temptations als Single veröffentlicht, "um ihre konservativeren Fans nicht zu verprellen."

2022 wurde Bensemras Foto der Überreste eines russischen T-90 Panzers von Reuters dazu verwendet, antirussische Propaganda zu verbreiten (wie z.B. hier in einem Artikel der New York Post).

In beiden Fällen war also die Botschaft von der Sinnlosigkeit des Krieges nicht das, was den "konservativen Fans" bzw. der breiten Masse vermittelt werden sollte.

Der Song, der als weichgespülte Soft-Soul Version von Edwin Starr zum Nummer-eins-Hit wurde, und das Foto von Bensemra wurden aufgrund kommerzieller bzw. propagandistischer Interessen ihrer eigentlich starken Botschaft beraubt.

*

Der Vietnamkrieg wie auch der Krieg in der Ukraine zeigen vor allem eines: Dass es sich damals wie heute um den selben Urkonflikt zwischen den USA und Russland handelt – immer wieder aufs Neue ausgetragen in Stellvertreterkriegen auf dem Territorium fremder Nationen und auf dem Rücken unschuldiger Menschen.

Und damals wie heute haben die meisten Menschen das nicht begriffen. Sie haben in mehr als 50 Jahren, die zwischen Vietnam und dem Ukrainekrieg liegen, nichts dazugelernt.

Ukraine, Syrien, Afghanistan, Vietnam, Korea – Blickt man noch weiter zurück, beschleicht einen das Gefühl, sie werden es nie lernen.

Selbst das Leid, die Opfer und die "Kollateralschäden" in all diesen Kriegen haben nicht dazu geführt, dass die Menschen die Sinnlosigkeit des Krieges erkennen.

Jegliche Argumentation pro oder contra einen der beiden ewigen Kontrahenten (oder auch die Frage nach dem Schuldigen für den Ukrainekrieg) ist bedeutungslos, wenn man das Gesamtresultat dieser Kriegsdekaden betrachtet: Weder die USA noch Russland haben ihre vermeintlichen "Kriegsziele" jemals erreicht. Das Sterben geht unvermindert weiter. Die Propaganda, wie auch das Gelaber von Frieden und Demokratie, ebenfalls. Absurdestes Beispiel ist hier Afghanistan, an dem sich sowohl die Russen wie auch die USA die Zähne ausgebissen haben. Das Resultat aus über 30 Jahren Krieg sind Hunderttausende Tote und ein zerstörtes Land. Und nichts anderes wird wahrscheinlich in der Ukraine passieren. Es sei denn...

*

Zum Schluss noch eine interessante Einschätzung (Zusammenfassung*) zur weiteren Entwicklung in der Ukraine von Alex Vershinin, einem ehemaligen Oberstleutnant der US-Armee:

»Zermürbungskriege werden durch den sorgfältigen Umgang mit den eigenen Ressourcen bei gleichzeitiger Zerstörung der gegnerischen Ressourcen gewonnen. Russland trat in den Krieg mit einer enormen materiellen Überlegenheit und einer größeren industriellen Basis ein, um Verluste aufzufangen und zu ersetzen. Es hat seine Ressourcen sorgfältig geschont und sich jedes Mal zurückgezogen, wenn sich die taktische Situation gegen es wandte.

Die Ukraine begann den Krieg mit einem kleineren Ressourcenpool und war auf die westliche "Koalition" angewiesen, um ihre Kriegsanstrengungen aufrechtzuerhalten. Diese Abhängigkeit zwang die Ukraine zu einer Reihe taktisch erfolgreicher Offensiven, die strategische Ressourcen verbrauchten, die die Ukraine meines Erachtens nur schwer wieder vollständig ersetzen kann.

Die eigentliche Frage ist nicht, ob die Ukraine ihr gesamtes Territorium zurückgewinnen kann, sondern ob sie den mobilisierten russischen Reservisten genügend Verluste zufügen kann, um die innere Einheit Russlands zu untergraben und es zu ukrainischen Bedingungen an den Verhandlungstisch zu zwingen, oder ob die russische Zermürbungsstrategie aufgeht und ein noch größerer Teil der Ukraine annektiert wird.«

*(Zum gesamten, lesenswerten Artikel (engl.) von Alex Vershinin gehts hier)

Ein weiterer interessanter Artikel zur Ukraine-Thematik ist auch im jüngsten Beitrag von @Don Quijote zu finden.

***

PS: Meine bescheidene Einschätzung zum Schluss –

Der einzige Weg das Sterben in der Ukraine sofort zu beenden, sind eine sofortige Waffenruhe und Verhandlungen ohne Vorbedingungen.

Da es zum gegenwärtigen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich ist, dass das geschieht, könnte es wohl wieder mal die Realität sein, die am Ende (wie immer) siegt. Wie das dann aussieht kann niemand vorhersagen. Wie das in der Vergangenheit ausgesehen hat, wissen wir. Ebenso, dass daraus keine Erkenntnis bzgl. der Sinnlosigkeit des Krieges erwachsen ist. Kann es da noch Hoffnung geben?

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