Israelische Soldaten stellen Fotos mit Unterwäsche von getöteten oder vertriebenen Palästinenserinnen zur Schau

Screenshot | social media

Während die deutsche Außenministerin Baerbock bisher jeglichen Beweis für ihre Behauptungen, russische Soldaten hätten massenweise ukrainische Frauen vergewaltigt, schuldig bleibt, präsentieren israelische Soldaten "den Beweis" für ihre kranke Geisteshaltung: die Unterwäsche von Palästinenserinnen, die sie in den zerbomten Unterkünften der Geflüchteten (oder Getöteten) "erbeutet" haben. Einfach nur widerlich — aber bezeichnend für den Verlust jeglicher Menschlichkeit derer, die sich als Übermenschen oder "Kämpfer für die bessere Sache" sehen.

Ein Beitrag von Nina Berman für Mondoweiss, 29. Februar 2024 – Deutsche Übersetzung von DeepThought

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Es war die Zunge, die mich kalt erwischte. Die Zunge und das wilde, kackfiese Grinsen im Gesicht des Soldaten, als er und sein Kumpel für die Kamera posieren. Seht uns an! Seht, was wir gefunden haben. Es ist ein BH, der BH einer Frau, der BH einer Palästinenserin, der in einem Haus zurückgelassen wurde, aus dem sie fliehen musste. Und jetzt gehört er uns, und wir werden damit spielen, weil wir es können, und wir werden ihn mit auf die Straße nehmen und damit posieren und der Welt zeigen, wer wir sind — Burschenschaftler, die sich für Völkermord begeistern.

Die in den sozialen Medien kursierenden Bilder von israelischen Soldaten, die mit aus den Schlafzimmern von Frauen aus dem Gazastreifen gestohlenen intimen Kleidungsstücken für Fotos posieren, haben etwas unsagbar Abscheuliches und Infantiles. Inmitten des täglichen Ansturms von Mord, Entbehrungen und erzwungenem Hungertod, ganz zu schweigen von den Bildern verstümmelter palästinensischer Kinder, sind israelische Soldaten außer sich vor selbstgefälliger Freude, wenn sie herumstolzieren und BHs und Höschen klauen.

Wie können sie das tun? Aber natürlich können sie es. Natürlich tun sie es auch. Während die meisten Militärs bestrebt sind, in der Öffentlichkeit zumindest den Anschein von Disziplin und Selbstbeherrschung zu erwecken, schlagen Soldaten der IDF einen neuen Weg der sozialen Groteske ein und erfreuen sich an übelsten Verhaltensweisen, die auf völliger Missachtung palästinensischen Lebens beruhen.

Screenshot | social media

Aber diese Bilder, die Soldaten beim Spielen inmitten ihrer schmutzigen Arbeit zeigen, haben mich mehr erschüttert als andere. Das Video von IDF-Soldatinnen, die ungeschickt tanzen, während im Hintergrund der Gazastreifen zusammenbricht, war eher erbärmlich als schmerzhaft. Die Soldaten, die für ihre IG-Livestreams ein Gebäude in die Luft sprengen, waren unverschämter Zynismus. Der Soldat, der ein Video drehte, in dem er zeigte, wie er in eine Plastiktüte kotet, weil es in den Toiletten von Gaza kein Wasser gibt, und diese Tüte dann lässig in die Trümmer warf, war einfach nur ekelhaft.

Diese Bilder führen in eine andere Welt, in der die intimsten Beziehungen und die privatesten Gedanken, Gefühle und Sehnsüchte durchdrungen, geplündert, zerpflückt und in Witze verwandelt werden.

Diese Bilder sind Darstellungen von Männlichkeit, die auf Demütigung beruhen, die tagtäglich den Treibstoff für die Besatzung darstellt.

Screenshot | social media

Was machen wir mit Bildern wie diesen, die sich im Gedächtnis festsetzen?

Sie reihen sich ein in eine lange Reihe von Bildern der Eroberung, von denen einige brutaler und deutlich gewalttätiger sind als andere.

Ich denke dabei an die Bilder der spektakulären Lynchmorde im amerikanischen Süden, wo sich Menschenmengen versammelten, um die Folterung und Ermordung von Schwarzen öffentlich zu feiern und zu fotografieren.

Ich denke an die Abu-Ghraib-Bilder, auf denen amerikanische Soldaten lachend mit irakischen Gefangenen posierten, die sie fesselten und nackt auszogen und dann als zusätzliche Demütigung vor die Kamera zwangen.

Auch wenn diese Bilder von IDF-Soldaten nicht explizit Mord und Folter zeigen, so sprechen sie doch implizit von den vermissten Frauen und ihren vermissten Männern, die sich liebten und berührten und füreinander sorgten und private Momente und Freuden teilten. Dass dieser Raum verletzt wird, macht die Bilder unerträglich.

Wie können wir den Machern der Bilder die Macht über diese Bilder nehmen?

Wir tun dies, indem wir an den uniformierten Possenreißern vorbeisehen, die das unmittelbare Thema der Bilder sind, und stattdessen den Frauen Beachtung schenken, die nicht zu sehen sind, die aber einst in diesen Häusern lebten und die Kleider trugen — die Mütter und Schwestern und Töchter und Liebende mit Träumen und Ideen und Sorgen waren.

Wir tun dies, indem wir darauf bestehen, uns ihr ganzes Wesen vorzustellen und es in unseren Köpfen zu bewahren, und indem wir uns dem Narrativ verweigern, das versucht, sie zu besudeln und zu erniedrigen, wie es die Frauenfeindlichkeit tut.

Es ist ein weiteres Bild im Umlauf. Es zeigt einen IDF-Soldaten mit einem Karton mit neuen weißen, mit Strass besetzten Stöckelschuhen, die er einer Palästinenserin gestohlen hat. Er wird sie mit nach Hause nehmen und sie stattdessen seiner Frau schenken. Ein Souvenir von einem Völkermord.

Ich konzentriere mich auf die Beschaffenheit der Schuhe, das verschlungene Design und die Abmessungen der Schachtel. Ich reise an einen Ort, an dem ich die Frau sehen kann, die diese Schuhe gekauft hat. Vielleicht hatte sie vor, sie zur Hochzeit eines Sohnes oder einer Tochter zu tragen, vielleicht wollte sie ihren eigenen Jahrestag feiern oder etwas Besonderes für eine bevorstehende Familienfeier haben. Ich lasse den Soldaten aus dem Bild verschwinden und halte stattdessen die Frau in meinen Gedanken ganz nah bei mir, weit weg von seinen neugierigen Händen.

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Der Originalbeitrag (engl.) erschien zuerst am 16. März 2024 bei mondoweiss.net

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Über die Autorin:

Nina Berman ist eine amerikanische Dokumentarfotografin, Filmemacherin, Autorin und Pädagogin. Ihr breit gefächertes Werk befasst sich mit amerikanischer Politik, Militarismus, Umweltverschmutzung und Traumata nach Gewalttaten. Berman ist die Autorin von drei Monografien: "Purple Hearts - Back From Iraq", "Homeland" und "An autobiography of Miss Wish". Ihre Fotografien und Videos wurden im Brooklyn Museum, bei der Dublin Contemporary 2011 und bei der Whitney Museum of American Art Biennale 2010 ausgestellt.

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