©LUOWILL | China Daily

Der Titel dieses Beitrags entspringt einem Satz, den Petra Erler kürzlich in ihrem Essay "Armageddon"- die heilige Schlacht gegen das Böse" formuliert hat: »Die sahen eine "Tankstelle", aber kein lebendiges, kompliziertes Land.« – Mit "Die" sind in diesem Fall diejenigen gemeint, die aktuell Krieg gegen ein Land führen und Sanktionen gegen dieses verhängt haben, dessen geopolitische, wirtschaftliche und militärische Macht sie sträflich unterschätzt haben. Von deren völliger Ignoranz der Geschichte und Kultur Russlands und auch der ukrainischen mal völlig abgesehen.

Allein 90,5 Milliarden Kubikmeter Gas verbrauchte Deutschland 2021. Wobei der Löwenanteil davon, zu stabilen Konditionen und durch langfristige Verträge gesichert, aus Russland kam. Verlässliche, billige Energie also, die für Deutschland von elementarer Bedeutung war, um zur viertgrößten Volkswirtschaft der Welt zu werden. Öl und andere Rohstoffe sowie Agrarprodukte, die Russland ebenfalls - wie auch Erdgas - verlässlich lieferte, teilweise noch liefert bzw. zu liefern bereit ist, seien hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Dieses Fundament der deutschen Wirtschaft und somit die Basis deutschen Wohlstands bekam spätestens seit dem Maidan-Putsch 2014 erkennbare Risse. Und mit den Sanktionen, die seit Beginn des Ukrainekrieges vom kollektiven Westen unter Führung der USA gegen Russland verhängt wurden und die final in dem Anschlag auf die Nordstream-Pipelines mündeten, wurde diese Basis (womöglich) irreversibel zerstört.

Die unmittelbaren Folgen des Energiemangels sowie der damit untrennbar zusammenhängenden wirtschaftlichen Talfahrt Deutschlands und der gesamten EU sind unübersehbar und kaum zu bestreiten. Ein Ersatz für die fehlende Energie ist - zumindest mittelfristig - nicht in Sicht. Diese Lücke werden auch die USA mit ihrem vergleichsweise teuren Fracking-Gas nicht füllen (können). Schon allein aus technischen und logistischen Gründen nicht.

***

In einem Interview, das der Rubikon mit dem früheren US-Geheimdienstoffizier und UN-Waffeninspekteur Scott Ritter kürzlich führte, machte dieser u.a. folgende denwürdige Aussagen (Auszug):

»Wisst ihr [Deutschen] nicht, dass ihr nur als willfährige Kolonie der USA betrachtet werdet? Dass Deutschland nicht aufstehen und für seine Rechte eintreten kann, führte dazu, dass seine Infrastruktur angegriffen wurde. Eure Infrastruktur wurde angegriffen! Eure nationale Sicherheit und euer wirtschaftliches Überleben wurden bedroht. War es Russland? Es waren die USA! Wenn ihr das nicht seht, dann nehmt die deutsche Flagge runter, hisst die amerikanische Flagge und erkennt euren Status als US-Kolonie an. Ich will nicht zu hart sein. Ich bin in Deutschland aufgewachsen. Ich liebe und respektiere das deutsche Volk. Aber nicht im Moment. Um Respekt zu verdienen, muss man sich auch selbst respektieren. (…) Die Sanktionen haben nicht funktioniert und die Deutschen müssen fragen, warum sie es zulassen, dass die EU weiterhin Selbstmord begeht. (…) Nach diesem Winter wird Deutschland keine Wirtschaftsmacht mehr sein. Eure Wirtschaft bricht vor euren Augen zusammen. (…) Warum machen die Deutschen das mit? Die Deutschen klingen, als würden sie wirklich ein Volk von Schafen werden. (…) Europa muss verstehen, dass weder Biden noch Trump das Problem sind. Das Problem sind die USA – egal von welcher Partei unsere politischen Führer kommen. Die USA sind Gift für Europa. (…) Wartet nicht länger auf einen guten amerikanischen Präsidenten, der all eure Probleme lösen wird, sondern löst sie selbst.«

Diese Ansage sollte man kurz sacken lassen, bevor man sich einem anderen Kenner der amerikanischen Politik und insbesondere des militärischen Sektors zuwendet, dem pensionierten Colonel der United States Army, Politikwissenschaftler, Militärtheoretiker, Autor und Berater Douglas Macgregor. Dieser räumte in einem Interview am 11. Oktober bei Clayton Morris eindrucksvoll mit dem Mythos auf, dass die USA (und somit auch deren EU-"Verbündete" ) Russland noch davon abhalten könnten, seine Kriegsziele in der Ukraine zu erreichen.

