Parallelen, die nur Wenige sehen wollen – oder ein sich wiederholendes Muster hegemonialer "Schachzüge"?

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Selenskij will die USA/NATO – die eigentlichen Kriegsherren in der Ukraine – in einen offenen Krieg mit Russland nötigen. Dasselbe Spielchen spielt Netanjahu, der die USA und den kollektiven Westen zum offenen Krieg gegen den Iran aufstachelt. So stellt es sich zumindest vordergründig dar, wenn man das aktuelle Geschehen oberflächlich betrachtet.

Man vergisst dabei allzu leicht, dass die seit langem existierende geopolitische Agenda der USA die Annihilierung Russlands und Irans* einschließen (die zionistischen Komponenten beider Konflikte seien an dieser Stelle außen vor gelassen, da sie für diesen Beitrag keine vorrangige Rolle spielen).

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*»Dies ist ein Memo, das beschreibt, wie wir sieben Länder in fünf Jahren ausschalten werden, beginnend mit dem Irak und dann Syrien, Libanon, Libyen, Somalia, Sudan und bis hin zum Iran.« –Ein namentlich nicht genannter General der Vereinigten US-Generalstabschefs zum damaligen obersten General und NATO-Kommandeur Wesley Clark etwa 10 Tage nach 9/11. Clark erzählte diese Anekdote in einem Interview mit der Journalistin Amy Goodman im März 2007. [Korrigiert 22.10.: Das Interview war im März 2007, nicht 2003]

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Mit Blick auf diese Hintergründe mag es kaum verwundern, dass die USA, um ihre Ziele zu erreichen, nach gleichem Muster Stellvertreterkriege in der Ukraine und im Nahen- und Mittleren Osten führen — mit Selenskij als "Feldherr" an der "Ostfront" und Netanjahu als "Gouverneur der Provinz Naher Osten" und designierter "Kriegsherr" in einem zukünftigen Krieg gegen Iran.

Abgesehen davon, dass der ambitionierte Plan, "7 Länder in fünf Jahren auszuschalten", seit 2006 als gescheitert betrachtet werden muss, scheinen etwaige Folgepläne gerade auch nicht ganz rund zu laufen. Denn in der Ukraine wird man zusehends "kriegsmüde", mit Iran will zwar Netanjahu – die USA jedoch derzeit nicht – in einen offenen Krieg eintreten und mit China kommt noch ein weiterer, viel mächtigerer Gegner hinzu, der neben den eigenen Ambitionen zur Weltmacht Nr.1 aufzusteigen, zu allem Unheil auch noch enge Beziehungen mit den beiden vorgenannten Erzfeinden der USA pflegt.

Die USA stehen vor einem Dilemma: Auf welchen Gegner soll man sich konzentrieren? Auf Russland, das in der Ukraine zuletzt immer mehr an Boden gewinnt? Den Iran, dessen derzeitige Position in der Region – nicht zuletzt gestärkt durch eine jahrzehntelange völlig verfehlte US-Politik betreffend Afghanistan, den Irak, Syrien, Gaza, den Libanon, Jemen oder auch Libyen – jegliche Hoffnung der Amerikaner auf einen "schnellen Sieg" zu nichte gemacht haben dürfte? Oder auf China, das sich anschickt, dem angeschlagenen US-Imperium bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit endgültig die Vormachtstellung in der Welt zu entreißen?

Im Moment zeichnet sich ab, dass die USA ihre Prioritäten verschieben (müssen):

Während der Krieg in der Ukraine zwar kategorisch weiter mit ohrenbetäubendem Säbelrasseln eskaliert wird, schwindet jedoch zunehmend die Unterstützung für diesen. Man versucht stattdessen, die europäischen NATO-Vasallen in die Pflicht zu nehmen. Auch die Rufe nach Friedensverhandlungen und einem Ende des Krieges werden wieder lauter. Jedoch wohl eher aus nüchternem Kalkül heraus zu retten was noch zu retten ist — sprich um zu sichern, was man noch an ukrainischem Territorium (für die weitere Ausbeutung) sichern kann. Möglicherweise aber auch um diesmal der NATO mehr Zeit für die Vorbereitung des nächsten größeren Krieges gegen Russland zu verschaffen — man erinnere sich an das Minsker Abkommen.

Gleichzeitig verstärken die USA massiv ihre militärische Präsenz im Nahen Osten und "erhöhen ihren Einsatz" bezüglich Waffenlieferungen und finanzieller Unterstützung des Netanjahu-Regimes – auch wenn, ähnlich wie jetzt beim Ukrainekrieg, gleichzeitig "Friedensbemühungen" geheuchelt werden. Letztlich gilt es wohl vor allem, die geostrategische wie auch die geoökonomische Vormachtstellung in der Region zu halten und zu sichern. Ein offener Krieg mit Iran soll zu diesem Zeitpunkt allem Anschein nach (noch) vermieden werden, wenngleich im Hintergrund nach bisher unverifizierten geleakten Informationen angeblich schon Vorbereitungen für diesen getroffen werden.

Wobei sich die Zurückhaltung der USA wohl am ehesten dadurch erklären lässt, dass sich mit der zunehmenden Verschärfung des "Taiwan-Konflikts" immer mehr die Entstehung einer zukünftigen dritten Front abzeichnet, die die USA nicht nur in wirtschaftlicher und militärischer Hinsicht sondern auch in Bezug auf ihre ohnehin schwindende hegemoniale Macht in arge Bedrängnis bringen könnte.

China kann es sich leisten abzuwarten, bis sich die USA an den anderen beiden Fronten so sehr verausgabt haben, dass ihre Position an einer dritten von vornherein geschwächt ist. Dass die USA es sich leisten können, noch länger abzuwarten, bis sie ihre Prioritäten erneut verschieben und den Fokus auf Taiwan bzw. China richten, wird unter den gegebenen Umständen zunehmend unwahrscheinlicher.

Legt man zudem dasselbe Muster zugrunde wie beim Ukrainekrieg oder dem Krieg im Nahen Osten, erscheint es durchaus denkbar, dass Taiwan "die nächste Ukraine" bzw. "das nächste Israel" werden könnte. Wenn es soweit käme, stünden die USA (und ihre Allierten) de facto an drei Fronten drei mächtigen Gegnern gegenüber — in diesem Fall auch noch Gegnern, deren Bündnis aufgrund des aggressiven Gebarens der USA seit geraumer Zeit immer enger zu werden scheint und die gemeinsam (und erst recht mit Hilfe möglicher weiterer Verbündeter) durchaus in der Lage wären, dem US-Imperium die Stirn zu bieten.

Abschließend sei noch bemerkt, dass die Amerikaner ihre militärischen Desaster in Afghanistan und im Irak wohl noch nicht völlig vergessen haben dürften — womöglich ebensowenig wie die Tatsache, dass ihnen im Fernen Osten das sprichwörtliche "Kriegsglück" noch nie hold war.

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»Gott schuf den Krieg, damit die Amerikaner Geografie lernen.« ~Mark Twain

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