"Oel"arius und sein Gleitmittel

Jetzt hat er's tatsächlich geschafft, der alte Knäckebanker oder Bänkerknacker, bürgerlichen Namens Christian Olearius, dass das seit vergangenem September wegen der schmierigen Cum-ex-Geschäfte gegen ihn laufende Strafverfahren eingestellt wurde. Aus "Gesundheitsgründen", hieß es. Der heute 85-jährige ehemalige Chef der Hamburger Traditionsprivatbank M.M.Warburg & Co. sei laut medizinischem Gutachten nur noch 45 Minuten pro Tag verhandlungsfähig. Ein Verfahren dieser Größenordnung würde sich somit noch Monate hinziehen und der Beklagte dessen Ende womöglich gar nicht mehr erleben. Gesundheitsgründe eben.

Dumm gelaufen — für den braven Steuernormalo, der diesen Staat mit seinem Geld am Laufen hält und dem das Finanzamt wegen ein paar getürkter Essensbelege ganz schnell mal die Hölle heißmacht.

Milliardenbeträge an der Steuer vorbeizuschleusen scheint angesichts solcher Vorgänge weniger zeitaufwändig zu sein, als Steuerbetrüger anzuklagen und abzuurteilen. Kein Wunder auch, wenn man bedenkt, dass besagter Finanzhai a) offensichtlich ein hochwirksames Schmiermittel nutzte, um durch die Netze der Finanzbehörden zu gleiten wie eine schon vor dem Fang geölte Sardine und b) einer seit Jahren akribisch ermittelnden und sich geltendem Recht und nicht politischen Anweisungen verpflichtet sehenden Oberstaatsanwältin so viele Knüppel zwischen die Beine geworfen wurden, bis diese schließlich völlig entnervt ihren Hut nahm.

Derjenige, der seinerzeit maßgeblich dafür sorgte, dass die kriminellen Geschäfte des Don Warburg wie geölt liefen und zum größten Steuerbetrug in der Geschichte dieses Landes mutierten, avancierte vom Hamburger Bürgermeister über den Finanzminister unter Merkel bis zum, ja wie kann das sein, Bundeskanzler!

In einem funktionierenden Rechtsstaat säßen beide schon lange hinter schwedischen Gardinen.

Die Aufarbeitung dieses Skandals sieht faktisch so aus: Der eine ist nicht mehr verhandlungsfähig, den anderen plagen "Gedächtnislücken". Ein Laptop, der weitere Aufklärung hätte bringen können, war kurzzeitig aus einem Tresor des Untersuchungsausschusses "verschwunden". Dokumente die die Hintergründe beleuchten oder als harte Beweise dienen könnten, wurden vermutlich vorsorglich schon längst entsorgt oder geschwärzt – nur für den Fall, dass irgendein mündiger Staatsbürger auf die Idee käme, diese vielleicht in ein paar Jahren herauszuklagen. Dann dürfte jedoch der ganze Skandal längst aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden sein. Und die 250 Millionen Euro, die im Laufe der Ermittlungen zwar lokalisiert, aber nie beschlagnahmt wurden, bleiben wohl ebenso verschwunden, wie der weltweit per Steckbrief(!) gesuchte Paul Mora, Mitbetreiber einer Briefkastenfirma auf den Cayman-Inseln, den man zum Hauptstrippenzieher in der Cum-ex-Affäre erklärt hat.

Hinweis: Für weitere Informationen zur Causa Cum-ex fragen Sie bitte Ihren Bundesfinanzminister, den Justizminister und auch den amtierenden BundesCumzler — aber halt, ich vergaß, der hat ja Gedächtnislücken und vermutlich immer noch ölige Finger.

PS: Kleine geschichtliche Randnotiz – Die Privatbank M.M. Warburg & Co. ist die Bank, die eng mit der Rothschild Bankendynastie verbunden ist und gemeinsam machte man während des Zweiten Weltkriegs über die Bank for International Settlements (BIZ) fröhlich Geschäfte u.a. mit der Deutschen Reichsbank, der Banca d'Italia, der Bank of England und der Federal Reserve Bank of New York — die ein gewisser Paul Warburg 1913 mitbegründet hatte. So bezahlte Nazi-Deutschland beispielsweise die Zinsen für seine Kriegskredite u.a. mit jüdischem Raubgold. Aber das ist eine andere Geschichte...

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