Auszüge des bei journalistenwatch.com publizierten Transkripts:

»(…) Lassen Sie uns über die Entwicklung dieses Konflikts während der vergangenen sieben Monate reden. Krieg ist nicht statisch, sondern ein sich ständig änderndes Meer. Auch wenn es niemand wahrhaben will im Westen, aber Präsident Putin hat sich in den vergangenen sieben Monaten enorm zurückgehalten beim Gebrauch seiner militärischen Macht. Wir haben nie mehr als höchstens 20 Prozent der russischen Bodentruppen in der Ukraine gesehen. Und viele der regulären Bodentruppen wurden nach den ersten vier Monaten allmählich auch wieder abgezogen, nachdem die ukrainische Armee, die wir über mehrere Jahre aufgebaut hatten, zu einem großen Teil vernichtet worden war. (…)

Was im Moment im Kreml passiert, ist meiner Meinung nach, Putin und seinen Beratern wird klar, daß es keine Chance auf eine Beendigung dieses Konflikts via Verhandlung gibt. An diese Hoffnung hat er sich aber wahrscheinlich geklammert, sogar im April, als wir und London Selenskyj verboten hatten, irgendwelche Kompromisse wie z.B. Neutralität zu akzeptieren. Nun haben wir es mit einem anderen Russland zu tun. Wir haben gestern gesehen, wie in drei Wellen 202 Raketen verschiedene Ziele in der ganzen Ukraine angegriffen haben. Das ist etwas, das sie die ganze Zeit hätten tun können. Sie haben ihre präzionsgelenkten Waffen genauso wie wir. Dieses Mal haben sie aber nicht nur die sogenannte kritische Infrastruktur getroffen, sondern auch das Hauptquartier des Geheimdienstes, einer Organisation, die notorisch damit beschäftigt ist, Leute umzubringen und sie mit vorgehaltener Waffe in feindlliches Feuer zu zwingen und die mit vorgehaltener Waffe Rekrutierungen betreibt, sowie Analysezentren, womit sie zeigten, daß in der Ukraine nirgendwo etwas geschieht, ohne daß sie es wüssten. Nicht einmal in der westlichen Ukraine passiert etwas, ohne daß Moskau davon wüsste. Es gibt dort nichts, das die Russen nicht erreichen und zerstören könnten. Ich denke, wir haben einen kleinen Vorgeschmack davon bekommen, was im Herbst auf uns zukommen wird. Ich sage voraus, daß es großangelegte Bodenoffisiven der Russen geben wird, wenn der Boden erst einmal gefroren ist. Es wird das passieren, was die meisten von uns eigentlich schon am Anfang des Krieges erwartet hatten: Größte Anstrengungen, um die ukrainischen Kräfte komplett zu vernichten. (…)

Die Ukrainer haben tödliche Verluste von ungefähr 100.000 Mann und vielleicht 200 -, 300 – oder sogar 400.000 Verwundete. Das war einmal eine Armee von 600.000 Mann. Bedenken Sie: Wir haben diese Armee über 8 Jahre mit dem Ziel aufgebaut, Russland anzugreifen. Dafür wurde sie geformt. Das ist der Grund, warum die Russen sie angegriffen haben. Außerdem wollten wir Raketen in der Ostukraine stationieren, mit denen wir Russland hätten bedrohen können. Also nochmal: Die Ostukraine musste neutralisiert werden und das ist der Grund, weshalb die Russen dort intervenierten. (…)

Odessa wird an die Russen gehen, auch Charkow – und es gibt nicht viel, das wir dagegen tun können. Niemand im Westen wird etwas dagegen unternehmen können, es sei denn, er will sich in einen Krieg mit Russland begeben. Ich kann aber niemanden erkennen, der das will. (…)

Keine Ahnung, wie es mit Selenskyj weitergeht. Er könnte von seinen eigenen Leuten entfernt werden oder ein Flugzeug zu einem seiner Anwesen besteigen, nach Miami oder nach Venedig fliegen. (…)

Die Russen werden den Unsinn nicht länger mehr hinnehmen. (…)«

***

Setzt man nun die Ausführungen der oben Zitierten - die zweifellos beide über ein profundes Insiderwissen bezüglich US-amerikanischer Politik und der militärischen "Möglichkeiten" der US-Armee verfügen - in einen Kontext zu den aktuellen Geschehnissen, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass wir in Europa ziemlich düsteren Zeiten entgegensehen. Auch wenn uns westliche Propaganda fortwährend etwas anderes suggerieren will.

Es sollte mittlerweile selbst dem hartnäckigsten Denkverweigerer klar werden, dass nicht Russland Krieg mit der Ukraine führt, sondern die USA mit Russland. Und die EU hat sich als treuer Vasall in diesen Krieg hineinziehen lassen.

Seit der Nordstream-Attacke hat sich die Situation dahingehend noch verschärft, dass nun die USA faktisch ihrem treuen Vasallen den Krieg erklärt hat. Wenn man schon die "billige Tankstelle" nicht wird ausschalten können, so kann man zumindest sicherstellen, das Europa nicht mehr billig "tankt".

5
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

invalidenturm

invalidenturm bewertete diesen Eintrag 18.10.2022 19:12:11

Reality4U2

Reality4U2 bewertete diesen Eintrag 18.10.2022 11:03:48

Benni

Benni bewertete diesen Eintrag 17.10.2022 23:30:04

SusiK

SusiK bewertete diesen Eintrag 17.10.2022 21:07:32

philip.blake

philip.blake bewertete diesen Eintrag 17.10.2022 20:27:57

4 Kommentare

Mehr von DeepThought